Hochfilzen brachte der Schweizer Equipe fast immer Glück. Die klassische Biathlon- Destination in Tirol wäre somit der ideale Ort, um an WM-Titelkämpfen Historisches zu schaffen.
Hans Leuenberger, SDA/Hochfilzen
Vielleicht klappt es ja an den 49. Weltmeisterschaften mit der ersten Medaille für die Schweiz. Die Chancen stehen allerdings mit Blick auf die Resultate dieser Saison nicht allzu gut. Die Ausbeute fällt mit sechs Top-Ten-Plätzen in 30 Rennen durch Benjamin Weger (9., 10., 10.), Selina Gasparin (7., 10.) und der Engelbergerin Lena Häcki (4.) nicht überragend aus. Aber im Biathlon ist vieles möglich. Dies zeigte sich beim letzten Weltcup-Rennen vor den Titelkämpfen, als Nadine Horchler in Antholz den Massenstart gewann. Die Deutsche war als 30. und Letzte ins Feld nachgerutscht.
Neben dem Wettkampfglück kann auch der Umstand helfen, dass ein gutes Omen die österreichische Destination mit dem Schweizer Biathlon verbindet. Matthias Simmen holte in Hochfilzen im Dezember 2006 den ersten Schweizer Weltcup-Podestplatz im Biathlon, Weger stand 2011 gleich zweimal auf dem Podest, und Selina Gasparin lief 2013 zum ersten Schweizer Weltcupsieg.
Sofern alle ihre Bestleistung erbringen, bietet sich zum WM-Auftakt heute schon eine vielversprechende Möglichkeit. Die Mixed-Staffel ist die jüngste der sechs WM-Disziplinen. Sie bildet allerdings kein Nebenprodukt mehr. Medaillen sind Medaillen, die Topnationen dürften ihre besten Leute nominieren. Selina Gasparin, Häcki, Weger und Serafin Wiestner sind bereits stark gefordert, um die angestrebte Top-8-Klassierung zu schaffen. Die generelle Vorgabe wurde ansonsten bei einem Top-Ten-Platz angesetzt.
Die Weltmeisterschaften erstrecken sich über elf Tage. Sie werden mit dem Sprint und der Verfolgung fortgesetzt, in der zweiten Woche folgen für Frauen und Männer das Einzel, die Staffel und der Massenstart. Theoretisch kann eine Biathletin oder ein Biathlet sechs Medaillen gewinnen. Die Norwegerin Tora Berger schaffte dies 2013 in Nove Mesto.
Der stärkste Schweizer Trumpf ist schwer auszumachen. Eigentlich müsste dieser Selina Gasparin heissen. Die Bündnerin hat in der Vergangenheit mit ihren zwei Weltcupsiegen und der Olympia-Medaille bereits Glanzlichter gesetzt, und nach ihrer Babypause hat sie im Weltcup längst wieder Fuss gefasst. Die leichte Erkrankung im Anschluss an die Wettkämpfe in Antholz vor zweieinhalb Wochen dürfte überwunden sein. «Ihre Ansprüche sind etwas höher als die Resultate der laufenden Saison», sagte der Schweizer Disziplinenchef Markus Regli. «Sie ist nahe dran.»
Das Bestresultat in diesem Winter geht auf das Konto von Lena Häcki. Die Frau aus Engelberg stellte sich Anfang Dezember in der Verfolgung von Östersund mit einem 4. Rang der Weltspitze vor. Die 21-Jährige trifft nun besser und legt auch in der Laufleistung weiterhin zu. Im Weltcup-Gesamtklassement liegt sie als 27. neun Positionen hinter Selina Gasparin.
Weger zeigt eine ansprechende Saison, wie Selina Gasparin rangiert auch er in der Over-all-Wertung im 18. Zwischenrang. Der Walliser trifft die Scheiben. Allerdings lässt er sich dafür auch viel Zeit im Schiessstand und läuft nicht immer auf dem letzten Zacken. Im Biathlon ist ein Kompromiss gefragt. Wird in der Loipe und in der Schussfrequenz ein zu hohes Tempo angeschlagen, fallen die Scheiben plötzlich nicht mehr. Wiestner braucht wieder ein Erfolgserlebnis mit dem Gewehr, um seine Baisse zu überwinden. Läuferisch hat der 26-Jährige zugelegt. Der Bündner war bereits in den vergangenen Wintern ein Spätzünder.
Die Schweizer Equipe ergänzen Mario Dolder und Jeremy Finello (die Selektionskriterien je zur Hälfte erfüllt) sowie Elisa und Aita Gasparin (haben sich im internen Vergleich durchgesetzt).