Ambri-Piotta ist aus den Playoffs ausgeschieden: Biel zieht nach dem 2:1-Sieg in die Halbfinals ein. Dennoch war es der beste Saisonabschluss seit dem Wiederaufstieg 1985.
Die Saison ist für Ambri nach der vierten Niederlage gegen Biel zu Ende. Aber die Armen lernen auch ohne Musik zu tanzen. Dieses alte Sprichwort galt am Dienstag auch für ein grosses Ambri. Die Leventiner tanzten den letzten Tanz der Saison. Ohne die Musik des Ruhmes.
Die Hoffnung nach dem 1:0 durch Noele Trisconi (5. Minute) währte nicht lange genug. Weniger als drei Minuten später traf Damien Brunner zum Ausgleich. Bevor seine Mitstreiter nervös wurden. Und als erneut Noele Trisconi traf, versagten die Schiedsrichter kurz vor der ersten Pause seiner erneuten Heldentat nach Konsultation der Videobilder die Anerkennung. Er hatte seinen Stock zu hoch gehalten, als er den Puck unhaltbar für Jonas Hiller abgelenkt hatte.
Die Hockey-Götter waren ungnädig. Die Geschichte wäre zu schön gewesen: der 22-jährige Junior, der mit seinen ersten Playofftreffern Ambris Saison verlängert. Treffer durch die «Hinterbänkler», also durch die Spieler aus dem dritten und vierten Sturm, wären für Ambri die einzige Möglichkeit gewesen, diese Partie zu gewinnen. Die Bieler sind über vier Linien so gut besetzt, dass sie Ambris ersten Sturm mit Dominik Kubalik, Marco Müller und Dominic Zwerger bei fünf gegen fünf Feldspielern mit ihren «Hinterbänklern» weitgehend im Griff hatten. Das «Trio Grande» hat bei nummerischem Gleichstand in dieser Serie nur ein einziges Tor erzielt.
Das 2:1 durch Robbie Earl erwies sich schliesslich als der Anfang vom Ende. Und doch war es für Ambri ein anderer Schlussakt als in all den letzten Jahren. Ja, es war eigentlich der beste Saisonabschluss seit dem Wiederaufstieg von 1985.
Ambris letztes Spiel war ja immer mehr oder weniger ein melancholisches, ein enttäuschendes. Es bedeutete in den Jahren des Ruhmes um die Jahrhundertwende geknickte Hoffnungen (der Titel gelang nie, der Final 1999 gegen Lugano ging verloren). Später wenigstens Erleichterung im Abstiegskampf. Aber halt im Hinterzimmer des Schweizer Hockeys, wenn vorne auf der grossen Bühne das richtige Hockey, das wahre, das Playoff-Hockey zelebriert wurde. Und froh waren die Herzen nie richtig. Mit dem Ende der Saison zog die fünfte Jahreszeit ins karge Bergtal: die des Jammerns über zu wenig Geld und des Bangens um die wirtschaftliche Existenz.
Am Dienstag aber war es ein Abschied mit leichtem Herzen und auf der grossen Bühne mit Liveübertragung im staatstragenden Fernsehen. Zum letzten Mal in dieser Saison erfreute, ja begeisterte Ambri mit seinem mutigen, dynamischen, direkten Tempospiel. Was an einem gewöhnlichen Abend gegen einen gewöhnlichen Gegner zwischen September und Februar so oft zum Sieg reichte, genügte diesmal nicht. Obwohl Trainer Luca Cereda und seine Spieler alles richtig gemacht haben. Aber Biel war kein gewöhnlicher Gegner.
Die Bieler haben inzwischen den Schritt vom Aussenseiter zum Spitzenteam gemacht. Vor einem Jahr hatten sie die Halbfinalserie gegen Lugano nach einer 2:0-Führung noch leichtfertig aus der Hand gegeben und 2:4 verloren. Sie setzten alles daran, diesen Fehler nicht mehr zu machen. In keiner Sekunde haben sie Ambri unterschätzt und mussten doch bis zur Schlusssirene warten, bis der Sieg und damit der Halbfinal in trockenen Tüchern war. 146 Sekunden vor Schluss hatte Luca Cereda seinen Torhüter vom Eis genommen, um mit einem Mann mehr das Bieler Gehäuse zu berennen. Das mag zeigen, zu welch grosser Leistung Ambri noch einmal fähig war. Wie schön Ambri noch einmal getanzt hat – und erst noch drei Tage länger als Lugano.
Aber eben: ohne die Musik des Ruhmes. Ohne ein bisschen Melancholie geht es aber doch nicht. Am Dienstag hat Dominik Kubalik seinen letzten Tango getanzt. Der beste Skorer der Liga wird Ambri verlassen und nach Amerika «auswandern». Die alte Weisheit – Spieler kommen und gehen, Ambri aber bleibt bestehen – mag Ambri ein Trost sein. Aber Kubalik, dessen Toren und Assists Ambri die Playoffs zu einem schönen Teil verdankt, kann nicht ersetzt werden. Und so geht es doch wieder mit ein wenig Hoffen und Bangen in den Sommer: Findet Sportchef Paolo Duca den nächsten Kubalik?