Die Chamerin Briar Hürlimann (23) spricht vom olympischen Podest, damit würde sie in die Fussstapfen ihres Vaters treten. Gegenwärtig ist sie mit ihrem Team auf anderem internationalen Eis im Einsatz.
Michael Wyss
«Früher war ich einfach die Tochter des berühmten Patrick Hürlimann», sagt Briar Hürlimann. «Nach seinem Olympiasieg in Nagano 1998 wurde ich in der Schule immer wieder auf seinen Erfolg angesprochen. Auch einige Jahre später noch war das so. Das hat sich nun aber etwas gelegt.» Die 23-Jährige ist seit ihrem achten Lebensjahr selber eine leidenschaftliche Curlingspielerin. Begonnen hatte sie bei den Jüngsten im Curling Club Zug (CCZ), bei den sogenannten Cherry Rockers.
Heute ist sie für den CC Wetzikon lizenziert und spielt für ihn in der höchsten Schweizer Liga. Im Zürcher Oberland fand sie ein Team vor und auch beste Voraussetzungen, um im Curling weiterzukommen: «Es ist nicht einfach, heute genügend Spielerinnen zu finden und ein Team für die Meisterschaft zu stellen. Der Aufwand für den Sport ist enorm», weiss Hürlimann und sagt: «Deshalb kam es auch zum Wechsel vom CC Zug zum CC Wetzikon.»
Mit dieser Equipe schaffte die Chamerin kürzlich auch ihren bisher grössten Erfolg, die Qualifikation für die Schweizer Meisterschaften in Flims Mitte Februar. «Eine Medaille ist natürlich unser grosses Ziel», sagt sie selbstbewusst. Auf internationalem Eis hat sie schon einen grossen Erfolg aufzuweisen – Bronze an der Junioren-Weltmeisterschaft 2015 an der Seite der Zugerin Raphaela Keiser. Die grösste Niederlage erlebte sie ein Jahr zuvor, ebenfalls an der Junioren-WM. «Ausgerechnet im eigenen Land scheiterten wir an unseren Medaillenträumen. Wir verpassten in Flims im Spiel gegen Schweden im Tiebreak den Einzug in den Halbfinal. Das war frustrierend», erinnert sie sich.
Aktuell weilt Hürlimann, die auf der Position des Fourth jeweils die letzten Steine spielt, mit dem CC Wetzikon in Almaty, Kasachstan. Sie nimmt in diesen Tagen an der Universiade teil, den Olympischen Spielen der Studenten (siehe Box). Mit dabei in der Equipe um Skip Elena Stern ist auch Pascal Hess vom CC Zug, der die Spielerinnen während dieser Zeit als Trainer begleitet. Hürlimann zu den Aussichten: «Wir wollen natürlich so lange wie möglich um eine Medaille mitspielen. Doch die Konkurrenz ist gross, dessen sind wir uns bewusst.»
Dass sie Curling spiele, «war ja klar. «Wie hätte es auch anders sein können? Das habe ich halt im Blut», sagt Hürlimann schmunzelnd. Ihre Eltern hätten sie nicht dazu gezwungen. «Sie sagten immer, übe einen Sport aus, der dir Freude bereitet. Ich war im Ballett und Eiskunstlauf. Curling war aber das, was mich letztlich faszinierte.» In die Fussstapfen der Eltern – auch Mutter Janet (gebürtige Kanadierin) spielt Curling – traten auch Briar Hürlimanns Geschwister Corrie (18-jährig, CC Lausanne) und Dean (13-jährig, CC Zug). Sind die Eltern die grössten Kritiker von Briar Hürlimann? «Ja, klar, und das ist auch gut so. Meine Mutter ist ja meine Trainerin, und mein Vater gibt mir auch Ratschläge. Sie begleiten und fördern meine Karriere. Es findet ein intensiver Austausch statt. Das bringt mich weiter», erklärt sie.
Am Curling fasziniert sie, dass jedes Spiel anders verlaufe. «Jede Partie ist immer eine neue Herausforderung. Curling ist Nervenkitzel, Spannung pur und sehr vielseitig. Jetzt spielst du einen Stein, drei Minuten später bist du mit Wischen auf dem Eis beschäftigt. Curling ist nicht nur das genaue Platzieren der Steine im Haus, sondern auch harte Arbeit für die Wischer. Ein neuer Stein kann deine Taktik komplett umstellen oder eine neue Ausgangslage ergeben.» Hürlimann lebt das Curling. «Es dreht sich alles um diesen Sport. Ich träume sogar vom Curling», sagt sie lachend. Finanziell unterstützt wird sie bei der Ausübung ihres Hobbys von ihren Eltern und einigen Sponsoren. «Ich betreibe eine Randsportart. Die Suche nach Geldgebern ist daher nicht einfach», teilt sie das Los so manchen Sportlers. Deshalb hat auch sie für die Zukunft gesorgt und baut sich eine Existenz auf. Sie besucht derzeit die Pädagogische Hochschule in Zug, wo sie sich zur Primarlehrerin ausbilden lässt. 2018 ist sie fertig. Es macht den Anschein, als ob für anderes kaum Zeit bleibt. Hürlimann bestätigt das. «Ich trainiere bis zu zehn Stunden in der Woche in Zug und Wetzikon auf dem Eis, dazu kommen noch viele Wettkämpfe am Wochenende und unzählige Stunden im Fitnesscenter. Die Freizeit ist spärlich. Man muss auf vieles verzichten», weiss Hürlimann. «Doch das ist kein Problem für mich, denn ich habe ein grosses Ziel vor Augen und einen Traum, den ich verwirklichen möchte.»
Die Chamerin blickt dabei nach China, wo 2022 die Olympischen Spiele ausgetragen werden. «Dort will ich mit meinem jetzigen Team vom CC Wetzikon teilnehmen – ich träume auch von einer Medaille.»