Genossenschaften bieten mit ihren demokratischen Strukturen als Innovationsmotor eine Alternative zu rein gewinnorientierten Unternehmensformen. Deshalb sollen sie gefördert und gestärkt werden. So lautet das Fazit des ersten nationalen Kongresses der Genossenschaften in Luzern.
Über 800 Millionen Menschen in über hundert Ländern sind Mitglieder von Genossenschaften, führte Lutz Freitag, Ehrenvorsitzer des Verbandsrates der Deutschen Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen (DESWOS), aus. Doch das vielfältige und unspektakuläre Wirken werde verkannt.
Die öffentliche Wahrnehmung von Genossenschaften bleibe weit hinter deren weltweiter wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung zurück, sagte Freitag laut Redetext. In der Wirtschaftsberichterstattung stünden meist börsenkotierte Aktiengesellschaften im Vordergrund.
Freitag ist überzeugt, dass Genossenschaften einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme leisten können. Die Diskussion konzentriere sich jedoch auf das Pro und Kontra der Shareholder-Values sowie auf Massnahmen zur Bewältigung der Globalisierung und der Staats- und Schuldenkrise.
Dass die Förderung der Genossenschaften eine gute Basis hat zeigt eine Umfrage zum UNO-Jahr der Genossenschaften 2012. 91 Prozent der Schweizer Bevölkerung, so Raiffeisen-Direktor Hilmar Gernet, verknüpften mit dem Begriff Genossenschaft positive Assoziationen. Im Vergleich etwa zu Aktiengesellschaften verfügten Genossenschaften über ein hohes Vertrauen.
Nationalrats-Vizepräsident Ruedi Lustenberger (CVP/LU) kann sich vorstellen, dass Genossenschaften eine Renaissance erleben. Zwar sei noch keine grosse Debatte losgetreten worden. Das Thema stosse aber im eidgenössischen Parlament verstärkt auf Interesse. Der Wunsch nach einer gerechteren und nachhaltigeren Wirtschaft sei unüberhörbar.
Organisiert wurde der erste nationale Genossenschaftskongress von der IG Genossenschaftsunternehmen (IGG). Sie wurde 2010 gegründet und richtete am Institut für Unternehmensrecht der Universität Luzern ein Kompetenzzentrum ein. Mitglieder der IGG sind: Mobiliar, fenaco, Raiffeisen, Allgemeine Baugenossenschaft Zürich, Mobility car sharing und Wohnbaugenossenschaften Schweiz.
sda