Basel
«Sie werden auch nervös»: Schweizer Handballerinnen spielen im Hinspiel der WM-Playoffs gross auf – trotz Niederlage

Die Schweizer Handballerinnen zeigen in Basel ein starkes Hinspiel in den WM-Playoffs. Sie verlangen den favorisierten Tschechinnen alles ab. Am Ende gibt es vor einer Rekordkulisse eine 31:32-Niederlage. Für das Rückspiel ist alles offen.

Alessandro Crippa
Drucken
Harter Kampf: Daphne Gautschi (links) versucht sich gegen Charlotte Cholevova durchzusetzen.

Harter Kampf: Daphne Gautschi (links) versucht sich gegen Charlotte Cholevova durchzusetzen.

Freshfocus

Daphne Gautschi steigt hoch, sieht nur noch blockende Hände vor sich. Sie wirft. Der Ball klatscht an die Latte, springt auf dem Boden auf und zappelt schliesslich im Netzhimmel. Einen Augenblick ist es in der Basler St. Jakobshalle mucksmäuschenstill, bevor frenetischer Jubel ausbricht.

Zwischen der Schweiz und Tschechien sind in diesem Hinspiel der WM-Playoffs für die Handball-WM 40 Minuten gespielt, als Gautschi das 19:21 erzielt. 3124 Fans jubeln und johlen. Noch nie zuvor waren so viele Zuschauerinnen und Zuschauer an einem Frauen-Länderspiel der Handballerinnen. Die Stimmung ist famos.

Die Schweizerinnen tragen ihren Teil zur guten Stimmung bei. Weil sie stark spielen und mit den favorisierten Tschechinnen mithalten können. Als das Spiel 20 Minuten später vorbei ist, jubeln die Fans. Obwohl die Schweiz am Ende mit 31:32 verliert. Das sagt viel aus.

Kleinere Rückschläge stecken die Schweizerinnen weg

«Es war das erwartet schnelle Spiel der Tschechinnen. Wir haben genau gewusst, was kommt», sagt Tabea Schmid, die siebenfache Torschützin. Umso ärgerlicher sei es, dass «wir am Anfang nicht bereit dafür waren». Die Schweizerinnen stehen am Anfang defensiv nicht gut, lassen den Tschechinnen zu viele Räume. Diese wissen das zu nutzen, vor allem zwei Akteurinnen stechen heraus. Die ersten zehn Tore gehen allesamt auf die Konti von Spielmacherin Jerabkova und Flügelspielerin Mala.

Tabea Schmid setzt sich am Kreis durch.

Tabea Schmid setzt sich am Kreis durch.

Freshfocus

Die Schweizerinnen können aber mithalten, spielen selber schnell nach vorne, wenn sie in Ballbesitz kommen. Wenn sie im Positionsangriff agieren, geht nicht alles auf, was sie sich vornehmen. Aber sie bleiben ihrer Linie treu und lassen sich auch von kleineren Rückschlägen nicht unterkriegen.

Nervosität ist da, aber sie ist nicht spürbar

Und dann ist da eben noch diese Rekordkulisse. Tabea Schmid sagt: «Vor so einem grossen Publikum ist es immer schwierig, die Leistung abzurufen, auch wegen der Nervosität. Aber ich bin sehr zufrieden.» Die Nervosität merkt man den Schweizerinnen nur zu Beginn der zweiten Halbzeit an, als sie mit zwei Toren Rückstand starten, sich aber bald mit vier Längen im Hintertreffen sehen. Coach Martin Albertsen nimmt sofort sein Timeout und dreht offenbar an den richtigen Stellschrauben.

Die Schweizerinnen finden ins Spiel zurück, kämpfen sich Tor für Tor heran. Am Ende scheinen die Tschechinnen sogar etwas frustriert zu sein, dass sie als Favoritinnen «nur» mit einem Tor Unterschied gewinnen konnten. Das 32:31 ist nicht unverdient, aber für die Gäste zu wenig. Das darf als positives Zeichen für die Leistung der Schweizerinnen gewertet werden.

«Wir haben heute sehr vieles richtig gemacht», sagt Rückraumspielerin Kerstin Kündig nach dem Spiel. «Wir können mit vielen positiven Gefühlen nach Hause gehen, wir haben uns sehr teuer verkauft.»

Kerstin Kündig zieht im Rückraum die Fäden.

Kerstin Kündig zieht im Rückraum die Fäden.

Freshfocus

Für das Rückspiel am kommenden Dienstag im tschechischen Brünn ist somit noch alles offen. Die Schweizerinnen werden mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen antreten. Stellvertretend sagt Tabea Schmid: «Sie werden auch nervös, wenn es knapp wird.»

Tabea Schmid und Kerstin Kündig im Interview.

Alessandro Crippa

Telegramm

Schweiz – Tschechien 31:32 (12:14)

Basel, St. Jakob, 3124 Zuschauer, SR Vujacic / Kazanegra (MNE)

Schweiz: Schüpbach / Hartz; Riner (2), Gautschi (2), Wick, Kündig (3), Schmid (7), Altherr (3), Emmenegger(6) , Snedkerud, Jund, Bucher (8), Goldmann, Felber, Wolff, Heinzer.

Tschechien: Kudlackova, Novotna; Jerabkova (9), Mala (9), Polaskova, Kordovska (1), Sustackova, Striskova, Stellnerova (1), Kuxova, A. Frankova (7), J. Frankova, Zachova, Kovarova, Cholevova (5).