Der SVP-Nationalrat Guy Parmelin vertritt auf dem SVP-Bundesratsticket die Westschweiz. Er verkörpert Waadtländer Gutmütigkeit und zugleich die Blocher-Linie innerhalb der Partei. Ein Porträt.
«Ich vertrete zu 95 Prozent das Parteiprogramm der SVP, mit einigen Abweichungen in Gesellschaftsfragen wie zur Abtreibung oder der Präimplantationsdiagnostik, für die ich Ja gestimmt habe», sagte der Landwirt und Weinbauer aus Bursins jüngst in der Waadtländer Zeitung «La Côte».
Der Mann ist nicht einfach einzuordnen: Vor seiner Ausbildung an der Landwirtschaftsschule in Marcelin VD schloss er die Maturität mit Schwerpunkt Latein und Englisch ab. Heute widmet er den grössten Teil seiner Zeit der Politik und noch ungefähr 20 Prozent seinem Hof.
Guy Parmelin besitzt zusammen mit seinem Bruder ein Landgut von 36 Hektaren, darunter fünf Hektaren Weinberge. Er bringt keinen Wein auf den Markt, aber vertreibt ungefähr 3000 Flaschen pro Jahr an seine Familie, Freunde und Bekannte.
In Lausanne hinterliess er das Bild eines pragmatischen SVP-Politikers nahe der Mitte. Er sass zwischen 2000 und 2004 im Waadtländer Grossen Rat und präsidierte die Kantonalpartei. Den Einzug in den Nationalrat schaffte er 2003.
Nach dem Tod des Waadtländer SVP-Staatsrates Jean-Claude Mermoud 2011 galt er als dessen natürlicher Nachfolger. Er stellte sich jedoch nicht als Kandidat zur Verfügung, worauf die SVP ihren Sitz in der Waadtländer Kantonsregierung verlor. Das wird ihm bis heute immer wieder vorgeworfen.
Für den Bundesrat interessierte er sich hingegen bereits vor vier Jahren, musste aber seinem Freiburger Parteikollegen Jean-François Rime den Vortritt lassen.
«Ich denke, dass der richtige Moment jetzt gekommen ist. Aber ich bin mir bewusst, dass bereits zwei Romands im Bundesrat sitzen», sagte Parmelin bei der Lancierung seiner Kandidatur. Er präsentierte sich vor allem als Vertreter des Genferseebogens und betonte, das Kollegialitätsprinzip zu achten.
Im Nationalrat machte der Waadtländer sich bisher mit soliden Dossierkenntnissen und der Bereitschaft zum Dialog einen Namen. Er präsidiert die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) und gehört auch der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) an. Seit er auf der nationalen Bühne politisiert, haben sich seine Positionen verhärtet.
Parmelin zeigt sich in der Form milder als im Inhalt: «Es kommt auch auf die Art und Weise an, wie man Sachen sagt. Man muss weder brüllen noch ein übertriebenes Vokabular benutzen.»
Bei der Abstimmung zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) vom 6. Dezember 1992 legte Parmelin - «noch jung und naiv» - ein Ja in die Urne. Nun sitzt er 20 Jahre später im Komitee der Zuwanderungsinitiative der SVP, über deren Umsetzung sich die Landesregierung derzeit den Kopf zerbricht.
sda