Pieterlen
505 Meter über den Wolken: Gleitschirmflieger fliegt zum Weltrekord

Der Pieterler Gleitschirmflieger Michael Küffer flog in 11 Stunden 505 Kilometer in Brasilien in der Kategorie «Streckenflug mit definiertem Ziel» zum Weltrekord.

Anke Eckardt
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Die Gleitschirmflieger machen sich bereit
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Die Gleitschirm-Rekordjäger
Flug über Caico
Der glückliche Weltrekordpilot, der in Pieterlen aufgewachsen ist
Eindrücke vom Gleitschirmfliegen
über den Wolken...

Die Gleitschirmflieger machen sich bereit

zvg

Michael Küffer stellte am 9. Oktober in Brasilien einen Weltrekord in der Kategorie «Streckenflug mit definiertem Ziel» auf. Nach 11 Stunden erreichte der in Pieterlen aufgewachsene Sportler das 505 Kilometer entfernt liegende Ziel.

Mit seinen zwei Teamkollegen der Schweizer Gleitschirmliga reiste Michael Küffer vor rund vier Wochen nach Caicó, in den Nordosten von Brasilien, um einen Weltrekord im Streckenweitflug aufzustellen. Die Voraussetzungen sind im September und Oktober in dieser Gegend dafür optimal. Deshalb versammeln sich dort Piloten aus der ganzen Welt, um bei den konstant herrschenden Winden und der starken Thermik ihr Können zu zeigen. Begünstigend für Langstreckenflüge ohne grössere Hindernisse ist die Topografie der Landschaft, welche sehr flach ist.

Versuche während zehn Tagen

Um 4.30 Uhr standen die Schweizer Piloten 10 Tage nacheinander auf, um zum Startplatz zu fahren und sich dort auf den Flug vorzubereiten. Nach zwei Stunden waren sie parat. Sobald die Bedingungen gut waren, ging es mit Hilfe der Seilwinde in die Luft. Nebst einer möglichst weiten Strecke strebten sie jeweils auch einen punktgenauen Flug in der Kategorie «Straight Distance to a declared Goal» an. Bei dieser Disziplin wird vor dem Start das Zielgelände definiert. Oft mussten sie aber nach mehr oder weniger weit geflogenen Distanzen wegen der fehlenden Thermik landen gehen oder den Flug aufgeben, weil sie realisierten, dass das anvisierte Ziel nicht zu schaffen war.

Vögel zeigten, wo die Thermik ist

Am 9. Oktober kurz nach 7 Uhr versuchten die drei es ein weiteres Mal. Michael Küffer startete ab der Seilwinde mit etwas mehr an Höhe und das war sein Glück, denn seine zwei Teamkollegen waren dazu gezwungen nach kurzer Zeit den Weiterflug aufzugeben, da ihnen etwas tiefer der nötige Aufwind, die am Morgen noch sehr schwache Thermik, fehlte. Jetzt war Michael Küffer ganz auf sich allein gestellt und dies erschwerte das Unterfangen um einiges, da er keine Unterstützung mehr beim Suchen der besten Thermik und der optimalen Fluglinie hatte. Hilfe stellte sich nur teilweise ein, als Vögel ihm zeigten, wo das stärkste Steigen zu finden war.

Zeitweise bis 3000 Meter Höhe erreicht

Nach ungefähr 300 Kilometern realisierte er, dass an diesem Tag das angestrebte Ziel, den Weltrekord des Finnen Jouni Makkonen um 25 Kilometer zu überbieten, erreicht werden könnte. Der Flug, welcher zeitweise in 3000 Metern Höhe verlief, verlangte von Michael Küffer höchste Konzentration. «Physisch hat mich dieser Weltrekordflug nicht so sehr gefordert, aber im mentalen Bereich bin ich schon an meine Grenzen gestossen», sagte er. Trotz dieser enormen Anspannung und der anhaltenden Aufmerksamkeit, die er dem Schirm und der Navigation widmen musste, genoss er die fantastische Aussicht und gegen Abend den eindrücklichen Sonnenuntergang.

Er hätte noch weiter fliegen können - bei Nacht

So lange war der 30 Jährige in seiner Paragliding-Karriere noch nie in der Luft. «Eigentlich bin ich Wettkampfpilot», sagt der heute in Thalwil wohnende Seeländer von sich. In dieser Disziplin gewann er bereits drei Weltcups und stand zwei Mal auf dem Podest. Sein Können, die passenden Wetterbedingungen und wie er sagt «auch etwas Glück» trugen dazu bei, dass er nun auch im Langstreckenbereich einen beachtlichen Erfolg erzielte.

Nach 11 Stunden Flug, in denen er 2,5 Liter Wasser und sieben Energieriegel zu sich nahm, erreichte er das Ziel kurz nach Sonnenuntergang. «Gegen Schluss musste ich Gas geben, dass ich rechtzeitig am Boden bin, da Nachtflüge verboten sind und somit der Weltrekord ungültig gewesen wäre», meinte Michael Küffer.