Klub der jungen Geschichten
Der etwas andere Banküberfall

Orlando Peter, Pfaffnau, 3. Sek

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Wir waren absolut sicher, dass nichts schiefgehen kann, leider zu sicher. Das Wetter spielte perfekt mit. Es war so finster wie schon lange nicht mehr, und es regnete, als gäbe es kein Morgen. Ja, es kam einem vor wie der Weltuntergang. Ich zog meine Jacke an, rauchte noch kurz eine Kippe und stieg anschliessend in meinen Wagen.

Nach 15 Minuten war ich an unserem Treffpunkt. Es war die alte Hütte, welche schon längst unbewohnt war. Meine Freunde und ich trafen uns immer dort, wenn es was Wichtiges zu besprechen gab. Gemeinsam sind wir die «CAPS». Die Buchstaben stehen für unsere Vornamen, Claudio, Armen, Patrick und ich, Stale. Schon ein Dutzend Banken haben wir ausgeraubt, doch niemand weiss, wer wir sind. An diesem Abend stand eine ganz spezielle Bank an. Die Grösste, welche wir je ausrauben wollten, und zwar die Credit Suisse.

Als ich die Tür öffnete, hörte ich nur: «Hast du es auch einmal geschafft?» Die Stimme war nicht schwer zu erkennen. Es war Armen, der schon wieder so high wie ein Hai war. Er sass auf dem Sessel und drehte sich gerade einen Joint. Die anderen waren auch schon da. Sie lachten nur, als sie mich sahen, weil es nicht selten ist, dass ich zu spät komme. Ich begrüsste sie alle mit einem saftigen Handschlag. Es gibt kein besseres Gefühl, als wenn das Ganze so richtig klatscht. Zusammen gingen wir den Plan nochmals durch. Claudio, unser IT-Typ, zeigte uns die Pläne der Bank. Man sah den Standort der ganzen Kameras, Alarmanlagen und des Tresors. «Bevor ihr reingeht, schalte ich alles aus und gebe euch dann ein OK. Verstanden?» Alle nickten. Claudio ergänzte noch: «Ihr habt 10 Minuten, länger kann ich es nicht ausschalten. Der Tresor befindet sich im Keller, in der zweiten Tür von rechts. Um diesen zu öffnen, müsst ihr mir eine Nachricht senden. Danach kann ich ihn für kurze Zeit offenbehalten.»

Während Claudio noch irgendwelche, unnötige Freak-Sachen erklärte, teilte Patrick Armen und mir jeweils eine Knarre aus. Der Plan von ihm war perfekt durchdacht. Es konnte nichts schiefgehen. Punkt 23:00 Uhr fuhren wir los. Im Auto zogen wir unsere Sturmhauben an. Es herrschte eine unheimliche Stille. Unsere Truppe war so nervös wie nie zuvor. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir dort. Wie abgesprochen kam das Zeichen von Claudio.

Schnurstracks machte ich die Tür auf. Patrick, Armen und ich stiegen aus dem Auto. Die Tür der Bank ging auf und wir schlichen rein. Patrick befahl: «Geht runter in den Keller, ich bleibe hier, wenn doch nicht alles rundläuft!» Eine steile und lange Treppe führte hinunter zum Keller. Armen erinnert mich: «Wir haben nur noch fünf Minuten, bis sich die Alarmanlagen und die Kameras wieder einschalten. Beeilen wir uns!» Kurze Zeit später standen wir vor dem Tresor. Ich schickte sofort eine Nachricht ab Claudio. Fast gleichzeitig begann sich das massive Tor zu öffnen.

Wir konnten es kaum abwarten, in die Scheine zu tauchen. Doch was wir dann entdeckten, schockierte uns. Kein einziger Rappen war zu sehen. «Was ist los da unten? Ihr habt nur noch zwei Minuten!», schrie Patrick. Auf einmal hörte man Schüsse. Daraufhin ein lautes Stampfen der Füsse. Jemand kam die Treppe runter. Ja, nicht nur jemand, gefühlt eine ganze Armada. Es war die UBS, die grösste Gang unseres Landes. Wir konnten nicht einmal reagieren, so schnell waren wir schon gefesselt. Sie übernahmen somit auch die Bank, und seitdem sind wir in diesem Drecksloch gefangen.