Giro d'Italia ohne leichte Etappen

Im Regen von Iseo setzt sich im Duell der beiden besten Sprinter der Italiener Elia Viviani gegen Sam Bennett durch. Damit steht es 4:2 nach Etappensiegen für Viviani, auch in der Punktewertung konnte er seinen Vorsprung ausbauen. Simon Yates verteidigte sein rosa Trikot.

Tom Mustroph, Iseo
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Gewinnt bereits seine vierte Etappe: Elia Viviani. (Bild: Daniel dal Zennaro (Iseo, 23. Mai 2018))

Gewinnt bereits seine vierte Etappe: Elia Viviani. (Bild: Daniel dal Zennaro (Iseo, 23. Mai 2018))

Einfache Etappen kennt dieser Giro d’Italia nicht. Auch die auf dem Papier einfache Überführungsfahrt vom Gardasee an den kleineren Iseosee wurde zu einer echten Herausforderung. Weil es gleich steil nach oben ging, hatten die meisten Teams ihre Rollen herausgeholt und die Fahrer legten zum Warmfahren schon ein paar Kilometer im Treten auf der Stelle zurück. «Ein Klassementfahrer, der hier nicht aufpasst, kann gleich sehr viel Zeit ver­lieren», erklärte Skys sportlicher Leiter Nicolas Portal die Präparationen. Das Beispiel des Kolumbianers Esteban Chaves, der bei einer Etappe wie dieser vom zweiten Platz in die Tiefen des Klassements gerutscht war, war allen eine Warnung.

Weil alle aufpassten, blieben die Abstände auf dem Anstieg gering. Das Feld rollte wieder zusammen. Eine Ausreissergruppe sorgte für etwas Erholung im erschöpften Feld. Überraschenderweise hatte Team Sky den wichtigsten Berg-Helfer von Chris Froome, den Niederländer Wout Poels, in die Gruppe gesandt. Das ersparte den Sky-Fahrern Arbeit im Feld. Team Mitchelton Scott vom Gesamtführenden Yates musste deshalb auf der Hut sein. Die Australier bekamen Unterstützung von Team Bora Hansgrohe, sodass der Abstand nicht zu gross wurde. Ein weiterer Etappensieg für Sprinter Bennett war angepeilt. «Wir haben zwar schon zwei Etappen gewonnen und damit einen grossen Teil unserer Pläne erfüllt. Ich als Österreicher mag aber Süsses sehr. Gegen ein Dessert, einen dritten Etappensieg mit Bennett, hätte ich nichts einzuwenden», sagte Boras sportlicher Leiter Christian Pömer beim Start in Riva. Und fürs Dessert des Mannes im Begleitwagen arbeiteten dann auch Profis und holten die Ausreisser zurück.

Regen sorgt für Klassikerstimmung

Im einsetzenden Platzregen auf der 23,9 Kilometer langen Schlussrunde in Iseo setzte sich erneut eine Fluchtgruppe ab. Mit dem Wasser von oben brach gleich wieder Klassikerstimmung beim Giro aus, wie schon im Sprintfinale auf dem Autodrom von Imola. Das Feld zog sich in die Länge, einzelne Fahrer versteuerten sich auf den Verkehrsinseln. Nachdem die Ausreisser dann doch wieder gestellt wurden, übernahm Quick Step das Kommando. Anfahrer Fabio Sabatini lieferte seinen Kapitän Viviani perfekt ab. «Ich bin glücklich über den Sieg und auch über die Punkte für das Wertungstrikot», sagte Viviani.

Die Sprinteretappe war nur ein Zwischenspiel vor einem dreitägigen Bergfestival. Heute steht der lange Anstieg nach Pratonevoso an. Am Freitag sind dann die Königsetappe mit dem Colle delle Finestre, dem mit 2178 Meter höchsten Berg des Giro, und zwei weitere Gipfel um die 2000-Meter-Marke. Am Samstag müssen ebenfalls drei Berge der 1. Kategorie erklommen werden, bevor es zur Schlussrunde nach Rom geht.

101. Giro d’Italia. 17. Etappe, Riva del Garda – Iseo (155 km): 1. Viviani (ITA) 3:19:57. 2. Bennett (IRL). 3. Bonifazio (ITA). 4. van Poppel (NED). 5. Debusschere (BEL). 6. Sbaragli (ITA). 7. Drucker (NED). 8. Modolo (ITA). 9. Vendrame (ITA). 10. Gonçalves (POR).– ­Ferner: 26. Froome (GBR). 27. Dumoulin (NED). 28. Yates (GBR). 29. Pinot (FRA). 43. Pozzovivo (ITA). 70. Frankiny (SUI). 76. Reichenbach (SUI), alle gleiche Zeit. 98. Steve Morabito (SUI) 3:42 zurück.

Gesamtklassement: 1. Yates 69:59:11. 2. Dumoulin 0:56. 3. Pozzovivo 3:11. 4. Froome 3:50. 5. Pinot 4:19. – Ferner: 24. Reichenbach 32:20. 66. Frankiny 1:51:35. 86. Morabito 2:24:30.