Handball
HC Kriens-Luzern verliert bei RTV Basel: Es ist eine sportliche Bankrotterklärung

Der HC Kriens-Luzern verliert beim RTV Basel mit 17:22. Damit ist in einer schwachen Saison ein weiterer Tiefpunkt erreicht.

Stephan Santschi
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Erzielte drei Treffer: Milos Orbovic.

Erzielte drei Treffer: Milos Orbovic.

Bild: Pius Amrein (Kriens, 2. Oktober 2021)

Es ist keine Resultat-, auch keine Formkrise, die am Samstag zur 17:22-Niederlage gegen den RTV Basel geführt hat – es war eine sportliche Bankrotterklärung. Der HC Kriens-Luzern präsentierte sich in der Sporthalle Birsfelden in einem desolaten Zustand, liess Spieler wie Beobachter fassungslos zurück.

«Wenn man die Scheisse am Absatz hat, passieren unerklärliche Fehler. Dann geschehen Dinge, die wir vor einem halben Jahr nicht für möglich gehalten hätten»,

sagte Geschäftsführer Nick Christen nach der siebten und bisher bittersten Niederlage in einer schwachen Saison.

Mit Basel stand nicht ein Topteam auf der anderen Seite, sondern der Vorletzte, der aufgrund vieler Absenzen nur neun Feldspieler im Aufgebot hatte. Kriens-Luzern präsentierte sich derweil mit Ausnahme des weiterhin rekonvaleszenten Filip Gavranovic im Vollbestand und galt in dieser Zusammensetzung als haushoher Favorit. Doch jener Funke an Stabilität, den sich die Luzerner zuletzt mit dem Heimsieg gegen den BSV Bern und dem Erfolg im Cup gegen Altdorf erarbeitet hatten, sollte sich im Verlauf der Partie wieder verflüchtigen.

Basel spielt mit dem letzten Aufgebot

Die Körpersprache der Basler, die ohne Liga-Topskorer Aleksander Spende auskommen mussten, war entschlossener. Mit bescheidenen Mitteln düpierten sie die schlecht abgestimmte Abwehr der Gäste, und in der eigenen Defensive hatten sie wenig Mühe, die durchsichtigen und wackeligen Angriffe des Gegners zu unterbinden. Nach zehn Minuten führte Basel 5:2, nach 15 Minuten nahm HCKL-Trainer Goran Perkovac den ersten Wechsel vor, nach 23 Minuten hatte er das Abwehrzentrum bereits dreimal umformiert und bis auf die Flügel und den Goalie alle Positionen neu besetzt.

Besserung aber trat nicht ein, Basel führte zur Pause mit 12:7. Nach dem Seitenwechsel arbeitete sich Kriens-Luzern auf 11:12 heran und als der bis dahin beste Torschütze des RTV, der Linkshänder Jorge Paban Lopez, eine umstrittene rote Karte erhielt (38.), schien der Gastgeber nicht mehr über genügend personelle Ressourcen zu verfügen. Im Rückraum spielte Basel fortan nämlich mit einem 42-jährigen Flügelspieler (Igor Stamenov), einem weiteren Flügel (Basil Berger) und einem Akteur, der gerade von einer über zweimonatigen Verletzungspause zurückgekehrt war (Jannis Voskamp).

Trainer Goran Perkovac ist kein Thema

Erstaunlicherweise hielt Basel den Gegner aber auch in dieser Besetzung auf Distanz, kassierte kein einziges Mal den Ausgleich und gewann gegen völlig verunsicherte Zentralschweizer mit 22:17. Schlüsselspieler wie Hleb Harbuz, Janus Lapajne oder Domen Sikosek Pelko erzielten kein Tor aus dem Spiel heraus. Milos Orbovic war bemüht, agierte aber unglücklich, ungeschickt. Und die Abwehr liess sich zuweilen auf einfachste Art ausspielen, nur Goalie Rok Zaponsek war auf der Höhe des Geschehens. «Wir fallen extrem schnell in alte Muster zurück», befand Christen.

Der HC Kriens-Luzern hat damit einen weiteren Tiefpunkt erreicht, darf trotz vier Punkte Vorsprung auf Basel auch das Erreichen des Playoff-Platzes nicht mehr als Formsache sehen.

«Wir haben dem Aufbau einer Hierarchie zu wenig Beachtung geschenkt, das nehme ich auf meine Kappe»,

sagt Christen zum Fakt, dass es dem Team an Leaderfiguren mangelt. Wird nun Trainer Perkovac trotz eines Vertrags bis 2024 zum Thema? «Nein, ein Trainerwechsel ist keine Option», betont Christen. «Wir werden diese Krise gemeinsam meistern, seriös weiterarbeiten und Schritt für Schritt unser Selbstvertrauen und unser Selbstverständnis zurückholen.»

RTV Basel – Kriens-Luzern 22:17 (12:7)
Sporthalle Birsfelden. – 180 Zuschauer. – SR Hardegger/Hardegger. – Strafen: 3-mal 2 Minuten inklusive rote Karte für Paban Lopez (38./Foul im Gegenstoss) gegen Basel, 1-mal 2 Minuten gegen Kriens-Luzern.
Basel: Willimann (16 Paraden); Mauron (1 Tor), Paban Lopez (4/1), Berger (2), Voskamp (6/1), Dietwiler (1), Cagalj (5), Esono Mangue; Stamenov (3), Krause.
Kriens-Luzern: Zaponsek (13 Paraden); Wanner (3 Tore), Orbovic (3), Oertli, Rellstab (3), Langenick (2); Harbuz (1/1), Lavric, Lapajne, Sikosek Pelko, Schlumpf (3), Idrizi (2), Vekic.
Bemerkungen: Basel u.a. ohne Spende (gesperrt), Khadkevich und Basler (verletzt), Kriens-Luzern ohne Gavranovic (rekonvaleszent). 46. Rellstab fällt mit Bänderverletzung aus. Zaponsek pariert Penalties von Paban Lopez (35./12:9) und Voskamp (58./20:17). Willimann pariert Penalty von Harbuz (48./18:16).