Für viele Menschen ist der Gang auf die Toilette keine Selbstverständlichkeit. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, Ältere öfter als Junge.
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Eine Obstipation kann als Folge einer Erkrankung auftreten oder funktionell bedingt sein. Die globale Häufigkeit der Störung liegt um die 15 Prozent. Als Folge des weltweiten demografischen Wandels mit einem stetig wachsenden Anteil der über 70-Jährigen werden die Diagnose und die Therapie von Obstipation weiter an Bedeutung zunehmen, befürchten Spezialisten.
Bei so vielen Betroffenen sollte das Wissen über Ursachen und Behandlung der Beschwerden weit verbreitet sein. Doch was man unter «Verstopfung» zu verstehen hat, war für viele Patienten und sogar für manche Ärzte lange Zeit unklar. Über den Stuhlgang sprach man nicht; Probleme mit der Stuhlentleerung waren selbst in medizinischen Fachkreisen schlecht definiert. Erst 1994 wurden auf einer Konferenz in Rom Definitionen vereinbart, die als «Rom-I-Kriterien» der chronischen Obstipation bekannt geworden sind. Seither wurden die Kriterien mehrfach modifiziert und sind heute als Rom-IV-Kriterien im Gebrauch.
Die Entstehungsweise einer chronischen Obstipation ist nur teilweise geklärt. Bei einer verlangsamten Darmpassage (slow transit obstipation) verhärtet der Stuhl durch das längere Verbleiben im Darm zunehmend. Als Ursache kommen Grunderkrankungen, die Einnahme von Medikamenten und Bewegungsmangel infrage. Ein bekanntes Phänomen ist die durch Bettlägerigkeit verursachte Darmträgheit.
Die wichtigsten zur Verstopfung führenden Krankheiten betreffen die Neurologie, z. B. Morbus Parkinson, Querschnittslähmungen, Schlaganfall oder degenerative Erkrankungen des Nervensystems. Oft sind es auch Medikamente, die Verstopfung als Nebenwirkung haben können. Dazu gehören Mittel gegen hohen Blutdruck und Epilepsie sowie starke Schmerzmittel, Antidepressiva und Eisenpräparate.
Wichtig für die Diagnostik ist auch das Fragen nach bekannten Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypothyreose, Hypophyseninsuffizienz oder Neuropathien und Demenz, erläutert Internist Dr. Fabian Studer, Leitender Arzt für Geriatrie im Altersunfallzentrum des Luzerner Kantonsspitals, in der «Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin».
Zur Untersuchung gehören eine genaue Inspektion, die Betastung und das Abhorchen des Bauchs sowie die rektale Untersuchung. Als Alarmzeichen einer ernsthaften, möglicherweise lebensbedrohlichen Erkrankung gelten:
«Bei der klinischen Untersuchung sind eine genaue Inspektion (Narben als Hinweis auf frühere Operationen mit nun möglicher Bildung eines Bridenileus), eine Palpation (Druckdolenz, tastbare Resistenzen, Abwehrspannung) und eine Auskultation (Darmgeräusche) des Abdomens von zentraler Bedeutung, insbesondere, um eine akute, lebensbedrohliche Darmpathologie als Ursache der Obstipation nicht zu verpassen», betont Studer.
Zur klinischen Untersuchung gehören auch die Anusinspektion und digitale Rektaluntersuchung, mit der unter anderem rektale Tumore, Hämorrhoiden, Fissuren oder harter Stuhl als Hinweis auf eine Stuhlimpaktion sowie Blut im Rektum festgestellt werden.
Bei der Behandlung der chronischen Obstipation sind insbesondere Apotheker, Allgemeinärzte, hausärztlich tätige Internisten und Gastroenterologen primäre Ansprechpartner. Bei Patienten mit falschen Vorstellungen bezüglich eines normalen Stuhlverhaltens genügt häufig bereits ein aufklärendes Gespräch, meint Gerontologe Fabian Studer: «Bei betagten und vor allem bettlägerigen Patienten können Anpassungen der Lebensgewohnheiten wie genügend Flüssigkeit, ballaststoffreiche Ernährung sowie vermehrte körperliche Aktivität eine Obstipationsneigung verbessern.»
Führen diese Massnahmen nicht zum Erfolg, bietet sich die Einnahme von Ballaststoffen wie Kleie oder Flohsamen an. Dabei muss auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden.
Als nächste Stufe kommen osmotische Abführmittel wie Lactulose und Polyäthylenglykol/Macrogol zum Einsatz. Letzteres verursacht weniger Blähungen als Lactulose. Schliesslich bieten sich stimulierende Laxantien wie Bisacodyl, Natriumpicosulfat oder Senna an. Sie wirken rasch, können aber zu Bauchkrämpfen führen.
Laut Experten ist das Risiko von Nebenwirkungen der Laxantien minimal. Die von Patienten berichtete Sorge vor Abhängigkeit, strukturellen oder funktionellen Darmschädigungen und verschiedensten anderen Darmschädigungen, einschliesslich einer Beeinflussung des Darmkrebsrisikos, sei unbegründet.