Klub der jungen Geschichten
Die Oma mit dem heissen Tee

Jérôme Mattmann, Adligenswil, 5. Primar

Drucken

„Wir waren absolut sicher, dass nichts schiefgehen kann. Leider zu sicher.“ Es war ein gespenstisch ruhiger Nachmittag. Hildegard und Laura waren 12 Jahre alt. Sie verkauften für eine Spendenaktion für das alte Maihofschulhaus trockene Kekse. Sie steuerten nach links in eine dunkle Gasse. Eine schwarze Ratte rannte hinter einer Mülltonne hervor. Sie waren sich sicher, dass hier die nette Oma vom letzten Sommer an der Reuss wohnte. Sie hatte ihnen dort schon viel abgekauft. Laura sagt zu Hildegard: „Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind? Denn hier ist die Gaunergasse.“ „Ja sicher“, meinte Hildegard.

Sie klingelten an der einzigen Glocke in der dunklen Gasse. Die Tür ging auf und sie sahen am Ende der Treppe ein bekanntes Gesicht einer freundlichen Frau. Sie sagte: „Kommt hinein. Ich habe gerade heissen Holundertee auf dem Herd.“ Als Laura und Hildegard herein gingen, kam ihnen eine Rauchschwade entgegen – die Oma jedoch verzog keine Miene. Als Laura sich räusperte, ging die Oma in die Küche. Die Mädchen nahmen am Wohnzimmertisch Platz. Plötzlich erklang ein erstickter Schrei aus der Küche. Daraufhin ein Poltern und Laura und Hildegard rannten in die Küche. Vor ihnen lag die tote Oma – sie war vom heissen Tee übergossen. Hinter Oma stand ein grauenvoller Mann. Er wollte sich gerade aus dem Staub machen. Laura reagierte sofort und rannte ihm nach. Sie war sehr sportlich und holte ihn noch vor der Tür ein und stellte ihm ein Bein. Er flog in den Türrahmen hinein und glitt bewusstlos zu Boden. Hildegard rief die Polizei an. Der Mann wurde abgeführt. Laura und Hildegard schworen, nie mehr Kekse zu verkaufen.