Erlebnisbericht: Ziel verfehlt – halb so schlimm

Dank der Luzerner Willkommenskultur wird der Marathon trotz garstigem 
Wetter zu einem Highlight. Nicht geknackte Zeitlimiten werden verschmerzbar. Kari Kälin, Journalist unserer Zeitung, erzählt von seinem Lauf.

Kari Kälin
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Trotzdem zufrieden: Kari Kälin, Inlandredaktor unserer Zeitung. (Bild: Corinne Glanzmann, 28. Oktober 2018)

Trotzdem zufrieden: Kari Kälin, Inlandredaktor unserer Zeitung. (Bild: Corinne Glanzmann, 28. Oktober 2018)

Nicht schon wieder. Im letzten Jahr hat mir eine Grippe die Teilnahme am Swiss City Marathon verunmöglicht. Auch dieses Jahr zwingt mich Kopfweh und eine Fast-Grippe fünf Tage vor dem Laufsportereignis beinahe ins Bett. Es bleibt beim Streifschuss, knapp kein Fieber, aber die Nachwehen sind spürbar: ein unangenehmes Kratzen im Hals und ein etwas schlapper Körper.

Dabei habe ich mich dieses Jahr so gezielt wie noch nie auf den Halbmarathon vorbereitet. Zwei Leistungstests bei Elmar Anliker, Sport und Bewegungswissenschafter vom Luzerner Kantonsspital, absolviert. Mich an seine Trainingsempfehlungen gehalten. Gegenüber dem Frühling sogar mein Gewicht auf wundersame Weise um drei Kilogramm reduziert. Mir vorgenommen, unter 1:30 Stunden beim Verkehrshaus einzulaufen.

Die gute Nachricht lautet: Schneller als vor zehn Jahren bin ich immer noch. Die schlechte: Das Ziel verfehle ich um eineinhalb Minuten. Halb so schlimm. Und die fachliche Beratung hat sich gelohnt. Auf jeden Fall fühlt sich mein Körper am Schluss des Laufs nur halb so kaputt an wie in früheren Jahren, als ich die Eineinhalb-Stunden-Limite geknackt habe. Die Muskeln sind scheinbar dankbar für die Fast-Grippe. Vermutlich greife ich im nächsten Jahr wieder an beim Heimrennen.

Die musikalische Unterhaltung am Streckenrand, Hopp-Hopp-Rufe von wildfremden Leuten, die gelöste Stimmung unter den Athleten trotz Dichtestress auf den ersten paar Kilometern machen das garstige Wetter vergessen. Dank der Luzerner Willkommenskultur kann ich 
es verschmerzen, dass der 1:30-Pacemaker bei den Aufstiegen in Horw langsam, aber sicher aus meinem Blickfeld entschwindet.

«Der schnellste 
Journalist der Schweiz»

Aus läuferischer Sicht ist es nicht mein Tag. Als ich mich durch die Swisspor-Arena kämpfe, kann ich gut nachfühlen, dass die FC-Luzern-Spieler manchmal kaum ein Bein vors andere bringen. Doch in diesem Moment verleiht mit Tele-1-Moderator und Speaker Thomas Erni einen neuen Motivationsschub. Er bezeichnet mich als «den schnellsten Journalisten der Schweiz». Erni, der verbreitet ja sicher keine Fake News, rede ich mir ein.

Später lege ich tatsächlich noch einmal einen Zacken zu. Durch die Luzerner Altstadt gelingt mir nochmals ein schneller Kilometer. Unser dreijähriger Sohn stemmt bei der Jesuitenkirche ein liebevoll gemaltes Hopp-Plakat in die Höhe. Die einjährige Tochter versinkt derweil im Kinderwagen in einen Tiefschlaf. Für sie gibt es Interessanteres als rennende Papis.

Hinweis Kari Kälin (42) ist Inlandredaktor bei der «Luzerner Zeitung». Er hat den Halbmarathon in 1:31:28 Stunden absolviert.

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