Brägger relativiert allfällige Erwartungen

Vom 25. Oktober bis zum 3. November findet in Katar die WM statt. Mit dabei ist auch der Ostschweizer Pablo Brägger. Er hat eine schwierige Saison hinter sich und gibt sich vorsichtig mit konkreten Platzierungszielen.

Philipp Wolf, Magglingen
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Pablo Brägger (25) kann wieder uneingeschränkt turnen. (Bild: Urs Lindt/Freshfocus (Magglingen, 15. Oktober 2018))

Pablo Brägger (25) kann wieder uneingeschränkt turnen. (Bild: Urs Lindt/Freshfocus (Magglingen, 15. Oktober 2018))

Bisher verlief das Jahr für Pablo Brägger nicht nach Plan. Der Reck-Europameister von 2017 unterzog sich am Ende der vergangenen Saison einer Knieoperation, musste lange pausieren und verpasste schliesslich die EM in Glasgow, weil ihn Finger- und Handgelenkprobleme bremsten. Trotzdem ist der 25-Jährige guten Mutes für den Höhepunkt des Jahres – die WM in Doha. «Natürlich war es eine Enttäuschung, nicht an der EM teilnehmen zu können. Doch wusste ich von Anfang an, dass ich genug Zeit habe, um mich auf die WM vorzubereiten», sagt Brägger. Die Verletzungen hinderten ihn zwar lange daran, komplette Trainingspensen zu absolvieren, doch versuchte der Ostschweizer durch spezifische Übungseinheiten, seine Form zu konservieren.

«Mittlerweile bin ich wieder voll drin und kann uneingeschränkt Vollgas geben,» sagt der St. Galler. Vollgas – das hat schon ganz gut geklappt: Vor gut zwei Wochen holte er sich den Schweizer-Meister-Titel im Mehrkampf. Vollends zufrieden war Brägger jedoch noch nicht. Er machte nach dem Titelgewinn deutlich, dass er bis zur WM noch einen Schritt vorwärtskommen muss. Heute ist Brägger zuversichtlich, dass er diesen Schritt rechtzeitig machen wird. Seit den Schweizer Meisterschaften habe er weiter an Sicherheit gewonnen. Zwar sei die ultimative Topform noch nicht erreicht, doch er sagt: «Ich muss mich nicht verrückt machen. Die Formkurve stimmt.»

Es geht auch um das Quäntchen Glück

Der Reck-Spezialist geht das Ganze ruhig an. Er habe bereits viel Erfahrung und wisse, wie er mit Nervosität während der grossen Wettkämpfe umzugehen habe. Er weiss zudem, dass in Doha nicht unbedingt mit einem Turnsport-begeisterten Publikum zu rechnen ist. Auch wenn er ein engagiertes Publikum bevorzugt, wird ihn die Kulisse nicht weiter stören. «Schliesslich bist du während des Wettkampfs so auf dich und das Team fokussiert. Da spielt die Atmosphäre keine grosse Rolle mehr», sagt Brägger.

Geht es darum, genaue Ziele zu definieren für die WM, ist Brägger zurückhaltend. Er möchte keine Platzierungsziele ausgeben, an denen sich Erfolg oder Misserfolg messen liessen: «Mein Ziel ist es, in Topform zu sein und all meine Übungen gut durchziehen zu können. Wenn mir das gelingt, bin ich sicher schon sehr zufrieden.» Unbestritten ist, dass Brägger den Reck-Final erreichen will. Doch auch in seiner Paradedisziplin relativiert er allfällige Erwartungen. Wenn es um konkrete Platzierungen gehe, so gehe es immer auch um ein Quäntchen Glück. Dieses hat Brägger vergangenes Jahr gefehlt, als er in Montreal am Reck mit dem vierten Platz eine Medaille knapp verpasste. Falls das Quäntchen Glück in Doha ihm in den Schoss fiele, so läge vielleicht eine Medaille drin. Eine Medaille würde aus einem unplanmässigen Jahr ein Prachtsjahr machen.

Frauen müssen ohne Steingruber auskommen

Der Schweizer Turnverband blickt der WM insgesamt zuversichtlich entgegen. In Doha geht es darum zu sehen, wo die Teams im internationalen Vergleich stehen, bevor es im nächsten Jahr in Stuttgart um die Olympiaqualifikation geht. Beim Team der Männer werden die Ziele der vergangenen Jahre aufrechterhalten: Es wird ein Platz unter den ersten zwölf angepeilt. Zudem werden im Einzel je ein Platz unter den Top 12 und einer unter den Top 20 angestrebt. Bei den Frauen, bei denen die Ziele ursprünglich auf die verletzte Giulia Steingruber zugeschnitten waren, steigt man mit gedämpften Erwartungen in die WM. Als Minimalziel wird ein Top-24-Platz des Teams ausgegeben. (pw)