Keine Punkte für den SC Kriens gegen das grosse GC: 1:2 (1:0)-Niederlage vor über 3222 Zuschauern.
Nahe, ganz nahe dran war der SC Kriens an der kleinen Sensation: Eine Stunde lang war der SCK gegen die Zürcher Grasshoppers das klar bessere Team, hätte statt 1:0 eben 3:0 oder 4:0 führen müssen. Dann kam ein zehnminütiges Krienser Tief, welches GC erbarmungslos zum 1:1 und 2:1 ausnützte. Kriens kämpfte sich wieder ins Spiel, war in der letzten Viertelstunde erneut deutlich überlegen. Ja, es war eine kleine Abwehrschlacht, die der Aufstiegskandidat GC erdulden musste.
«Doch, Kriens hatte ein paar Torchancen», sagte GC-Trainer Uli Forte nach dem 2:1-Sieg. Wie bitte? Ein paar Chancen? Kriens hatte genug Chancen, um drei Spiele zu gewinnen. Forte sagte deshalb weiter: «Es war ein glücklicher Sieg für uns. Kriens spielte sehr, sehr stark. Wenn die so weiter spielen, müssen sie sich überhaupt keine Sorgen um den Ligaerhalt machen.»
Kriens-Trainer Bruno Berner hatte ziemlich auf den Tag genau vor 22 Jahren als GC-Spieler sein Debüt in der damaligen Nationalliga A. Der Gegner: SC Kriens. GC siegte damals dank einem Treffer des heutigen Xamax-Trainers Joël Magnin 1:0. Gestern sah Berner als Coach ein Kriens, «das sehr guten Fussball zeigte, aber am Schluss mit nichts Zählbarem dasteht. Mindestens einen Punkt», so Berner weiter, «hätten wir verdient gehabt.» Kriens bot den 3222 Zuschauern, darunter rund 1000 GC-Fans, einen mitreissenden Auftritt. Klar, die Zürcher waren dauernd gefährlich, produzierten über die beiden Flügel Petas Pusic und Nikola Gjorgjev immer wieder Druck auf das Krienser Team. Aber das viel auffälligere Team war der SC Kriens. Stürmer Asumah Abubakar, zusammen mit Dario Ulrich lange Zeit der agilste Krienser, konnte schon nach sieben Spielminuten dank einem Konterangriff über Omer Dzonlagic erfolgreich zur Kriens-Führung abschliessen. Abubakar hätte in der 31. Minute mit einem Schlenzschuss von der linken Seite sogar das 2:0 erzielen können. «Wir haben so viele Torchancen kreiert, fanden den Finish aber nicht», sagte der Ghanaer nach dem Schlusspfiff. Verärgert, traurig? «Vor allem riesig enttäuscht», meinte der Krienser Stürmer nach der bitteren Niederlage.
Kriens hätte schon zur Pause einen deutlicheren Vorsprung möglich machen können. Aber der SCK versagte in diesem Spiel bei der Chancenauswertung. Auch nach der Pause blieb das Grasshoppers-Donnerwetter vorerst aus. Kriens blieb weiter am Drücker. Der SCK hatte zwischen der 58. und 60. Minute vier grosse Möglichkeiten, um wenigstens das 2:0 zu schiessen. Albin Sadrijaj, Abubkar mit einem Kopfball an die Latte und Nico Siegrist zweimal hintereinander reüssierten nicht.
Und dann kam es halt doch wieder, das zwischenzeitliche, fatale Krienser Tief. GC nützte das SCK-Nachlassen in der 63. (Subotic) und in der 69. Minute (Nije) gnadenlos aus, liess in dieser Phase Klasse aufblitzen. Die Krienser beanstandeten hinterher zwar einen Linienrichterfehlentscheid, das (gewunkene) Foul vor dem Freistoss zum 2:1 war wohl keines. GC-Captain Veroljub Salatic lobte später artig die Krienser, meinte aber auch: «Wir haben das Spiel umgedreht, also haben wir nicht alles falsch gemacht.»
In den Schlussminuten kochte das Stadion. Nicht wegen den GC-Fans. Der eingewechselte Stürmer Igor Tadic hatte noch zwei Kopfballchancen für Kriens, auch eine turbulente Strafraumszene in der Nachspielzeit brachte den Ausgleich auch nicht mehr.
Wieder einmal hatte Kriens sein Publikum begeistert und aufgewühlt – wieder einmal stand der SCK mit leeren Händen da. «Es tut mir richtig leid für das Team. Aber es schwingt eben auch Ärger mit, Ärger darüber, dass wir die Punkte nicht bei uns behalten konnten», sagte Kriens-Präsident Werner Baumgartner.
(jwe) Ein erstaunter Passant lief gestern kurz vor 19 Uhr an der Luzerner Zentralstrasse entlang und sagte: «Es spielt nicht mal der FC Luzern und trotzdem so ein Polizeiaufgebot.» Tatsächlich spielte der SC Kriens gegen den Absteiger aus der Super League, die Grasshoppers Zürich. Rund eine Stunde vor Spielbeginn fuhr der Extrazug mit den GC-Fans im Bahnhof Luzern ein. Die Organisation lief wie bei den FCL-Spielen ab: Die Zentralstrasse gesperrt, sechs Extrabusse standen für den Transport bereit – dieser verlief von der Polizei begleitet und ruhig ab.
Bei Spielbeginn war der Auswärts-Sektor im Kleinfeld Stadion gut gefüllt – mit rund 1000 Anhängern der Hoppers. Sie sorgten für eine lautstarke Stimmung und fielen nur mit vereinzeltem Abbrennen von Pyros negativ auf. Der Stadionspeaker ermahnte die Auswärtsfans, wie es im Regelbuch steht. Beim Ausgleich von GC zum 1:1 wurden aus den vereinzelten Pyros ein halbes Dutzend.
Nach dem Ausgleich blieb es bis zum Ende des Spiels ruhig. Ausnahme: Eine kurze interne Rangelei im GC-Sektor zwischen Fans, die auf den Verpflegungshäuschen standen. Nach dem Schlusspfiff feierten die Auswärtsfans ihre Mannschaft, ehe sie das Stadion wieder verliessen. Es warteten erneut Busse, welche eine Mehrzahl der Fans zurück an den Bahnhof Luzern transportierten. Dort kam es zu keinen nennenswerten Szenen, und die Fans reisten im Extrazug zurück nach Zürich