SRF-Arena
Chefökonom über Credit Suisse: «Bankenkrisen kann man nicht weg regulieren»

In der «Arena» diskutierten eine SP-Politikerin, ein SVP-Politiker und zwei Chefökonomen über die Credit Suisse. Eigentlich waren sich die Diskussionsteilnehmer bei vielen Themen einig – dennoch fiel man sich regelmässig ins Wort.

Juliette Baur, watson.ch
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Die Credit Suisse, das Sorgenkind des Schweizer Finanzplatzes, war am Freitagabend Thema der «Arena». Dies entschied die Reaktion aufgrund der drängenden offenen Fragen kurzfristig. Im Studio zu Gast waren:

  • Céline Widmer, Nationalrätin SP/ZH
  • Klaus Wellershoff, ehemaliger Chefökonom Schweizer Bankverein, ehemaliger Chefökonom UBS
  • Daniel Lampart, Chefökonom Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB
  • Thomas Matter, Nationalrat SVP/ZH, Bankunternehmer

Das Thema einen Tag vor Sendetermin von der Energiekrise auf die Krise der CS abzuändern, erscheint als sinnvoll. Denn die Emotionen der Gäste kochten aufgrund der Aktualität und Relevanz des Themas hoch. Die Argumente sprudelten nur so aus ihnen hervor.

Doch von Anfang an: Die Sendung begann harmonisch. Verdächtig harmonisch.

Einigkeit zu Beginn der Sendung

Alle Gäste waren sich zu Beginn einig: Der Sinkflug, auf dem sich die CS nach dem Konkurs der Silicon Valley Bank befindet, sei besorgniserregend und man müsse die Situation dringend genau analysieren.

Auch über den Punkt, dass ehemalige Topmanagement der Bank die Hauptschuld an den aktuellen Problemen der CS trage, herrschte bei allen Diskussionsteilnehmerinnen Einigkeit.

Doch wie kann der Schweizer Finanzplatz grössere Schäden abwehren? Wie sollen die Regierung und das Parlament weiterverfahren? Bei diesen essenziellen Fragen schieden sich die Geister.

Ewiger Streit über die Regulierungen

Die linke Seite pochte darauf, dass man den Finanzmarkt strenger reguliert werden müsse, die vorherrschenden Anreize seien falsch und das aktuelle System sei nicht nachhaltig.

Der Streit darüber, ob der Markt genügend reguliert sei oder nicht, kam während der 70-minütigen Sendung regelmässig – gefühlt alle fünf Minuten – auf.

Klaus Wellershoff, der ehemalige Chefökonom Schweizer Bankverein, der sich zur rechten Seite des Moderators befindet, hatte zur stärkeren Regulierung, welche die linke Seite forderte, eine klare Meinung: «Bankenkrisen sind nichts, was man weg regulieren kann.»

Klaus Wellershoff, ehemaliger Chefökonom Schweizer Bankverein.

Klaus Wellershoff, ehemaliger Chefökonom Schweizer Bankverein.

Screenshot SRF Arena

Und noch einer wollte von einer stärkeren Regulierung nichts wissen: der SVP-Nationalrat Thomas Matter. Er sagte, dass der amerikanische Finanzmarkt der am stärksten regulierte Markt der Welt sei und doch würden die Krisen immer dort beginnen. Er schlussfolgerte: «Wenn ein Mitarbeiter kriminell ist, kann man noch so stark regulieren, es kann immer etwas passieren.»

SVP-Nationalrat und Bankunternehmer Thomas Matter.

SVP-Nationalrat und Bankunternehmer Thomas Matter.

Screenshot SRF Arena

Bonizahlungen sorgen für Aufruhr

Ein weiteres Anliegen der linken Seite: Die Boni müssen weg – oder zumindest grundlegend überdacht und deren System umstrukturiert werden.

Lampart ist der festen Überzeugung, dass die ehemaligen Topmanager ein Boni-System geschaffen hätten, von dem die normalen Mitarbeitenden nicht profitieren würden. Aber die Manager selbst hätten einen riesigen Profit daraus geschlagen und eine «Unkultur» geschaffen. Er kritisierte dieses Boni-System, welches auf zu viel Risiko ausgelegt sei, scharf und sagt: «Wenn man keine Verantwortung wahrnimmt, dann wird man reguliert.»

Matter hört Lampart aufmerksam zu, möchte ihm sogar teilweise zustimmen und sagt: «Ich verurteile das auch. Aber es ist nicht die Sache des Staates ...» Da fällt ihm Lampart mehrmals ins Wort.

Matter verdreht die Augen und verlässt sein Pult. Scheinbar möchte er damit symbolisieren, dass Lampart ihn doch nun endlich ausreden lassen soll. Die Szene hat eine gewisse Situationskomik. Matter schmunzelt – Lampart ebenso.

Daniel Lampart, Chefökonom Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB.

Daniel Lampart, Chefökonom Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB.

Screenshot SRF Arena

Der Moderator Mario Grossniklaus interveniert und sagt: «Herr Matter! Kommen Sie zurück!» Grossniklaus ermahnt die vier, dass sie sich nun endlich ausreden lassen müssten, sonst funktioniere das nicht.

Die Situation entspannt sich wieder. Vor allem eine bringt Ruhe in die Runde: SP-Nationalrätin Céline Widmer.

SP-Nationalrätin Céline Widmer.

SP-Nationalrätin Céline Widmer.

Screenshot SRF Arena

Auch sie hat eine klare Haltung zu dem Boni-System. Sie erklärt, dass man bei systemrelevanten Banken die Zahlung von exorbitanten Boni unbedingt verhindern müsse – idealerweise gesetzgeberisch.

Bei den Boni waren sich eigentlich wieder alle einig: Es könne nicht sein, dass Manager von systemrelevanten Banken dermassen hohe Boni-Beträge erhalten, denn so würden die Banken längerfristig gefährdet.

Dennoch gerieten die Diskussionsteilnehmer auch im weiteren Verlauf der Sendung – meist wegen der unterschiedlichen Regulierungsansätze – immer wieder aneinander.

Am Ende der Sendung stellte Widmer nochmals die Fragen in den Raum, mit der die Sendung eigentlich begonnen hat: «Wie weiter? Wer oder welcher Mechanismus hat versagt?»

Zu diesen Fragen gibt es aktuell noch keine Antworten, sie müssen grundlegend aufgearbeitet werden. Aber mit der Diskussion in der «Arena» wurde klar, wie sich die SP und SVP – vor allem hinsichtlich einer stärkeren Regulierung des Finanzplatzes Schweiz – positionieren.