Der EVZ begeistert beim Saisonstart mit offensivem Spektakel, im Abwehrverhalten bekundet er aber Probleme. Noch haben die Spieler das neue System nicht komplett verinnerlicht.
Als das Teamtraining am Montag vorbei war, machte Miro Zryd noch Überstunden. Allein auf dem Eis übte er Schüsse von der blauen Linie. Der 23-Jährige hat gemeinsam mit Jesse Zgraggen am Startwochenende eine erste Visitenkarte abgegeben. Die zwei neuen EVZ-Verteidiger sammelten bei den Siegen gegen Ambri und Lugano sechs Assists. Vier davon gingen auf das Konto von Zryd, der durch seinen Offensivdrang auffiel. Sportchef Reto Kläy hält viel vom Ex-Langnauer, er sieht ihn als potenziellen Franchise-Player. Zryd sagt: «Es ist schön, dass ich schon von Beginn weg punkten kann. Der Trainer verlangt, dass wir Verteidiger viel laufen und uns in der Offensive einbringen.»
Zryd war in Langnau nicht als Skorer in Erscheinung getreten. Doch mit dem EV Zug hat er schon in der Champions League sein Potenzial in der Vorwärtsbewegung angedeutet. «Manchmal ist es auch Glücksache. Aber es macht Spass, wenn man vorne etwas bewirken kann», sagt er.
Die offensive Spielweise ist aber auch mit Risiken verbunden, zumal Trainer Dan Tangnes ein neues System etablieren will. Unter Vorgänger Harold Kreis spielten die Zuger ein eher konservatives Eishockey mit einer kontrollierten Defensive als Basis. Tangnes fordert, dass sein Team im Spielaufbau schneller und häufiger vertikal agiert. Noch haben die Spieler seine Vorstellungen nicht komplett verinnerlicht, dazu bot gerade das 6:5-Spektakel gegen Lugano Anschauungsunterricht. Die Zuger überzeugten zwar mit aggressivem Forechecking und bewiesen, wie viel offensives Potenzial in ihnen steckt. Doch ihr Abwehrverhalten verdiente keine Höchstnoten, Abstimmungsprobleme und individuelle Fehler machten ihnen zu schaffen. Lugano war vor allem dann gefährlich, wenn es Raum zum Kontern vorfand. Auch Zryd war an zwei Gegentoren mitschuldig, er weiss um seine Fehler. Es ist die Frage nach der Balance. «Ich muss noch herausfinden, wie viel Risiko ich eingehen kann. Die Coaches helfen mir dabei.»
Trainer Tangnes betont, dass die Spieler Zeit bräuchten, um ihre Denkweise auf das neue System auszurichten. «Sie müssen ihr gewohntes Verhalten auf dem Eis ändern, und das ist eine grosse Heraufforderung.» Tangnes sagt aber auch, dass er in den ersten beiden Meisterschaftsspielen mehr gute als schlechte Sachen gesehen habe. «Wir machen Fortschritte.»
Der EV Zug muss am Dienstag (19.45 Uhr) in Fribourg auf Center David McIntyre verzichten, der sich am Samstag gegen Lugano leicht verletzt hat. Möglicherweise wird er bereits am Wochenende ins Team zurückkehren. Für McIntyre rückt der Academy-Stürmer Sven Leuenberger nach. Das 19-jährige Talent steht damit vor seinem Debüt in der National League.