EISHOCKEY: Sie geht ihren eigenen Weg

Die 15-jährige Torhüterin Sara Kobza wählt einen Weg der Vernunft. Sie macht Schritt für Schritt vorwärts – mit einem ausgeprägten und zielorientierten Willen.

Daniel Monninregionalsport@luzernerzeitung.ch
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Träumt von Übersee und den Olympischen Spielen: Sara Kobza. Bild: Manuela Jans- Koch (Luzern, 20. Oktober 2016)

Träumt von Übersee und den Olympischen Spielen: Sara Kobza. Bild: Manuela Jans- Koch (Luzern, 20. Oktober 2016)

Daniel Monnin

Eigentlich hätte sich die 15-Jährige aus Kriens ihr Debüt mit dem SC Reinach in der obersten Frauen-Liga etwas weniger dramatisch gewünscht. Die Torhüterin, die von links und rechts – und vor allem auch von den Frauen-­Nationaltrainern – gute Noten für ihre Leistungen erhält, musste gleich 24 Schüsse passieren lassen. «Ich habe mich gut auf das Spiel vorbereitet, ich wusste, was auf mich zukommen wird. Und doch war es irgendwie frustrierend. Aber ich habe mich nie entmutigen lassen.» Die Crux an der Geschichte: Kobza spielte im Team des punktelosen Tabellenletzten, der vor dieser Begegnung bereits 70 Tore in sechs Spielen kassiert hatte, ausgerechnet gegen den Meister ZSC Lions. Eine ähnliche Anzahl Tore – 36, um genau zu sein – habe sie schon einmal «kassiert», sagt sie, früher einmal bei den Moskitos.

Sara Kobza, Tochter eines Vaters mit tschechischen und einer Mutter mit griechischen Wurzeln, stammt aus einer kinderreichen und sportverrückten Familie. Das Sportlerblut haben die Kinder von den Eltern geerbt, der Vater war begabter Skifahrer, die Mutter Leichtathletin. Wie so oft eiferte das kleine Energiebündel mit dem ausgeprägten Bewegungsdrang seinen grösseren Brüdern nach. Sie fand sich bald auf dem Eis wieder. Beim HC Luzern hat Kobza seit ihrem dritten Lebensjahr alle Nachwuchs­stufen durchlaufen, mit einem Unterbruch, als sie für ein Jahr mit dem Eishockey aussetzte. Sie sei wohl mit den Goalieschonern auf die Welt gekommen, meinte ein ehemaliger Trainer.

Die Belastung wurde irgendwann zu gross

Doch irgendwann ging die Freude verloren, die Belastung schien zu gross. Kobza entschied sich – mit Unterstützung ihrer Eltern –, «vorerst einmal zu pausieren». Der nicht ganz einfache und mutige Entscheid des jungen Mädchens macht im Nachhinein betrachtet Sinn und hat ihre Karriere beflügelt. Zwischenzeitlich folgte sie ihrem jüngeren Bruder ins Tischtennis-Training und spielte so gut, dass sie bereits Aufgebote des nationalen Verbandes erhielt und an der Schweizer Meisterschaft im Doppel eine Bronzemedaille gewann. «Ich habe jedoch bald einmal gemerkt, dass Tischtennis nicht meine Welt ist und mir das Eishockey doch sehr zu fehlen begann», so Kobza.

Zum Glück, denn der Wiedereinstieg ins geliebte Eishockey brachte ihr auf ihrem noch jungen Karriereweg bereits einige Höhepunkte ein. Nach den Aufgeboten in die Innerschweizer U-14-Auswahl vor ihrer schöpferischen Pause folgte im Dezember 2015 das erste Aufgebot für die U-16-Auswahl der Frauen. Seither ist sie dort fester Bestandteil und steht als dritte Torhüterin auch im Winterkader der U-18-Nationalmannschaft, die im Januar 2017 die Top-Division-WM in Tschechien bestreiten wird.

Entscheidend für ihre sportliche Karriere könnte auch die Tatsache sein, dass sie im Sommer «völlig unbürokratisch und schnell», so Mutter Christina Livas, in die Sport-Kanti wechseln konnte. Damit liess sich die Belastung aus den zahlreichen Trainings, Spielen und Auswahlaufgeboten abfedern und mit dem schulischen Programm besser koordinieren.

Ziele hat sich die 15-Jährige einige gesetzt, auch wenn die ferne Zukunft «noch etwas vage ist». Wie für jede Sportlerin machen Aufgebote in Auswahlen Appetit auf mehr. Auch im Frauen-Eishockey sind die Olympischen Spiele, wo die Schweiz in Sotschi 2014 eine historische Bronzemedaille gewann, das Mass aller Dinge. Doch Sara Kobza ist sich bewusst, dass der Weg dorthin «noch sehr lang und die Konkurrenz gross ist».

Hohe Ziele für die Zukunft

Deshalb befasst sie sich lieber mit Dingen und Zielen, die «greifbar sind, die ich in naher Zukunft erreichen kann». Ein Stammplatz in der U 16, eventuell eine WM-Teilnahme mit der U 18 und gute Leistungen mit dem HC Luzern gehören ebenso dazu, wie weitere Einsätze in der Swiss Women’s Hockey League. Und «später, viel später vielleicht mal ein Abstecher nach Übersee, in eine College- oder Universitätsmannschaft».

Ihrem sportlichen Vorbild Lara Stalder nachzueifern, die sie vor ihrem USA-Abstecher öfter in der Eishalle gekreuzt hat – das wäre doch was. Dabei bleibt sie auf dem Boden der Realität: «Ich weiss, wie wichtig harte Trainingsarbeit ist. Ich bin jederzeit motiviert, mich stetig zu verbessern, denn ich habe Freude an dem, was ich täglich mache», so Kobza, die wohl bald wieder auf sich aufmerksam machen wird.

Sara Kobza

Geburtstag: 27. Juli 2001
Geburtsort: Zürich
Grösse:161 cm
Gewicht:51 kg
Sport:Eishockey, Basketball, Unihockey
Position:Torhüterin
Verein: HC Luzern (Nachwuchs) und Reinach (NLA)
Grosste Erfolge:Mitglied Schweizer U-16- und U-18-Nationalmannschaft
Hobbys:Musik, Spiele