Landwirte könnten über 20 Prozent Diesel sparen – wenn sie richtig vorgehen, so der Bund. In der Westschweiz fanden bereits spezielle Fahrkurse für Bauern statt. Doch nun stockt das Projekt.
150 Millionen Liter Diesel: So viel verbrauchen Traktoren und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge in der Schweiz pro Jahr. Dabei ginge es mit deutlich weniger. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Bundesrat kürzlich verabschiedete. Darin legt er dar, wie der hohe Energiebedarf in der Landwirtschaft gesenkt werden könnte.
Gerade beim Treibstoff ist das Potenzial gross. «Es gibt bei Traktoren viel mehr Möglichkeiten, den Verbrauch zu reduzieren, als bei einem Auto», erklärt Sylvain Boéchat. Er hat 2014 für die Beratungszentrale Agridea zusammen mit Partnern ein Konzept für einen «Eco-Drive-Kurs» erarbeitet. Darin lernen Landwirte, wie sie den Treibstoffverbrauch senken können. «15 bis 20 Prozent lassen sich problemlos einsparen», sagt Boéchat. Gemäss Erfahrungen aus Frankreich könne der Verbrauch bei «konsequenter Umsetzung» sogar um etwa 20 bis 30 Prozent reduziert werden, heisst es im Bericht des Bundesrats.
Wie beim Auto kann auch beim Traktor durch eine angepasste Fahrweise und dem richten Reifendruck Treibstoff gespart werden. Auch die Arbeitsmethode hat Einfluss: Wird etwa der Boden etwas weniger tief umgepflügt, sinkt der Verbrauch. In der Westschweiz haben mehrere Eco-Drive-Kurse nach dem erarbeiteten Konzept stattgefunden. Doch danach schlief das Projekt ein. Boéchat, der inzwischen nicht mehr bei Agridea arbeitet, sagt: «Wir haben um die 40 Personen ausgebildet, die den Kurs leiten könnten. Unsere Rolle ist beendet.» Teile des Kurskonzepts seien aber mancherorts in Aus- und Weiterbildung eingeflossen. «Und es gibt bereits Überlegungen, wie das Konzept in der Praxis besser umgesetzt werden kann», sagt Boéchat.
Eine Schule, bei welcher der Treibstoffverbrauch thematisiert wird, ist das Landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof in Landquart. «Wir versuchen, mit möglichst praxistauglichem Anschauungsunterricht unseren Lernenden dieses Thema verständlich aufzuzeigen», erklärt Erwin Bärtsch, der am Plantahof praktischen Unterricht im Fach Mechanisierung erteilt. Anhand von umgebauten Motoren werde den Lernenden aufgezeigt, wie sich beispielsweise ein verstopfter Luftfilter auf den Treibstoffverbrauch auswirkt. Auch beim Bauernverband und speziell bei der Energie- und Klimaschutzagentur AgroCleanTech ist Treibstoffsparen laut Sprecherin Sandra Helfenstein ein aktuelles Thema. Eigene Kurse anzubieten, stehe aber nicht im Vordergrund. Vielmehr sollen dafür geeignete Partnerschaften gesucht werden.
Im Bericht des Bundesrats werden Eco-Drive-Kurse als Massnahme vorgeschlagen, um den Energiebedarf zu reduzieren. Skizziert werden zwei Möglichkeiten: Die Kurse könnten von kantonalen landwirtschaftlichen Beratungsstellen angeboten oder in der landwirtschaftlichen Grundbildung verankert werden. Als Schlüssel zum Erfolg sieht der Bundesrat die Bauern selbst: «Der Erfolg der Massnahme steht und fällt mit der Motivation der Landwirte für den Kursbesuch beziehungsweise für die spätere Anwendung.»
Zusätzlichen Druck könnte der Bund durch steuerliche Änderungen schaffen. Momentan können sich Landwirtschaftsbetriebe die Mineralölsteuer teilweise rückerstatten lassen. Würde der Bund dies ändern, wäre Diesel für die Bauern teurer – was die Motivation erhöhen dürfte, den Verbrauch zu senken. Im Bericht wird auch diese Massnahme erwähnt. Sie wäre wohl so gar nicht im Sinne von Bauernverbandsdirektor Jacques Bourgeois (FDP/FR), auf dessen Initiative der Bundesrat den Bericht erstellte. Entschieden ist indes noch nichts: Die Vorschläge sollen lediglich als Diskussionsgrundlage dienen.
Maja Briner