Die USA haben überraschend die Gruppe B gewonnen. Für die Schweiz ist das eine gute Nachricht morgen kommt es zur Neuauflage des Halbfinals von 2013.
Nicola Berger, Prag
7 Spiele, 17 Punkte, Erfolge über Russland und Finnland, Platz 1 in der Gruppe B eine viel bessere Ausbeute lässt sich schwerlich erzielen. Also sagte Jack Eichel, das aufregendste Talent im US-Kollektiv: «Es fühlt sich gut an, diese Gruppe gewonnen zu haben.»
Während Eichel und Co. eifrig jenes Elixier tankten, welches bei Protagonisten US-amerikanischer Provenienz tendenziell im Überfluss vorhanden ist Selbstvertrauen – rätselt der Rest der Fachwelt darüber, wie stark die USA an dieser WM 2015 wirklich einzuschätzen sind.
Die Meinungen gehen auseinander, weil Licht und Schatten nahe beieinander liegen im Team von Todd Richards, dem Coach der Columbus Blue Jackets. Da war der Sieg über Russland, aber da waren eben auch die Niederlage gegen Weissrussland und das magere 1:0 über Dänemark.
Der gestrige Vergleich mit der Slowakei war exemplarisch für die Schwankungen der US-Equipe: Früh dominierten die Amerikaner den Gegner, lagen mit 3:0 in Front, ehe sie die Marge im Mitteldrittel innert 12 Minuten verspielten. 3:4 lautete das Skore zwischenzeitlich, aber am Ende hiess der Sieger doch wieder USA, dank einem Treffer Eichels, in der Verlängerung.
Die Unsicherheiten erstaunen nicht schliesslich stellen die USA das mit Abstand jüngste Team dieser Titelkämpfe. 23,76 Jahre beträgt das Durchschnittsalter, jenes der Schweiz beispielsweise liegt bei 27,32 Jahren. Das jugendliche Element kann ein Vorteil sein, wenn es um Attribute wie Erfolgshunger oder Unerschrockenheit geht, aber in entscheidenden Partien hat es sich selten bewährt. Auch morgen in Ostrava, das ist die Schweizer Hoffnung, soll sich die Routine durchsetzen.
Die Erfahrung ist nicht der einzige Strohhalm, an den sich die Schweizer klammern: Schon vor zwei Jahren, in Stockholm, gelang ein Triumph über die USA: Halbfinal 3:0.
Die Amerikaner sind im Vergleich zu damals schlechter besetzt, zumindest auf dem Papier, es fehlt ihnen ein Akteur vom Format Paul Stastnys (29, St. Louis), dem Captain und Topskorer von 2013. Auch auf der Torhüterposition gibt es Fragezeichen: Connor Hellebuyck (21) hat in Ostrava bislang zwar vorzüglich gehalten (Abwehrquote von 94,2 Prozent), aber auch er ist unerprobt, in der abgelaufenen Spielzeit hat er bei St. Johns in der AHL gerade seine erste Profisaison absolviert.
Es gibt sie also, die Details, die am Donnerstag für einen Schweizer Exploit sprechen, aber man sollte sich deswegen keine Illusionen machen: Im Schweizer Kader finden sich vier NHL-Profis (Berra, Josi, Streit, Fiala), wovon einer (Berra) womöglich gar nicht eingesetzt wird. Die USA hingegen stellen ein Kontingent von 16 Akteuren aus der besten Liga der Welt.
Über die Favoritenrolle kann es keine Diskussion geben.