Demonstration
«Zurück in die Freiheit»: Coronaskeptiker rufen zur Kundgebung in Zürich auf

Mit einer Kundgebung in Zürich sowie hunderten E-Mails an Politiker wehrt sich eine illustre Truppe gegen die aktuelle Coronapolitik.

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Bereits im Mai protestierten Demonstranten in Bern gegen die Corona-Massnahmen. Die Kundgebung in Zürich könnte aber deutlich grösser werden.

Bereits im Mai protestierten Demonstranten in Bern gegen die Corona-Massnahmen. Die Kundgebung in Zürich könnte aber deutlich grösser werden.

Manuel Lopez / KEYSTONE

Sie kritisieren die Maskenpflicht, das Covid-19-Gesetz, überhaupt all die Coronamassnahmen: Unter dem Motto «Zurück in die Freiheit» ruft ein wilder Strauss an Gruppierungen für heute Samstag zur Kundgebung in Zürich auf. Angestossen hat diese Patrick Jetzer von «wirsindanderermeinung.ch», einer Gruppierung, die während des Lockdown gegründet wurde.

Die Hauptforderung der Demo: Das Notrecht muss weg, die besondere Lage aufgehoben werden. «Mein Wunsch wäre, dass wir auch mit Passanten ins Gespräch kommen», sagt Jetzer. Der gelernte Pharmaspezialist rechnet mit ungefähr 500 Teilnehmenden, schränkt aber ein, es sei schwierig, eine Prognose zu machen. Andere Organisationen erwarten deutlich mehr Zulauf – und zwar auch aus Deutschland.

Unterstützung durch verschiedenste Gruppierungen

Die Kundgebung solle dazu dienen, das «Lager des Widerstands» weiter zu vergrössern und zu mobilisieren, erklärt Daniel Regli von der Gruppierung Bürgerforum Schweiz, welche die Kundgebung unterstützt. Sie hatte im Juni in Bern eine Demo organisiert. Regli selber ist kein Unbekannter: Der ehemalige Zürcher SVP-Gemeinderat organisiert die Antiabtreibungs-Demos «Marsch fürs Läbe».

Die Kundgebung in Zürich wird von einem Dutzend Gruppierungen unterstützt. Einige davon wurden explizit als Reaktion auf die Coronamassnahmen des Bundesrats gegründet, andere sind altbekannt – wie etwa das Netzwerk Impfentscheid um Daniel Trappitsch. Was die Gruppierungen eint: Sie halten die Coronamassnahmen für völlig unverhältnismässig.

Sie argumentieren etwa, bei Grippewellen habe es in der Schweiz auch schon mehr Tote gegeben als durch Covid-19. Dass es ohne die Schutzmassnahmen viel mehr Fälle und Tote gegeben hätte, wie Wissenschafter betonen, blenden sie aus.

Widerstand ist angekündigt: Die Antifa Zürich rief bereits Mitte Monat auf Twitter dazu auf, den Fundis» und «Verschwörungstheoretikerinnen und Verschwörungstheoretiker» zu zeigen, dass sie in Zürich nicht willkommen seien.

«Maske erst aufsetzen, wenn es die Polizei verlangt»

Fraglich ist, ob alle Demonstranten eine Maske tragen werden. Zwar weisen manche Gruppierungen darauf hin, dass an Kundgebungen eine Maskenpflicht gilt. Sie schieben jedoch nach: «Verstösse sind nicht mit Busse bedroht.» Auf Facebook lautet ein Ratschlag in einer einschlägigen Gruppe: Am besten dünne Maske nehmen, «oft können Layer entfernt werden, dass man genug Luft bekommt». Und weiter: «Erst aufsetzen, wenn die Polizei dies verlangt.»

Für Schlagzeilen hatte Anfang Monat eine grosse Anticorona-Demo in Berlin gesorgt, bei der viele keine Masken trugen und die Abstandsregeln nicht einhielten. Eine erneute Kundgebung, die für heute Samstag angekündigt ist, wurde von den Behörden verboten, ein Gericht kippte den Entscheid gestern jedoch.

Anders in Zürich: Patrick Jetzer hat eine Bewilligung der Behörden eingeholt. Die Stadtpolizei Zürich bestätigt, dass eine stehende Kundgebung bewilligt wurde. Auf gewissen Flyern wird indes nicht nur zur Demo, sondern etwa auch zu einer unbewilligten «Covid-19-Parade» durch Zürich aufgerufen. Davon distanziert sich Jetzer.

Politiker werden mit E-Mails überhäuft

Nicht nur auf der Strasse, auch auf politischer Ebene versuchen Coronaskeptiker, Druck zu machen. National- und Ständeräte berichten, sie erhielten derzeit Dutzende oder gar Hunderte E-Mails mit dem teils identischen Inhalt.

Das Parlament berät demnächst über das Covid-19-Gesetz. Mit diesem sollen unter Notrecht getroffene Massnahmen in ordentliches Recht überführt werden. Gruppierungen wie die Freunde der Verfassung wollen dies verhindern – notfalls mittels Referendum.