Murat Yakin hat in Luzern nach wie vor den Ruf eines Donnerhalls. Am Sonntag (16 Uhr) kehrt er nach viereinhalb Jahren erstmals als Coach zurück. Mit Sion hat er zum Start zweimal verloren.
Für Murat Yakin (44) läuft es beim neuen Arbeitgeber FC Sion schlecht. Am Donnerstag durfte er den Tabellenletzten erstmals coachen. Mit seinen ureigenen taktischen Mitteln ist er vom FC Zürich geschlagen worden. Aus einer kompakten Abwehr heraus konterten die Zürcher, schossen in der 91. Minute durch den eingewechselten Assan Ceesay – völlig entgegen dem Spielverlauf – das 2:1-Siegtor. Trotzdem fing sich Yakin nach dem Schlusspfiff schnell wieder: «Wir sind erst seit wenigen Tagen zusammen, der Weg stimmt. Nur das Resultat ist sehr enttäuschend.»
Schon beim Début, noch gesperrt auf der Tribüne, hatte Yakin in Thun (1:4) verloren. Zwei Spiele, zwei Niederlagen. Die persönliche Bilanz von Yakin als Sion-Coach ist ernüchternd. Jene des Teams ist noch schlimmer: Fünf Mal hat Sion in der Meisterschaft zuletzt hintereinander verloren. Trotzdem beträgt der Rückstand zum sechstrangierten FC Luzern lediglich drei Punkte.
Für Yakin bedeutet das erstmalige Gastspiel in der Swisspor-Arena seit auf den Tag genau viereinhalb Jahren (2:0-Sieg mit Basel am 30. März 2014) vor allem eine Chance: «Am Sonntag haben wir in Luzern die Möglichkeit, alles besser zu machen.»
Luzern und Murat Yakin: Das war in der Saison 2011/12 eine Erfolgsgeschichte. Der Ex-Internationale führte den FCL auf Platz 2 in der Meisterschaft und in den Cupfinal, wo die Innerschweizer erst im Penaltyschiessen am wohl stärksten FC Basel der letzten 20 Jahre mit Shaqiri, Xhaka, Alex Frei, Streller, Huggel und Sommer scheiterten. Direkt hinter dem einzigen Meistertriumph von 1989 ist jene Saison als zweiterfolgreichste in die 117-jährige FCL-Klubhistorie eingegangen. Kein Wunder, werden der gewiefte Taktikfuchs Murat und sein Bruder Hakan Yakin (41), der hoch begabte Spielmacher, bis heute von zahlreichen Leuten in Luzern verehrt.
Umso grösser war das Erstaunen in der ganzen Fussball-Schweiz, als Murat Yakin am 17. September in Sion als Nachfolger des entlassenen Maurizio Jacobacci einen Vertrag bis Ende Saison unterzeichnet hat. Warum tut sich Yakin diesen Job beim notorisch mit den Trainern unzufriedenen Sion-Alleinherrscher Christian Constantin an? Am Geld liegt es nicht. Yakin hat im Fussball Millionen verdient, und noch mehr mit Immobilien. Der Vater zweier kleiner Töchter hat längst ausgesorgt. Zurück an die Seitenlinie ist er gekehrt, weil er sechs Monate nach dem misslungenen GC-Engagement wieder tätig sein wollte.
Die Aufgabe im Wallis ist nicht wegen der Tabellenlage oder der Mannschaft schwierig. Die ultimative Herausforderung ist der Umgang mit CC. Er und Yakin – da prallen zwei Alphatiere aufeinander. Yakin hat den Vorteil, dass er existenziell unabhängig ist. Der selbstbewusste Coach hat keine Angst davor, vom knallharten Sion-Patron auf eine ähnliche Art gedemütigt zu werden wie die meisten seiner Vorgänger. «Leidenschaft und Emotionen gehören zum Fussball. Ich bin – für den Moment zumindest – auf einer ähnlichen Wellenlänge wie der Präsident», sagt Yakin verschmitzt lächelnd. «Ich will auch immer siegen.»