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Klub der jungen Geschichten
Lenny Lou Martin, Rothenburg, 4. Primar
Ich stieg in den Keller. Dort schien ein Licht aus dem Schrank, den seit Ewigkeiten niemand mehr geöffnet hatte.
Mein Herz pochte mir bis zum Hals und meine Hände zitterten vor Aufregung. Meine Eltern haben mir strengstens verboten, diesen Schrank zu öffnen. Ich stand heimlich schon oft vor diesem geheimnisvollen Schrank, aber heute bemerkte ich zum ersten Mal das Licht, welches heraus schien. Das gelbe Licht zog mich magisch an, doch irgendetwas hielt mich zurück, die Türen einfach aufzureissen. Wie erstarrt blieb ich vor dem Schrank stehen. «Ben!», rief meine Mutter aus der Küche, und nach dem dritten Rufen konnte ich mich endlich von diesem Schrank abwenden und rannte die Treppe hinauf.
«Könntest du mir helfen, die Milchflaschen in das Auto zu bringen? Ich gehe nachher los zum Einkaufen und auf dem Rückweg entsorge ich die Milchflaschen. Vermutlich bin ich so gegen 15.00 Uhr retour.» «Ok», murmelte ich und erledigte diese Arbeit möglichst schnell, um anschliessend wieder in den Keller zu huschen. Meine Gedanken drehten sich nur noch um das Licht und diesen geheimnisvollen Schrank. Meine Mutter unterbrach meine Gedanken indem sie mich noch bat, keinen Unsinn während ihrer Abwesenheit anzurichten. Kaum hörte ich die Haustüre ins Schloss fallen, suchte ich hektisch möglichst viele Kleidungstücke zusammen, die mich vor der möglichen Gefahr im Schrank schützen könnten. Eine dicke Winterjacke, der Skihelm mit Brille von meinem Bruder und die matschigen Gummistiefel aus der Garage sollten genügen.
Schon auf der ersten Stufe der Kellertreppe schwitzte ich unter dieser warmen Ausrüstung. Als ich die Kellertüre nachher öffnen wollte, rührte sich nichts. Ich riegelte am Türgriff, doch sie war abgeschlossen … «Ach nein, meine Mutter hat mich ausgetrickst», rief ich laut heraus. Während ich die Milch ins Auto gebracht hatte, hatte meine Mutter heimlich die Kellertüre abgeschlossen. Sie wusste wohl genau, dass ich während ihrer Einkaufstour wieder in den Keller schleichen wollte. Aber eines wusste sie nicht. Wie gut, dass ich in meiner Pultschublade einen Ersatzschlüssel für den Keller versteckt hatte!
Nass vor Hitze aber auch vor Aufregung stand ich mit dem Ersatzschlüssel wieder vor der Kellertüre und kurze Zeit später erneut vor dem geheimnisvollen, leuchtenden Schrank. Diesmal kamen noch Kratzgeräusche aus dem Schrank. Panik stieg in mir hoch, aber ich wollte endlich wissen, was sich hinter diesen Schranktüren befindet. Mit geschlossenen Augen und zittrigen Händen öffnete ich ganz langsam den Schrank. Es rumpelte noch einmal und meine Katze Findus sprang mir entgegen. Zum Glück hatte ich den Skihelm auf! Findus war offenbar im Schrank eingesperrt worden und versuchte vergeblich mit seinen Pfoten die Türe von innen zu öffnen. Dabei ist die Taschenlampe versehentlich auf den Einschaltknopf gefallen und hat das geheimnisvolle Licht ausgelöst. Auf einem weiteren Tablar entdeckte ich ein grosses rotes Packet mit einer Schlaufe auf welcher mein Name stand. «Ben», rief auf einmal meine Mutter hinter mir, «jetzt hast du schon wieder dein Geburtstagsgeschenk entdeckt!»
Natürlich musste ich meiner Mutter später noch ganz genau erklären, warum ich diese Ausrüstung trug und wie ich in den Keller gekommen bin.