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Manuel Brunner aus Laupersdorf will sich an die Schweizer Meisterschaften im Kick-Boxing kämpfen. Der 25-Jährige trainiert schon fleissig. Für die Qualifikation muss er drei Kämpfe gewinnen.
Er sieht nicht gefährlich aus und besonders gross gewachsen ist er auch nicht. Im Gegenteil: er wirkt gutmütig und ruhig: Manuel Brunner aus Laupersdorf. Der 25-Jährige betreibt leidenschaftlich gern Kick- und Thaiboxen und bekanntlich gehören diese beiden Disziplinen zu den gefährlichsten Sportarten der Welt. «Das sind doch die mit dem Aggressionsproblem», so lautet ein Vorurteil über diese Kampfsportler.
Doch Manuel Brunner ist ruhig und gelassen, keine Spur von Gewaltbereitschaft. Auf diese Sportart sei er eher zufällig gestossen: «Ich habe den Sport im Fernsehen gesehen und es hat mir sofort gefallen.» Vor rund drei Jahren habe er durch Kollegen damit begonnen. Vorher hat er auf relativ hohem Niveau Tennis gespielt, musste aber unter anderem verletzungsbedingt damit aufhören.
Nun bereitet sich der junge Laupersdörfer auf die Schweizer Meisterschaften im Kick-Boxing im November vor. Dazu muss er in diesem Jahr mindestens drei Kämpfe à dreimal zwei Minuten erfolgreich in der C-Klasse (es gibt die Klassen A bis D) bestreiten. Nur zwei Minuten? Das ist ja nicht gerade eine lange Dauer. Man dürfe das nicht unterschätzen, sagt Brunner. «Es ist nicht nur körperlich absolut herausfordernd; man darf keine einzelne Sekunde unkonzentriert oder nachlässig sein, sonst liegst du gleich am Boden.»
Hochrote Köpfe beim Aufwärmen
Ein Trainingsbesuch im Center des Karateclubs Derendingen gewährt etwas tiefere Einblicke in diesen Sport. Das ehemalige Industriegebäude liegt etwas versteckt hinter der Hauptstrasse. In diesen verlassen wirkenden Wänden befindet sich im zweiten Stock der Trainingsraum. Von der Wand blickt Andy Hug den Eintretenden etwas grimmig entgegen. In einer Vitrine stehen diverse Pokale. Und schon beisst auch der ätherische Duft des Thai-Öls in der Nase. Die Wettkämpfer und -kämpferinnen, darunter auch Manuel Brunner, trainieren hier unter dem jungen Trainer Levent Liechti Kick-Boxing, kombiniert mit Elementen aus dem Thai-Boxing. Liechti weist seine Schüler in einer asiatisch klingenden Sprache an.
Bereits das Aufwärmen sorgt für schweissnasse, hochrote Köpfe. Dazu dröhnen Beats des Oldschool-Rap. Runden werden gelaufen, Sprungübungen absolviert, auch Rumpfbeugen und Liegestützen. Zum Schluss wird eine Art Trockenübung im Schattenboxen absolviert. Die Trainierenden bewegen sich nach einem bestimmten Ablauf und schlagen dabei permanent in die Luft. Nun grölen lautstark «Rammstein» aus den Boxen. Die Sportler schieben sich einen Mundschutz rein und ziehen sich relativ dünne Schoner über ihre Schienbeine. Nun werden zu zweit Kampfelemente geübt. «Das könnt ihr nur ein-, zweimal im Kampf machen. Dann kennt der Gegner diesen Trick», ermahnt Trainer Liechti seine Schützlinge.
Verletzungen kann es geben
Besonders eindrucksvoll sehen die sogenannten Highkicks aus. Tritte, die mit dem Fuss auf Kopfhöhe zielen. In diesem Sport wird der ganze Körper gefordert, aber auch der Geist und die Eigendisziplin. Liechti ergänzt: «Dies wiederum bewirkt, dass sich der Fighter sehr gut beherrschen lernt. Der Effekt eines solchen Trainings ist genau das Gegenteil des erwähnten Klischees des Kampfsportlers. Das Resultat ist ein starker Wille.» Eine Sekunde unkonzentriert zu sein, könnte den Sieg kosten, wenn nicht noch mehr.
Verletzungen sind in diesem Sport keine Seltenheit, jedoch nicht häufiger als in anderen Sportarten, wird betont. Nach neunzig Minuten ist allen die Anstrengung deutlich anzusehen. «Trainiert eure Kondition. Was nützt euch Kraft, wenn ihr keine Puste habt, den Kampf durchzustehen», mahnt Liechti seine Schüler und ergänzt: «Kick-Boxing basiert teilweise auf dem japanischen Karate, deshalb sprechen wir im Trainingsraum unter anderem auch japanisch.»