Auch die Schweizerinnen und Schweizer profitieren davon: Konstant gute Leistungen im Ski-alpin-Europacup werden mit Startplätzen für den nächsten Weltcup-Winter belohnt.
Bei grossen Ski-Nationen wie der Schweiz sind Startplätze für Weltcup-Rennen ebenso begrenzt wie begehrt. Zuletzt, das wird durch die ständig vom Weltverband FIS vorgenommene Aktualisierung der Quoten bestimmt, hätten in Åre beim letzten Riesenslalom vor dem Weltcup-Final zehn Schweizerinnen antreten dürfen. Neun Athletinnen aufgrund der Quotenberechnung und dazu die Zürcherin Simone Wild, da sie sich im Winter 2020/21 als Zweitplatzierte der Europacup-Disziplinenwertung einen fixen Startplatz erarbeitet hatte.
Spitzenplätze im Europacup haben für Swiss-Ski eine grosse Bedeutung. Je mehr fixe Startplätze für den Weltcup generiert werden, umso geringer wird die Anzahl von Athletinnen und Athleten, die das stressige Pendeln zwischen Welt- und Europacup auf sich nehmen müssen.
Solche Fixplätze haben sich für die kommende Saison aus Sicht der Zentralschweiz Delia Durrer (Abfahrt), Juliana Suter (Abfahrt), Aline Danioth (Slalom) und Vivianne Härri (Riesenslalom) sichern können. Härri sagt:
«Dieser Fixplatz war natürlich ein Ziel und ich bin enorm froh, dass ich es jetzt erreicht habe. Es ist der Lohn für konstante Leistungen im Europacup und das gibt Mumm und Selbstvertrauen für die kommende Saison.»
Für die Obwaldnerin fallen im kommenden Winter Nerven kostende interne Qualifikationen für die Weltcup-Riesenslaloms weg. Es ist dies der wohl grösste Vorteil dieses Weltcup-Startplatzes, der persönlich ist und somit von keiner anderen Fahrerin beansprucht werden kann. Zudem haben die Athletin und ihr Team aus Betreuern und Serviceleuten bereits heute eine gewisse Planungssicherheit für die Zeit zwischen dem Saisonauftakt im kommenden Oktober in Sölden und dem Weltcup-Final 2023 in Soldeu (Andorra). «Ich erhoffe mir, dass ich durch eine noch fokussiertere Herangehensweise bereits im Sommertraining einen weiteren Schritt in der Entwicklung machen kann», glaubt Härri.
Warum aber dieser erarbeitete Fixplatz jetzt nicht einem Freibrief für ein «lockeres Mitfahren im Weltcup» gleichkommt, sondern von der Athletin Leistung und auch eine Stufe höher entsprechende Resultate erfordert, erklärt Walter Reusser, Alpin-Direktor von Swiss-Ski. Natürlich bringe dieser persönliche Startplatz die Möglichkeit mit sich, die Athletin oder den Athleten in Ruhe an den Weltcup heranführen zu können. Aber: «Der Fixplatz ist auch eine Verpflichtung, im Weltcup im Minimum zwischen 50 und 70 Punkte zu sammeln und es per Saisonende in die Top-30 der Disziplinenwertung zu schaffen. Wenn die Athletin oder Athlet nicht punktet und gleichzeitig im Europacup keine Rennen bestreitet, verliert sie oder er wichtige FIS-Punkte. Das wird dann, wenn die Trainer nicht früh genug reagieren und die Prioritäten anders setzen, zum Bumerang. Aber letztlich ist das eine Herausforderung der erfreulicheren Sorte, die seitens des Verbandes mit einem guten, individuell angepassten Management bestens gehandhabt werden kann», sagt Reusser.
Erreichte Fixplätze helfen im Weltcup dem gesamten Team, weil diese Bonus-Plätze etwas Luft schaffen und in der Regel dafür sorgen, dass in einer internen Qualifikation statt vier vielleicht nur noch drei Fahrerinnen um zwei Startplätze kämpfen müssen. So gesehen hat sich Vivianne Härri mit ihrer starken Europacup-Saison mit drei Podestplätzen selbst belohnt, gleichzeitig aber ihren Kolleginnen wie Vanessa Kasper oder Selina Egloff die Tür für regelmässige Weltcup-Einsätze 2022/23 weit aufgestossen. Im Winter 2022/23 liegt es dann an ihnen, diese Chance auch zu nützen.
Schweizer Fixplätze für die Weltcup-Saison 2022/23 via Europacup. Männer. Abfahrt: Ralph Weber und Lars Rösti. – Riesenslalom: Fadri Janutin. – Slalom: Noel von Grünigen.
Frauen. Abfahrt: Delia Durrer und Juliana Suter. – Riesenslalom: Vivianne Härri und Simone Wild. – Slalom: Aline Danioth.