Der HC Davos gewinnt am Spengler-Cup im Viertelfinal gegen Hämeenlinna 4:2 und trifft heute (20.15/SRF zwei) im Halbfinal auf die Schweiz. Es wird das aufregendste Länderspiel seit 1986.
Klaus Zaugg, Davos
Die Hockeygötter bescheren uns im Halbfinal des Spengler-Cups das Spiel des Jahres. Arno Del Curto (61) mit dem HC Davos gegen die Nationalmannschaft. Spiel des Jahres? Nein, viel mehr. Spiel der Spiele. Das ultimative eidgenössische Hockey-Gipfeltreffen. Das aufregendste Länderspiel ausserhalb einer WM oder eines Olympiaturniers seit dem 6. Dezember 1986. Damals traten die Schweizer mit Nationaltrainer Simon Schenk in Bern gegen die Sowjets an. Die beste Mannschaft der Welt. Wir verloren 2:10, und die Fans im ausverkauften Berner Hockeytempel feierten die Sowjets.
Und nun also die Schweiz gegen den HC Davos. Schon einmal hat es diese Partie beim Spengler-Cup gegeben. 1964 auf der offenen Eisbahn bei 20 Grad unter null. Die Partie endete 3:3. Die Aufregung hielt sich im Rahmen. Nun ist die Aufregung gross. Arno Del Curto steht beim HCD in seiner 22. Saison, und seit dem Rücktritt von Ralph Krueger nach dem olympischen Turnier von 2010 war der HCD-Trainer immer wieder als Kandidat für den Job des Nationaltrainers im Gespräch. Es gab mehrmals Verhandlungen. Aber der Traum so vieler Fans, den charismatischsten Trainer unseres Hockeys an der nationalen Bande zu sehen, ist nicht in Erfüllung gegangen – und wird nie in Erfüllung gehen. Arno Del Curto bleibt als Trainer eine nationale Figur, aber Nationaltrainer wird er nicht.
Wenigstens ist Patrick Fischer (42) Nationaltrainer geworden. Von 1999 bis 2003 in Davos Del Curtos erstem Meisterteam 2002 Stürmer, Leitwolf und Teamcaptain. Heute ist der Zuger so etwas wie Arnos Zauberlehrling.
Und so spielt heute Abend (20.15/SRF zwei) der Lehrling gegen seinen Meister. Patrick Fischers Art, über Hockey zu reden, seine Vorstellungen, wie Hockey gespielt werden sollte, mahnen an Arno Del Curto. Aber Fischer ist ein Lehrling geblieben. Er wird nie der nächste Del Curto sein. Während Del Curto seine Hockey-Vorstellungen seit 22 Jahren in Alleinregie in die Wirklichkeit umsetzt und den Assistenten (seit 2005 Remo Gross) höchstens für Handreichungen braucht, wäre Fischer ohne seinen schwedischen Assistenten und Taktiklehrer Tommy Albelin verloren. Um es pathetisch zu formulieren: Zwei Trainer und die besten nicht in Davos engagierten Schweizer der Liga treten heute gegen Arno Del Curtos HCD ab.
Die Davoser sind den längeren, den viel schwierigeren Weg in den Halbfinal gegangen. Sie mussten drei Spiele absolvieren. Eines davon verloren sie (gegen Team Canada), und gestern gerieten sie gegen Hämeenlinna gar 0:2 in Rückstand. Aber die Davoser haben nicht lockergelassen und mit ihrem leidenschaftlichen Powerhockey die Festung Hämeenlinna Stück für Stück abgetragen bis zum 4:2. Die Schweizer sind hingegen in zwei Spielen direkt in den Halbfinal gerauscht. Wer gewinnt heute? Die Mannschaft mit dem besseren Torhüter. So einfach kann Eishockey, so einfach kann eine Prognose auch für das Spiel des Jahres sein.
Viertelfinals: Dinamo Riga – Mountfield Hradec Kralove 1:4. Davos – HPK Hämeenlinna 4:2. – Halbfinals. Heute, 15.10 (SRF zwei): Team Canada – Mountfield Hradec Kralove. – 20.15 (SRF zwei): Schweiz – Davos. – Final: Sonntag, 12.10 (SRF zwei).
Davos – Hämeenlinna 4:2 (1:2, 2:0, 1:0)
Davos. – 6300 Zuschauer (ausverkauft). – SR Eichmann/Stricker (SUI), Borga/Fluri (SUI). – Tore: 2. Palve (Karjalainen, Almari) 0:1. 6. Palve (Ruokonen, Lehtonen) 0:2. 13. Corvi (Schneeberger, Jung) 1:2. 24. Kousal (Aeschlimann) 2:2. 27. Marc Wieser (Buck) 3:2. 44. Morin (Kousal, Sallinen) 4:2. – Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Davos, 4-mal 2 Minuten gegen HPK Hämeenlinna.
Riga – Hradec Kralove 1:4 (1:1, 0:1, 0:2)
Davos. – 5953 Zuschauer. – SR Lemelin/Wehrli (USA/SUI), Kovacs/Obwegeser (HUN/SUI). – Tore: 6. Bednar (Cingel, Smolenak) 0:1. 20. (19:36) Mikelis Redlihs (Indrasis, Batna) 1:1. 35. Smolenak (Lhotak) 1:2. 52. Koukal (Cerveny, Gernat) 1:3. 59. Kohler (Bednar/Ausschluss Stollery) 1:4 (ins leere Tor). – Strafen: je 2-mal 2 Minuten.