Robert Knobel, Leiter Ressort Stadt/Region Luzern, über die Gretchenfrage beim Einkauf in den kleinen Lädeli.
Ich liebe Supermärkte und Warenhäuser. Wobei: Eigentlich bin ich ja sehr für einen möglichst bunten Branchenmix, bei dem auch die Kleinen eine Chance haben. Gäbe es da nur nicht dieses kleine Problem mit den «Lädeli». Es beginnt schon bei der Eingangstür: «Kann ich Ihnen helfen?», fragen jeweils hilfsbereite Verkäuferinnen, die zielstrebig und hoffnungsvoll auf den einzigen Kunden zusteuern. Ab diesem Moment sehe ich jeweils die Herrschaft über mein Portemonnaie schwinden.
Und je länger ich mich auf eine Unterhaltung einlasse, desto stärker wird das Pflichtgefühl, den Laden nicht mit leeren Händen zu verlassen. Schliesslich will ich ja der freundlichen Verkaufskraft die Zeit nicht umsonst gestohlen haben. Um unerwünschte Ausgaben zu vermeiden, bleibt mir meist nichts anderes übrig, als gleich zu Beginn mit einem schroffen «Nein, ich schaue nur» zu antworten.
Besonders heimtückisch war jene Verkäuferin, die mich schon gar nicht fragte, ob sie mir helfen könne. Mit ihrem larmoyanten österreichischen Akzent flehte sie geradezu, ich möge ihr doch eine Flasche – sündhaft teures – Brillenputzmittel abkaufen. Das Mittel hielt zwar nicht, was sie versprach. Zumindest hatte ich aber das befriedigende Gefühl, einer armen Frau eine Flasche Putzmittel abgekauft zu haben.
Deshalb drehte ich beim nächsten Mal den Spiess um und fragte beim Eintreten gleich selber: «Kann ich Ihnen helfen?». Klar können Sie das, meinte die Verkäuferin und füllte die Einkaufstaschen. Das einzige, was an jenem Tag nicht schwer wog, war mein Portemonnaie.