Analyse zum Wechsel von Manuel Akanji zu Manchester City
Akanji bekommt seinen grossen Wechsel – und Murat Yakin vielleicht bald ein paar Sorgen

Manuel Akanji, der beste Schweizer Innenverteidiger, spielt künftig für Manchester City. Der Zürcher schafft den Karrieresprung, der ihm vorschwebte – doch was, wenn er zu gross ist?

Dominic Wirth
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Hat einen neuen Verein: Manuel Akanji, der Schweizer Abwehrchef.

Hat einen neuen Verein: Manuel Akanji, der Schweizer Abwehrchef.

Freshfocus

Lange war es ruhig geblieben um Manuel Akanji, und es sah schon ein wenig so aus, als hätte er sich verzockt. In Dortmund, das hatte der 27-Jährige klipp und klar kundgetan, wollte er nicht bleiben. Das trug ihm einen Tribünenplatz ein.

Dort sass Akanji also, und alles wartete, bis sich auf dem Transfermarkt etwas tut für ihn. Die Tage vergingen, es gab hier ein Gerücht, Inter Mailand, und da eines, Leicester, aber nie einen Vollzug. Das Ende des Transferfensters rückte unerbittlich näher, bis dann, am Dienstag, diese Nachricht aus England auftauchte: Akanji zu Manchester City. Noch ist der Wechsel nicht offiziell bestätigt, aber das soll bald passieren.

Viel mehr als Manchester City geht nicht

Akanji zu Manchester City, das muss man erst einmal sacken lassen. Der Zürcher wollte mehr als Dortmund. Das war ein hohes Ziel, weil da nur noch ein erlesener Kreis von Vereinen übrig bleibt. Sein neuer Klub gehört dazu. Viel mehr als Manchester City geht gar nicht.

Die Engländer haben sich in den vergangenen Jahren in einen Giganten des europäischen Fussballs verwandelt, sie haben das dank dem vielen Geld der Besitzer aus Abu Dhabi geschafft, aber auch, weil sie etwas aus diesem Geld gemacht haben. Sie bekommen in der Regel, was sie wollen. Sogar Erling Haaland, der begehrte norwegische Wunderstürmer, hat sich diesen Sommer für sie entschieden. Und nicht für Real Madrid.

Neuer Klubkollege von Akanji: Erling Haaland, der norwegische Stürmer.

Neuer Klubkollege von Akanji: Erling Haaland, der norwegische Stürmer.

Keystone

Es passiert nicht oft, dass ein Schweizer es zu einem solchen Klub schafft, man könnte auch sagen: fast nie. Ja, Xherdan Shaqiri war in Liverpool und bei Bayern, Stephan Lichtsteiner einst bei Juventus wie jetzt Denis Zakaria, aber dieses Manchester City, das ist noch einmal eine andere Liga, am ehesten noch vergleichbar mit Shaqiris Bayern.

Von Akanji weiss man seit längerem, dass er gerne einmal nach Manchester möchte, nur hatte er dabei bisher stets vom anderen Verein in der Stadt gesprochen, Manchester United, seinem Lieblingsverein seit Kindheitszeiten. United hat zwar eine viel reichere Geschichte als der Stadtrivale, wurde zuletzt von diesem aber überholt und abgehängt.

Fünf Konkurrenten für zwei Plätze

Vier der letzten fünf englischen Meisterschaften gewann City, es fehlt nur noch, was alle unbedingt wollen, die Besitzer und Startrainer Pep Guardiola: die Champions League. Für dieses Ziel sind über die Jahre viele Millionen geflossen, zuletzt etwa für Haaland 65, im Jahr davor für Jack Grealish rund 120. Für Akanji wird eine Ablöse von 17 Millionen gehandelt. Das hängt auch mit der Vertragssituation zusammen, aber auch so wird er in seinem neuen Team einer der kleineren Fische sein.

In der Innenverteidigung warten vier Konkurrenten, jeder von ihnen war mehr als 40 Millionen Euro teuer. Der Franzose Aymeric Laporte und der Holländer Nathan Aké fallen gerade wegen kleinerer Verletzungen aus. Wahrscheinlich hat das eine Rolle gespielt bei Akanjis Transfer, denn auf die Spitzenklubs wartet heuer wegen der Winter-WM in Katar ein noch dichteres Programm.

Akanji ist ein Verteidiger, wie er zum Guardiola-Fussball passt, er ist stark am Ball, kann ihn auch mal vorwärtstragen. Dank seinem Tempo kommt er gut mit den hohen Verteidigungslinien klar, die zum Spiel von City gehören.

Der Fussball von Trainer-Ikone Guardiola könnte Akanji liegen.

Der Fussball von Trainer-Ikone Guardiola könnte Akanji liegen.

Keystone

Viel mehr als der englische Meister, wir hatten das schon, geht gerade kaum. Es stellt sich die Frage, ob das nicht zu viel ist für Akanji, auch mit Blick auf die WM. Er wird Zeit brauchen, um in England anzukommen, und dann sind da die vier Konkurrenten, die auch nach Katar wollen. Zwar ist nur Ruben Días, der Portugiese, unantastbar. Doch das heisst noch lange nicht, dass Akanji genug spielen darf, um im November in guter Verfassung zu sein.

In seiner Karriere ging es immer aufwärts, von Winterthur über Basel nach Dortmund. Akanji wollte mehr und hat seinen Willen bekommen, aber für Nati-Trainer Murat Yakin könnte der grosse Transfer seines Abwehrchefs noch zum Problem werden.