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Die Engelberger Biathletin lief in Slowenien bei allen vier Einzelstarts in die Top 15 der Welt. Nun blickt sie mit Zuversicht und einigen Ambitionen in Richtung Olympische Spiele 2022 in Peking. Doch für den Traum einer Medaille muss sie zuerst ihre Hausaufgaben machen.
Vieles ging perfekt auf. Die läuferische Formplanung in Richtung Weltmeisterschaft in Pokljuka stimmte exakt, die verbesserte Konstanz auf dem Schiessplatz hielt dem erhöhten Druck des Grossanlasses stand. Und die Resultate stimmten mit einer Ausnahme. Nach einem einzigen Top-15-Platz diesen Winter im Weltcup folgten deren vier an der WM. Lena Häcki darf von gelungenen Titelkämpfen sprechen.
Ihr persönliches Highlight erlebte die 25-Jährige gleich beim ersten Einzelstart im Sprint. Besser als bei diesem siebten Platz war sie an einer WM noch nie. Auch die folgenden Ränge 12 (Verfolgung und Einzel) sowie 15 (Massenstart) blieben deutlich über den Eindrücken aus den Wettkämpfen im Rahmen des Weltcups.
Wermutstropfen für Häcki und das Team war einzig die Staffel. Erst recht, weil die Schweiz zwei Tage vorher beim Einzelstart mit vier Athletinnen in den ersten 19 Plätzen eine Teamleistung ablieferte wie noch nie in dieser Sportart. Doch dann lief es in der Staffel von Beginn weg nicht ideal. Schlussläuferin Häcki wurde chancenlos und abgeschlagen ins Rennen geschickt. Sie lief als Zwölfte ins Ziel.
Kritik an ihren Kolleginnen will die bei ihrem Freund im deutschen Ruhpolding lebende Obwaldnerin aber nicht äussern. «Wir gewinnen und verlieren gemeinsam», schrieb Häcki auf Facebook. «Der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden war, dass wir zu viele Fehler beim Schiessen produzierten», wiederholte sie ihre «Wir-Botschaft» beim WM-Resümee.
Von der WM in Erinnerung bleiben Lena Häcki nicht nur die Rangierungen. Etwa die Frühlingsgefühle unten im Tal in Bled, wo das Schweizer Team wohnte. Die Wetterkapriolen auf der Hochebene von Pokljuka mit nassem Schneefall zu Beginn, mit arktischen -15 Grad zur WM-Mitte und mit Sulzschnee bei 10 Plusgraden zum Abschluss. Oder die leeren Tribünen, die das übliche Volksfest in Slowenien ersetzten.
Nach einem freien Wochenende reist die Biathlon-Gemeinschaft für zwei Wochen nach Nove Mesto zum doppelten Weltcup. Danach geht es für das Finale per Charterflug nach Schweden. Nachdem der vorgesehene Finalort Oslo die Wettkämpfe wegen Corona vor zehn Tagen abgesagt hat, springt Östersund kurzfristig ein.
Bei Lena Häcki droht kein WM-Blues. Die freien Tage will sie fürs Training nutzen, die verbleibenden Wettkämpfe fürs Vorarbeiten im Gesamtweltcup. Denn davon hängt im Biathlon einiges ab. Nur die Top 30 der Wertung dürfen im Massenstart mitmachen. Der internationale Verband bezahlt die Hotelkosten für die Top 25 des Weltcups, was das Budget von Swiss-Ski entlastet.
Und zu guter Letzt hängt die Kaderzugehörigkeit für die nächste Saison auch vom Abschneiden im Weltcup ab. «Nationalmannschaft tönt auch gegenüber den Sponsoren besser als B-Kader», sagt Häcki.
Der nächste Winter ist schliesslich nicht ganz unwichtig. Bei den Olympischen Spielen von Peking wird Biathlon auf einer neuen und gänzlich unbekannten Strecke ausgetragen. Dazu rechnet man mit arktischen Temperaturen. Für Lena Häcki ein Vorteil. «Ich bin ein Wintermensch und habe es gerne kühl», sagt die Engelbergerin.
Ihr nächster sportlicher Schritt heisst Medaille. Dazu benötigt Häcki eine doppelte Steigerung. Am Schiessstand die Trefferquote weiter verbessern, «denn ohne gutes Schiessen kann man eine Medaille ohnehin vergessen.» Und ihr Laufniveau nochmals erhöhen. Die Basis dazu muss sie sich im kommenden Sommer erarbeiten. Ihre Trainerin Sandra Flunger sieht hier deutliches Potenzial, verlangt von der Athletin dafür aber hohe Disziplin. Denn viel fehlt für den Traum vom Podest nicht. Auch das eine WM-Erkenntnis für Lena Häcki.