Roland Widmer: Der Co-Trainer des Erfolgs

Der SC Kriens ist aktuell der aufstrebende Verein der Challenge League. Roland Widmer, 54-jährig, ist mitunter am Höhenflug des SCK beteiligt. Morgen (17.30) empfängt Kriens den FC Wil zum Heimspiel.

Simon Wespi
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Im Fitnessstudio: Kriens-Co-Trainer Roland Widmer.

Im Fitnessstudio: Kriens-Co-Trainer Roland Widmer.

Bild: Eveline Beerkircher (Luzern, 4. Februar 2020)

Er kennt und lebt den Fussball wie kaum ein anderer beim SC Kriens. In den 80er- und 90er-Jahren spielte er für Luzern, Xamax, Wettingen und Zürich. Seit letztem Sommer trainiert er an der Seite von Bruno Berner Kriens. Die Rede ist von Roland genannt «Roli» Widmer.

1996 beendete Widmer seine Spielerkarriere beim FC Zürich. Ihm war schnell klar, dass er ins Trainermetier einsteigen würde. «Ich hatte die Möglichkeit, beim FC Zürich als Profitrainer weiterzuarbeiten.» Doch Widmer wählte einen anderen Weg. Er machte eine Ausbildung zum Fitness- und Personaltrainer. Anstatt auf höchster Ebene im Trainerbusiness zu starten, begann er seine Trainerkarriere bewusst im Amateurfussball. Widmer, der in Wolhusen aufgewachsen ist, trainierte vorwiegend Clubs in der ersten und zweiten Liga. Emmenbrücke, Emmen, Baar und zuletzt Zug 94 gehörten zu seinen Stationen.

«Wir ergänzen uns perfekt»

Auf die Saison 2019/20 wechselte Widmer nach Kriens. Als Co-Trainer von Bruno Berner trainiert er den aufstrebenden Challenge-League-Verein. Dem 54-Jährigen gefällt es ausgezeichnet im Krienser Kleinfeld. «Kriens ist eine Topadresse, die Arbeit macht mir viel Spass.» Auf was legt der ehemalige FCL- und FCZ-Profi besonders Wert im Training? «Auf die Einstellung. Die Jungs sollen ins Training kommen, um sich persönlich und ihre Leistung täglich zu verbessern. Weiter möchte ich Spass und Freude vermitteln.» Denn: Die Solidarität wird beim SC Kriens grossgeschrieben.

Die Zusammenarbeit mit Bruno Berner sei ausgezeichnet. «Wir sprechen offen über alle Themen, nicht nur über Fussball. Er schenkt mir das Vertrauen und überträgt mir Verantwortung. Wir ergänzen uns perfekt», hält Widmer fest. Die Lobeshymne auf den Cheftrainer nimmt kein Ende. Widmer beschreibt seinen Trainerkollegen mit folgenden Worten: «Bruno ist sehr menschlich, offen und ehrlich. Er hat eine hohe Fachkompetenz, ist kommunikativ und in der Sache fordernd. Ich profitiere fussballerisch und im Dialog enorm von ihm.»

Dass das Duo ausgezeichnet harmoniert, bestätigt auch Berner. «Wir sind ein eingespieltes Trainer-Duo, obwohl wir erst seit einem halben Jahr zusammenarbeiten. Wir kommen stets auf hohem Niveau auf den Punkt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Roli Fussballprofi in der NLA war. Sein Auge fürs defensive Spiel sowie seine Erfahrung im Coaching-Bereich sind für uns von enormer Bedeutung.» Berner sieht in Widmer keinen Assistenztrainer, sondern einen Co-Trainer und Freund. «Wir wissen genau, wann wir unsere Rolle einnehmen oder wann wir als Freunde über andere Dinge sprechen.»

Uefa A-Diplom und DFB-Ausbildung

Roland Widmer hat mehrere Ausbildungen absolviert. Nebst der Ausbildung zum Fitnesstrainer und Personal Trainer, machte er das Uefa A-Diplom oder die DFB-Ausbildung «Wege der Talententwicklung». Mehrere Referenten aus Spanien, Argentinien und Deutschland waren anwesend. «Jeder hat aus seiner Sicht über die jeweiligen Förderstrategien für Fussballtalente referiert. Es ging um die Entwicklung junger Spieler. Was sind die Kriterien eines Talents oder was sind die Kernaufgaben des Ausbildners. Die Themen Talenterkennung, Talentprognose sowie externe Einflussfaktoren standen im Vordergrund. All diese Infos inspirieren mich noch heute», erklärt der Co-Trainer.

Widmer arbeitet in Kriens auf Mandatsbasis. Er ist selbstständiger Personal Trainer in Zug. Dies schon seit rund 20 Jahren. Er coacht mehrheitlich Privatpersonen im jungen und im hohen Alter sowie aufstrebende Fussballtalente und etablierte Profis. Er lebt mit seiner Frau und deren Kinder in Adligenswil. Verbringt er seine Zeit nicht auf dem Rasen oder im Fitnessstudio, geht er seinen Hobbys nach. «Ich lese, bilde mich weiter und geniesse die freie Zeit mit meiner Familie und Freunden. Als Trainer und Vorbild ist es meine Pflicht, mich topfit zu halten. Ich investiere viel für meine körperliche und geistige Fitness.»

Das Abstiegsgespenst ist weitergezogen

Zurück zum SC Kriens. Aktuell läuft es für Grün-Weiss sehr gut. Der SCK befindet sich in der vorderen Tabellenhälfte. Bereits seit der Winterpause sind die Abstiegssorgen im Kleinfeld beiseitegelegt. Widmers Erklärung für diesen Erfolg: «Der zwischenzeitliche Erfolg hat viele Faktoren, nicht alle sind messbar, daher ist Erfolg immer sehr subjektiv. Eines ist klar, Baumeister unserer erfolgreichen Vorrunde ist Bruno Berner, ein absoluter Vollprofi. In den letzten Jahren hat er den SC Kriens sportlich stetig weiterentwickelt, und das ist nun das Resultat daraus», resümiert der Wolhuser.

Widmers Vertrag läuft im Sommer aus. Wie geht es weiter? Bleibt er in Kriens oder ist er zu Höherem berufen? «Wir wollen eine gute und erfolgreiche Rückrunde spielen, das ist das Ziel», erklärt Widmer und ergänzt: «Ich habe Ambitionen, Bruno und Kriens haben Ambitionen. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir zusammen weiterarbeiten.»

Im Gespräch mit Roli Widmer ist es spürbar. Der Krienser Erfolg ist kein Zufall. Sowohl er als auch Bruno Berner leben den Fussball. Und beide sind sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe bewusst. Doch Widmer mahnt und spricht die Dinge beim Namen an. «Das Trainerbusiness hat sich verändert. Im Profigeschäft sind heute einzelne Spieler für den Verein, rein wirtschaftlich gesehen, so enorm wichtig geworden, ja wichtiger als der Trainer selbst. Früher hatte der Trainer in vielen Bereichen reichlich mehr Einfluss. Fussball ist heute mehr Geschäft und Unterhaltung.» Seine Ansichten sind plausibel. Der Fussball wird immer professioneller, gleichzeitig wachsen die Freizeitangebote in der Gesellschaft, und die Zuschauer zahlen im Vergleich viel Geld, um ein Match zu besuchen. Das Resultat: Die Stadien sind halbleer. «Man muss die Zuschauer mit ehrlichem Sport unterhalten und ins Stadion bringen, dann lässt sich auch leichter damit Geschäfte machen. Es ist wichtig, dass den Zuschauern was geboten wird.»

Das eigene Business hinten anstellen

Widmer kann sich durchaus eine verantwortungsvolle Stelle in der Führung eines Profivereins vorstellen. Auf dem Platz möchte er künftig weiterhin als Co-Trainer tätig sein. «Ich bin sehr dankbar, mit Bruno Berner beim SC Kriens in der Challenge League arbeiten zu dürfen. Als Profi arbeiten zu können, ist mein Ziel.» Das eigene Business würde er dafür hinten anstellen.