Der FCL will mit der neugeformten Mannschaft «mutig spielen und maximalen sportlichen Erfolg»

Sechs Antworten zum FC Luzern und seinem Kaderumbruch nach der überdurchschnittlich grossen Transfertätigkeit.

Daniel Wyrsch
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Sportchef Remo Meyer (rechts) und Trainer Fabio Celestini vollzogen den FCL-Umbruch.

Sportchef Remo Meyer (rechts) und Trainer Fabio Celestini vollzogen den FCL-Umbruch.

Bild: Martin Meienberger/Freshfocus (Luzern, 19. August 2020)

Warum hat der FC Luzern in der Anfang dieser Woche zu Ende gegangenen Transferperiode den grössten Umbruch seit dem Einzug in die Swisspor-Arena vor neun Jahren vollzogen?

Trainer Fabio Celestini will mit dem Team mehr Ballbesitzfussball anstreben, offensiver und damit technisch versierter spielen lassen – agieren statt nur im Umschaltspiel reagieren. Sportchef Remo Meyer erklärte die personellen Mutationen, die hinter der neuen Spielidee stecken: «Grund für unsere Transfertätigkeit war, dass wir die Qualität der Mannschaft steigern wollten. Unser Team soll flexibler und unberechenbarer werden.» Offensiv ist auch die neue Grundeinstellung, die Meyer präsentierte: «Wir wollen maximalen sportlichen Erfolg, mutig spielen. Die Spieler sollen keine Angst vor Fehlern haben.»

Wie zufrieden sind der Sportchef und Trainer mit den sieben Neuzugängen?

Celestini hatte den Sportchef bereits nach fünf Zuzügen gelobt, bevor die Transfers von Varol Tasar und Martin Frydek in trockenen Tüchern waren: «Remo Meyer hat sehr gute Arbeit geleistet.» Der Sportchef selbst stellte fest: «Wir konnten vieles so umsetzen, wie wir das geplant hatten.» Meyer übte gar etwas Selbstkritik am Tempo: «Das gelang uns teilweise nur etwas zeitversetzt, zudem mussten einige der neuen Spieler zuerst in die Quarantäne, weshalb wir zusätzlich Zeit verloren.»

Wie sehr schmerzte die unerwartete Trennung von Topskorer Francesco Margiotta?

Der 27-jährige Italiener hatte in der vergangenen Super-League-Saison elf Tore erzielt und neun Assists gegeben – einen derart effizienten Profi vermisst jedes Team. Celestini war enttäuscht, sagte noch vor der Trennung: «Francesco ist wie ein Sohn für mich.» Meyer zeigte sich überrascht vom Streik und von der Forderung des Stürmers, den bis Sommer 2022 gültigen Vertrag zu verbessern: «Dieses Verhalten war inakzeptabel, es gab leider keinen anderen Weg, als uns von Margiotta zu trennen.»

Geht mit den zahlreichen ausländischen Verstärkungen und der neuen Spielidee ein Stück der FCL-DNA verloren?

Meyer wehrte sich gegen den Vorwurf, das seien zu viele neue Spieler ausländischer Herkunft, mit folgender Feststellung über die Abgänge dieser Transferzeit: «Auch Eleke, Matos, Margiotta und Kakabadse waren keine Schweizer.» Und: «Wir hatten uns die Frage gestellt: Was fehlt der Mannschaft? Herausgekommen ist keine neue Philosophie, wir werden nicht komplett anders auftreten.» Nach wie vor fordere er ein demütiges, hart arbeitendes, homogenes Team.

Haben die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs noch die Chance auf Einsatzzeit wie in den letzten Spielzeiten?

Meyer erklärte: «Wir haben in den vergangenen Jahren pro Saison drei bis vier Eigengewächsen einen Profivertrag gegeben. Das ist auch heuer so gewesen: Tyron Owusu, Mark Marleku und Lino Lang unterschrieben Profikontrakte. Die Hälfte unseres Kaders besteht aus eigenen Spielern.» Der Sportchef stellte auch im Namen des Trainers klar: «Junge, die Qualitäten haben und willig sind, bekommen ihre Chance. Alle haben die gleiche Ausgangslage. Die Wahrheit liegt immer auf dem Platz.»

Das neugeformte Team ist noch nicht eingespielt. Kann es in dieser Verfassung am Sonntag im Heimspiel gegen den verlustpunktlosen Leader FC St. Gallen punkten?

Für Meyer keine Frage, kämpferisch antwortete er: «Nichtsdestotrotz wollen wir am Sonntag das Bestmögliche herausholen. Für die Teamdynamik gibt es nichts Besseres als ein Erfolgserlebnis.» Seit dem 31. Juli und dem 2:1-Heimsieg über den FC Zürich hat der FCL in der Liga nicht mehr gewonnen; vier Spiele hintereinander. In dieser Saison hat Luzern aus drei Partien nur einen Punkt geholt. Sportchef Meyer machte vor dem Duell Achter gegen Erster der Tabelle eine deutliche Ansage: «Nun wollen wir das Maximum anstreben. Wir sind gewappnet, spielen mutig und glauben an unsere Fähigkeiten.»

Carbonell ersetzt Voca im Mittelfeld

Der FC Luzern hat in dieser Transferperiode nicht nur Quantität, sondern überraschend viel Qualität geholt: Der leihweise vom 1. FC Köln verpflichtete Louis Schaub (mit Option zur definitiven Übernahme) hat bereits in seinen Startelfeinsätzen gegen Lausanne (2:2) und in Basel (2:3) bewiesen, dass er ein sehr initiativer Spielmacher sein kann. Der 25-jährige österreichische Internationale, der Ghanaer Samuel Alabi (20) und Varol Tasar (24) sind gemäss FCL-Sportchef Remo Meyer variabel einsetzbar – zentral und auf den Flügeln. Alex Carbonell (23) dagegen «ist prädestiniert für eine defensive Rolle im Mittelfeld. Den Spanier haben wir anstelle von Idriz Voca geholt.»

Der ehemalige Barça-Junior Carbonell, Ex-Servettien Tasar, Schaub und Rückkehrer Dejan Sorgic gelten als die Hauptzuzüge – das sind gleich vier Königstransfers. Mittelstürmer Sorgic (31) kommt aus einem Jahr beim AJ Auxerre, zuvor hatte der frühere FCL-Nachwuchsmann für Thun zweimal 15 Tore pro Super-League-Saison erzielt. Als sein Back-up gilt Yvan Alounga (18), der Tscheche Martin Frydek (28) ist neuer Linksverteidiger.

 
Zuzüge: Schaub (Ausleihe Köln), Alounga (Aarau), Alabi (Ashdod/ISR), Carbonell (Valencia), Sorgic (Auxerre), Tasar (Servette), Frydek (zuletzt vereinslos, zuvor Sparta Prag), Ugrinic (Leihende Emmen/NED).

Abgänge: Margiotta (?), Males (Inter Mailand), Voca (Ankaragücü), Kakabadse (Teneriffa/ESP), Matos (Udinese), Eleke (Beerschot/BEL), Demhasaj (Grasshoppers), Tia (Xamax), Enzler (Leihe Aarau), Mistrafovic (Leihe Kriens).