Die Kooperation zwischen Kanton und Bundesamt für Strassen Astra bringt für beide Seiten organisatorische und finanzielle Vorteile. Läuft es nach Plan, sollte das Zentrum im Sommer 2024 in Betrieb gehen.
Das meteorologische Drehbuch war perfekt geschrieben: Exakt im Moment, als die zuständige Regierungsrätin Sandra Kolly vor dem Spatenstich zum neuen Schwerverkehrskontrollzentrum in Oensingen zu ihrer Rede ansetzte, begann es in Strömen zu regnen.
Sie liess sich nicht aus dem Konzept bringen und dankte dem Kantonsrat und dem Stimmvolk für die Genehmigung des Rahmenkredites von 5,9 Millionen Franken. So könne die Solothurner Polizei in voraussichtlich zwei Jahren hier eine neue, moderne Basis beziehen. Als Gegenleistung muss der Kanton während 40 Jahren dem Astra als Bauherrn keine Miete abliefern.
Geplant ist, dass die Solothurner Kantonspolizei hier mit 31 Arbeitsplätzen präsent sein wird. Rund die Hälfte des Personals wird für die Kontrollen zuständig sein, die das Astra mit einem Leistungsauftrag an die Kantonspolizei überträgt.
Die andere Hälfte wird die kantonale Abteilung Verkehrstechnik und Verkehrsüberwachung stellen. «Die gemeinsame Lösung mit dem Astra bringt beiden Seiten organisatorische und finanzielle Vorteile», lobte Kolly die Synergie.
Guido Biaggio, Vizedirektor des Bundesamtes für Strassen Astra, hob die Bedeutung für die Verkehrssicherheit hervor. Bei den Schwerverkehrskontrollen in der Schweiz summierten sich laut Biaggio im vergangenen Jahr rund 5000 ernsthafte Mängel, die festgestellt wurden.
«Es ist unbestritten, dass wir damit die Sicherheit auf unseren Strassen erheblich verbessern konnten.»
Das neue Schwerverkehrskontrollzentrum in Oensingen werde dank modernster Anlagen einen wichtigen Beitrag leisten, damit unsere Strassen noch sicherer werden.
Hübsch anzusehen ist es nicht, das grosse Oensinger Industriegebiet mit seinen gigantisch voluminösen Zweckgebäuden ohne architektonischen Charme. Aber es ergibt durchaus Sinn, dass das Bundesamt für Strassen gerade hier das neue Schwerverkehrskontrollzentrum baut – das mit nur wenig mehr als 10 Metern Höhe im Vergleich zu den Nachbarn erst noch eher klein ausfällt.
Als «Meilenstein» bezeichete Fabian Gloor als Oensinger Gemeindepräsident den Spatenstich. «Wir begleiten das Projekt jetzt schon seit einigen Jahren.» Der Standort sei ideal, weil er sich nahe am Autobahnanschluss befindet und die Lastwagen nicht durchs Dorf fahren.
In zwei Jahren soll in der Region auch der Sechsspurausbau der A1 beginnen. «Dazu gibt es noch das gemeinsame Gesamtverkehrsprojekt der Gemeinde Oensingen mit dem Kanton», sagte Gloor zum weiteren Vorgehen.
«Für unser Dorf ist es eine absolute Notwendigkeit, dass auch dieses Projekt vorangetrieben wird.»
Wenn es nach der Politik geht, dann soll das neue Schwerverkehrskontrollzentrum im Sommer 2024 eingeweiht werden.
Beim gemütlichen Teil, einem Apéro riche, drehten sich dann die informellen Gespräche der Vertreter der am Bau beteiligten Firmen um die in den kommenden Wochen anstehenden Arbeiten. Dabei zeigte sich, dass der Optimismus der politischen Redner wohl etwas relativiert werden muss.
Die Pläne des Ingenieurbüros, von dem kein Vertreter beim Spatenstich ausfindig gemacht werden konnte, liegen offenbar noch nicht auf dem Tisch der beteiligten Baufirmen. Und so einfach aufs «Gratwohl» hinaus können viele Vorarbeiten nicht angegangen werden. Ein endloser Rattenschwanz von Verzögerungen könnte die Folge sein.