Klub der jungen Geschichten
LOVE TO GO

Klara Roušarová, Ebikon, 2. Sek

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Ich stieg in den Keller. Dort schien ein Licht aus dem Schrank, den seit Ewigkeiten niemand mehr geöffnet hatte.

Ich sass im Zug mit Kopfhörern in den Ohren und hörte mein Lieblingslied. Da stieg er ein. Er setzte sich gegenüber von mir hin. Ich wurde rot im Gesicht. Dann verfing ich mich in seinen grünen Augen. Der Moment war perfekt, bis ich aussteigen musste.

Drei Monate vergingen wie im Flug und es wurde endlich Sommer. Ich dachte ich sehe ihn nie wieder, seine grünen Augen, seine vollen Lippen und das Lächeln, das er mir hinterlassen hatte. Doch dann...

Wir sassen im Restaurant, meine Mutter am Handy, mein Vater machte etwas am Laptop und ich stocherte im kalten Brokkoli. Auf einmal zog ein Junge meine Aufmerksamkeit auf sich. Er sah ähnlich aus wie der Junge aus dem Zug. Ich konnte ihn nicht gut erkennen. Langsam wurde es Abend, und wir mussten gehen. Wir waren beim Auto angekommen, als auf einmal jemand «Nora» rief. Es war er. Er kam zu mir und ich schaute in seine grünen Augen. Er drückte mir ein Zettel in die Hand und verschwand. Als wir Zuhause ankamen, öffnete ich den Zettel. Es war eine Nummer. Ich gab die Nummer in mein Handy ein und drückte die Anruftaste. «Hallo», sagte eine Stimme. Es war er. Ich lächelte und sagte auch «Hallo».

Wir telefonierten stundenlang, bis in die Nacht. Ich hatte Angst, dass er erfährt, dass ich ein Herzproblem habe und sterben werde. Ich liess mich aber nicht ablenken. Er fragte: «Wollen wir uns treffen?» Ich sagte «Ja» und gab ihm meine Adresse. Wenig später kam er. Es war eine kühle sommerliche Nacht. Wir redeten, lachten und schauten den Sonnenaufgang an. Ich wurde nervös, und er merkte es.«Ich habe ein Herzproblem.» Ich zögerte. «Und ich werde sterben.» Er schaute mich an, und ich schaute ihn auch mit Tränen in den Augen an. Er umarmte mich, und ich fühlte mich sicher.

Ein paar Wochen vergingen, und wir wurden ein Paar. Es war ein heisser Sommertag und wir lagen beim Pool. Als plötzlich alles um mich schwarz wurde. Ich hörte Nick rufen: «Nora, nein, nicht jetzt, du darfst nicht sterben.» Ich stieg in den Keller. Dort schien ein Licht aus dem Schrank, den seit Ewigkeiten niemand mehr geöffnet hatte. Meine zitternde Hand machte ihn auf, und ich sah Nick, Mom, Dad und mich, wie ich lachte und glücklich war. Alle riefen meinen Namen. Meine müden Augen öffneten sich, und ich lächelte alles an. Um mich herum stank es nach Desinfektionsmittel, und man hörte ein Piepsen, das zu einem langen Piep wurde. Meine Lunge atmete noch das letzte Mal aus, und es wurde alles still. Ich spürte nur noch einen sanften Kuss auf meiner Wange.