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Mit dem Rücktritt von Philippe Rebord wird auch die Erinnerung an seine Vorgänger wach. Mit Ruhm bekleckert haben sich diese nicht. Tiefpunkt war Roland Nef, der über eine Stalking-Affäre stolperte und bereits nach sieben Monaten gehen musste. Für Skandälchen sorgten auch die Armeechefs André Blattmann sowie Christophe Keckeis.
Was viele nicht wissen: Einen eigentlichen Chef der Schweizer Armee in Friedenszeiten gibt es erst seit 2004. Vorher kannte die Armee mit dem Generalstabschef lediglich einen Primus inter Pares» in der Kommission für Landesverteidigung, der alle Kommandanten grösserer Verbände angehörten.
Christophe Keckeis war verantwortlich für die Umsetzung der Armee XXI, die unter anderem den Truppenbestand von 320'000 auf 120'000 Mann reduzieren sollte. Keckeis' Amtszeit verlief relativ geordnet, erst gegen das Ende seiner Amtszeit kam er ins Gerede. Anlass war das Buch zu seiner Bilanz als Armeechef.
Das Verteidigungsdepartement hatte dem Buchverlag zugesagt, 5000 Exemplare für den Preis von 100'000 Franken zu erwerben. Das Buch wollte die Armee höheren Offizieren als Geschenk überreichen. Es hagelte Kritik, worauf der damalige Verteidigungsminister Samuel Schmid schliesslich entschied, auf den Kauf zu verzichten.
Es war einer der grössten Skandale der jüngsten Schweizer Politgeschichte. Nach gut einem halben Jahr musste Armeechef Roland Nef seinen Posten bereits räumen. Grund waren Medienberichte über schwere Stalking-Vorwürfe seiner Ex-Freundin.
Demnach soll Nef seine frühere Partnerin monatelang mit Mails, SMS und Anrufen belästigt haben. Auch soll er in ihrem Namen Sexinserate beantwortet und ihre Telefonnummer sowie Privatadresse bekannt gemacht haben.
Politisch brisant daran war: Verteidigungsminister Samuel Schmid war über diese Vorwürfe unterrichtet, erachtete sie aber als unerheblich, da die Ex-Freundin ihre Strafanzeige kurz vor der Wahl - gegen eine Zahlung zur Wiedergutmachung - zurückgezogen hatte. Das heisst: Der Gesamtbundesrat wählte Nef, ohne die leiseste Ahnung der Stalking-Vorwürfe zu haben.
Zuerst übernahm André Blattmann den Chefposten interimistisch, dann offiziell. In seiner langen Amtszeit sorgte er mit Äusserungen immer wieder für Stirnrunzeln. 2010 bezeichnete er in einer Sitzung der sicherheitspolitischen Kommission Staaten wie Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und Portugal als «Risikoländer».
Zum Gespött der Öffentlichkeit machte er sich in einem Interview, in dem er über seinen persönlichen Notvorrat sprach. 30 bis 40 Sechserpackungen Mineralwasser, Konservenbüchsen und Cheminéeholz habe er in der Hinterhand, sagte er mit dem Verweis auf die schwierige Sicherheitslage. «Vielleicht müsste man den Leuten sagen: Es ist gut, wenn ihr ein paar Vorräte für den Notfall zu Hause habt.»
Das neue Zivildienst-Gesetz, das die Gewissensprüfung abschaffte, war für ihn ein «Betriebsunfall». Und «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz, der interne Dokumente zum Luftabwehrsystem Bodluv publik machte, bezeichnete er vor 150 Generalstabsoffizieren als «Sandro Kotz, äh Brotz». Den Whistleblower wiederum, der die Informationen weitergab, wollte er im übertragenen Sinne «auf die Schlachtbank führen».
Die Hauptaufgabe Philippe Rebords lag in der Umsetzung des Umbauprojekts «Weiterentwicklung der Armee», mit der die Truppenstärke auf 100'000 Personen reduziert werden soll, sowie in der Neubeschaffung des Luftverteidigungssystems Bodluv und des neuen Kampfjets.
Verglichen mit seinen Vorgängern zeichnete sich Rebord durch einen sanften Auftritt aus. Symbolträchtig war seine Entscheidung, den neuen Rekruten in den ersten RS-Wochen das Tragen von Turnschuhen zu erlauben wie auch «Handy-Viertelstunden» zu gewähren.
In Rebords Amtszeit fielen allerdings auch die jüngsten Spesenskandale. Unter anderem liess die Armee die Partnerinnen zu Seminaren des Kaders mit dem Helikopter für Golfkurse und andere Freizeitaktivitäten einfliegen. Eine Administrativuntersuchung entlastete Philippe Rebord persönlich, als Armeechef trägt er allerdings eine Mitverantwortung für die Verfehlungen seiner Untergebenen.