Reaktionen Economiesuisse, der Schweizerische Arbeitgeberverband und der Schweizerische Gewerbeverband arbeiten an einer Einheitsfront, um die Rentenreform an der Volksabstimmung vom 24. September zu versenken, wie Recherchen unserer Zeitung zeigen. Welcher Wirtschaftsverband dabei welche Rolle spielen wird, ist noch unklar.
Inhaltlich geisselten der Arbeitgeberverband und Economiesuisse am Donnerstag die Reform in einem Communiqué scharf. Das Parlament habe eine unsolidarische Vorlage geschaffen und das Ziel einer nachhaltigen Sanierung komplett aus den Augen verloren. Gar nicht goutiert wird der 70-Franken-Zustupf für AHV-Neurentner. Ein AHV-Ausbau mit der Giesskanne und ohne Schuldenbremse werde die AHV in den Ruin treiben. Der Gewerbeverband moniert derweil, die junge Generation, die Konsumenten und die kleinen und mittleren Unternehmen müssten wegen der höheren Lohn- und Mehrwertsteuerabgaben die Zeche für die «Scheinreform» zahlen.
Ob die Gewerkschaften die Altersreform geschlossen mittragen werden, ist offen. Die Spitze des Dachverbandes, der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), ist dafür. Der St. Galler SP-Ständerat und SGB-Präsident Paul Rechsteiner räumt aber ein, dass die Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 Jahre eine bittere Pille sei. Der SGB wird die Parole nächste Woche fassen. Die Delegierten der Gewerkschaft Unia beschliessen ihre Parole bereits morgen und hadern ebenfalls mit der Erhöhung des Frauenrentenalters. Ob ein Ja oder ein Nein resultiert, ist laut einem Sprecher völlig offen. Aus dem gleichen Grund Widerstand angekündigt hat gestern die Partei Solidarités. Sie zählt in der Westschweiz einige hundert Mitglieder und positioniert sich links der SP. In einem Blog-Beitrag hat Juso-Präsidentin Tamara Funiciello dazu aufgerufen, die Reform auf der Strasse zu bekämpfen. Die Frauen müssten diese zu einem grossen Teil finanzieren, seien aber beim Lohn noch immer diskriminiert. Im Anti-Rentenreformboot rudern auch die Jungfreisinnigen mit, aber aus anderen Motiven. Die Reform werde einseitig zu Lasten der Kreditkarte der Jungen gebucht, teilte die Partei mit.
Der Schweizerische Pensionskassenverband Asip rühmt derweil die Vorlage. Sie biete eine Chance, die Altersvorsorge als Ganzes und insbesondere die berufliche Vorsorge zu sichern.
Kari Kälin