Rugby
Die Trockenzeit ist vorüber: Die teuflischen Engel sind wieder unbezwingbar

Die Luzern Dangels gewinnen im Frauen-Rugby den Schweizer Meistertitel.

Stephan Santschi
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Ungeschlagen in dieser Saison: Die Luzernerinnen feiern mit dem Pokal.

Ungeschlagen in dieser Saison: Die Luzernerinnen feiern mit dem Pokal.

Bild: PD (Yverdon, 18. Juni 2022)

«I am really delighted.» William «Billy» Valentine, der schottische Trainer der Luzern Dangels, ist sehr entzückt. Und Marco Felder, Präsident des Rugby-Clubs Luzern, ist «einfach stolz und froh, nach einer langen Trockenzeit den Titel wieder nach Luzern zu holen».

Am Samstag gewannen die Luzernerinnen den NLA-Final in Yverdon gegen die Westschweizer Auswahl der Mermigans mit 19:8. Erstmals seit fünf Jahren und zum insgesamt neunten Mal sind sie damit Schweizer Meisterinnen.

«Jetzt können wir für die harte Arbeit eine Trophäe vorweisen. Sie ist der Lohn für eine ganze Saison»,

betonte Valentine.

Starke Abwehr und überragende Oumou Barry

Zwar waren die «teuflischen Engel», wie sich Dangels übersetzen lässt, in der Qualifikation das dominante Team – eine Garantie für die Goldmedaille war dies aber nicht. Die Luzernerinnen fanden im Final gut ins Spiel, gingen nach einem Try durch Chantal Maritz mit 7:0 in Führung, ehe die hart spielenden Westschweizerinnen auf 7:5 verkürzten. Im zweiten Viertel der 80 Minuten entschied Luzern das Spiel mit zwei weiteren Trys durch Judith Oriwal und Carole Casparis für sich. «Ich sah ein fantastisches Luzern, das sehr viel Druck auf den Gegner ausübte», bemerkte Valentine. Zur Halbzeit führte seine Auswahl mit 19:5.

Danach fokussierten sich die Luzernerinnen auf die Defensive, brachten den Sieg in einer zuweilen etwas unordentlichen Partie souverän über die Zeit. «Der Schlüssel zum Erfolg war unsere Abwehr, vorne könnten wir an anderen Tagen noch mehr skoren», resümierte Valentine, der mit Luzern nun den ersten Titel gewonnen hat. Zur wertvollsten Spielerin wurde Oumou Barry gewählt. «First class», mit diesem Etikett bedachte sie Valentine. Und der Dangels-Trainer ergänzte:

«Sie ist physisch in starker Form, spielt mit hoher Intensität, klaut in der Abwehr dem Gegner die Bälle und macht viele Meter im Angriff.»

Oumou Barry selbst reagierte bescheiden auf die persönlichen Meriten, «Job erledigt», sagte die 25-Jährige mit einem Schmunzeln und leitete die Lorbeeren weiter ans Team: «Über allem steht unser Zusammenspiel. Jede Spielerin weiss, was sie zu tun hat, es geht nicht um Individualität, sondern um das, was wir als Einheit leisten können.» Als Bindeglied zwischen Backs und Forwards sorgt die Schweizer Nationalspielerin mit afrikanischen Wurzeln für viel Power und überträgt ihre Energie damit auch auf ihre Teamkolleginnen.

«Freundschaften fürs Leben»

Aufgewachsen ist Oumou Barry in Guinea. Im Alter von acht Jahren zog sie in die Westschweiz, seit 2010 lebt sie in Zürich, ihr Rugby-Herz schlägt aber für die Luzern Dangels:

«Ich habe Angebote von anderen Vereinen, ich werde aber niemals wechseln. Luzern gibt mir eine Familie, über die man froh ist, wenn man sie hat.»

Diesen Titel gemeinsam zu gewinnen, ungeschlagen wohlbemerkt, fühle sich einfach «wahnsinnig schön» an.

Das Team inklusive Trainer wird in dieser Zusammensetzung fortbestehen, was allerdings nicht bedeutet, dass die Dangels eine geschlossene Community bilden. «Neue Spielerinnen sind bei uns super-willkommen», betont Billy Valentine, zwei Mal pro Woche wird jeweils auf der Luzerner Allmend trainiert. «Rugby ist der beste Teamsport der Welt», schwärmt der Trainer und führt aus: «Kaum eine Sportart generiert eine so grosse Verbundenheit zu den Mitspielerinnen. Hier entstehen Freundschaften fürs Leben.»