Willisau steht vor der zweiten 2.-Liga-inter-Saison. Manuel Dahinden hat im Luzerner Hinterland seine fussballerische Heimat gefunden.
«Es war eine schwierige Zeit. Fünf Monate, ohne Fussball zu spielen, war eine lange Durststrecke und nicht einfach. Doch jetzt bin ich glücklich, wieder auf dem Rasen zu stehen und zu trainieren», zeigte sich Manuel Dahinden am Dienstagabend im Stadion Schlossfeld in Willisau beim Training emotional. Nach 2014 erlitt der Routinier im März dieses Jahres erneut einen Kreuzbandriss. Es war in einem Meisterschaftsspiel im Derby gegen Sursee ohne Fremdeinwirkung. «Solche Verletzungen werfen dich immer wieder zurück. Je älter man ist, desto schwieriger ist die Rückkehr. Doch ich bin ein Kämpfer, und diese Verletzungen haben mich noch stärker gemacht. Ich bin fit und fühle mich gut. Wann ich erstmals spiele, entscheide ich dann mit Trainer Roger Felber.»
Auf dem Weg zurück waren seine Eltern und die beiden jüngeren Geschwister eine wichtige Stütze. «Meine Familie hat mich moralisch immer unterstützt. Sie ist nebst dem Beruf und dem Fussball das wichtigste in meinem Leben.»
Die Freude zum Fussball entdeckte Dahinden, der in Schüpfheim aufwuchs und im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern und den beiden jüngeren Schwestern nach Schachen (Ortsteil von Werthenstein) zügelte, beim FC Malters. Später wechselte er, der beim FC Willisau in der Verteidigung und im Mittelfeld eingesetzt werden kann, nach Kriens (Nachwuchs). «Ich besuchte in Kriens die Sportschule. Dort hegte ich in jungen Jahren auch den Traum vom Profifussballer. Doch daraus wurde nichts, weil ich immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte.»
Spätere Stationen waren Schötz (1./3. Liga), Emmenbrücke und Sursee (2. Liga inter). Nun ist Dahinden, der seinen Lebensunterhalt in Wolhusen als Kundenberater einer Bank verdient, sesshaft geworden. Er lacht und sagt: «Ja, fussballspezifisch stimmt das absolut. Ich nehme mit Willisau nun die fünfte Saison in Angriff, und es gefällt mir sehr gut hier.» Privat allerdings hat ihn das Reisefieber seit längerer Zeit gepackt: «Ich mache gerne Städtetrips in Europa. Es kommt schon mal vor, dass ich von Freitag bis Sonntag spontan vereise, wenn die Meisterschaft ruht.» Zurück auf den Rasen: am Samstag (17.00, Grossmatt) wartet zum Auftakt in die neue Saison das Auswärtsspiel in Hergiswil. «Die ersten fünf Partien sind richtungweisend. Dann wissen wir wo wir stehen und wohin es in der Tabelle geht. Ein positiver Auftakt in Hergiswil wäre natürlich sehr wichtig für uns. Die Devise ist klar: verlieren verboten», fordert Dahinden.
Angesprochen auf die Saisonziele erhofft sich der Banker einen Mittelfeldplatz. «Das Jahr der Bestätigung wird nicht einfach. Letzte Saison wurden wir Sechster, das war im Jahr nach der Promotion natürlich sehr erfreulich. Ich bin aber guten Mutes, dass wir das bestätigen können.» Was spricht dafür? «Unsere Offensive. Wir sind immer gut für Tore. Letzte Saison waren wir hinter Lugano U21 mit 69 Toren das zweitbeste Offensivteam mit 58 Treffern in der Gruppe 4. Zudem sind wir ein eingespieltes Team und haben praktisch keine Fluktuationen erlebt. Der Kern ist geblieben, was wichtig ist.» Ein Manko? «Unsere defensive Stabilität müssen wir verbessern. Wir bekamen viele unnötige Gegentreffer auf dumme Art und Weise. Das müssen wir abstellen.» Und auf was freut sich Dahinden am meisten? «Auf die beiden Derbys gegen Sursee. Diese Duelle sind immer speziell, liegen die beiden Ortschaften nur 13 Kilometer oder 16 Autominuten auseinander. Eine Rivalität ist spürbar.»
Dahinden, der ein grosser Fan des englischen Fussballs (insbesondere von Liverpool oder Manchester United) ist und Spielertypen wie ein Sergio Ramos (Real Madrid) oder Roberto Carlos (ehemals Real Madrid) bewundert, hat in seiner Karriere vier bis heute unvergessliche Momente erlebt: «Der Aufstieg mit Willisau in die 2. Liga inter, der IFV-Cupsieg mit Willisau mit dem späteren Cupspiel gegen Breitenrain aus der Promotion League und die beiden Cupkracher der 1. Hauptrunde mit dem Erstligisten Schötz gegen den FC Luzern und FC Basel. Wir scheiterten gegen den FCL 2:3 und Basel 0:1 sehr knapp. Doch was zählte, war das Erlebnis. Wenn du vor 4000 bis 5000 Fans im Stadion einlaufen kannst, bekommst du schon einmal Gänsehaut.» In der Cup-Qualifikation (1. Vorrunde) für die Saison 2020/21 trifft Willisau am 9. November auf den Ligakonkurrenten Sarnen.