Zug ist nach 1998 und 2021 zum dritten Mal Meister geworden. Wie erwartet. Und einige mögen gar sagen: Na und? Kein Kunststück. Die Kombination aus Geld, Infrastruktur und Talent ist ja einfach meisterlich und der Triumph logisch. Und doch ist diese Titelverteidigung erstaunlich.
Dan Tangnes ist der erste Trainer seit Alpo Suhonen, der mit der gleichen Mannschaft zweimal hintereinander Meister geworden ist. Der Finne holte 1995 und 1996 mit Kloten den Titel.
Der Trainer ist in dieser Zuger Erfolgsgeschichte die Schlüsselfigur. Natürlich hat er den Vorteil der formidablen Bedingungen. Aber entscheidend ist eben, was ein Trainer aus solchen Voraussetzungen macht.
Lugano wartet in einem ähnlich guten Umfeld seit 2006 auf den nächsten Titel. Zugs Trainer hat ein Kunststück geschafft, das noch höher einzustufen ist als sein erster Titelgewinn vor einem Jahr. Es ist ihm gelungen, die Meistermannschaft, die er zuvor in drei Jahren aufgebaut hatte, zu erneuern und während dieser Umbruchphase die Qualifikation und die Meisterschaft zu gewinnen.
Sieben wichtige Spieler haben im letzten Frühjahr das Meisterteam verlassen. Dan Tangnes musste drei neue Ausländer, vier Schweizer mit Nationalmannschaftsformat und im Laufe der Saison auch noch den NHL-Rückkehrer Grégory Hofmann integrieren.
Ein solches Kommen und Gehen verunmöglichen eigentlich eine Titelverteidigung. Und nach dem 0:3 hat er mit seiner Ruhe und mit den richtigen Umstellungen die Wende möglich gemacht. In Zug stimmt nicht nur die Kombination aus Geld, Infrastruktur und Kompetenz.
Die Zuger haben auch die Bedeutung des Cheftrainers erkannt. Dazu passt, dass der SC Bern die Rolle des Trainers völlig unterschätzt, dieses Amt erst einem Clown und dann einem überforderten Lehrling überlassen hat und nun so tief gefallen ist, wie kein Meister seit Einführung der Playoffs 1986.
Das Eishockey ist so «total», anspruchsvoll, komplex geworden wie nie und die neue Spielergeneration ist schwieriger zu führen: Sie ist noch ehrgeiziger als ihre Väter. Wenn der Chef auf Fragen keine Antworten hat, verliert er die Kontrolle über die Kabine. Kompetenz, Authentizität und Charisma definieren heute die Autorität des Trainer. Nicht mehr das Amt.
Dan Tangnes ist den höchsten Ansprüchen gerecht geworden. Der Norweger ist der perfekte, universelle neue Trainertyp des 21. Jahrhunderts: In schwierigen Situationen gelassen, im Erfolg bescheiden und souverän. Mehr Erklärer als Kommandant. Er hat den Zugern die Gewohnheiten von Siegern beigebracht. In Extremsituationen fallen die Spieler auf ihre Gewohnheiten zurück und wenn diese Gewohnheiten gute sind, werden Extremsituationen gemeistert.
Deshalb ist es Zug als erstem Team gelungen, ein 0:3 aufzuholen. Und das siebte Spiel haben die Zuger gerade dank diesen guten Gewohnheiten durch zwei Powerplay-Tore entschieden. Dan Tangnes ist die Antwort unseres Hockeys auf Jürgen Klopp. Aber mit echten Haaren.