Nach dem Überraschungserfolg gegen Rapid Wien steht der «Fussballzwerg» FC Vaduz erstmals in einer europäischen Gruppenphase.
Vom «Wunder von Wien» und immer wieder auch vom Fussballzwerg Vaduz berichteten die internationalen Medien einen Tag nach der sensationellen Gruppenphasen-Qualifikation des FC Vaduz in der Conference League. Dabei schmälert der Begriff «Wunder» die tatsächliche Leistung der Liechtensteiner. Vaduz hat sich in allen drei Duellen, gegen den slowenischen Vizemeister Koper, gegen den Dritten der türkischen Liga Konyaspor und gegen den österreichischen Rekordmeister Rapid Wien verdient durchgesetzt.
Auf dem Papier war und ist der FC Vaduz natürlich der Fussballzwerg – der einzige Zweitligist, der überhaupt international mitmischt und nun den grössten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern darf. Auf dem Platz waren Cicek, Gajic, Büchel und Co. aber alles andere als unterklassig. «Zu Beginn der Qualifikation haben wir darüber gelacht, wenn wir im Training von der Gruppenphase gesprochen haben. Und jetzt sind wir tatsächlich da und das verdient», fasst Vaduz-Stürmer Manuel Sutter nach dem 1:0-Sieg in Wien zusammen. Dem aktuell Zweitletzten der Challenge League bringt dies bisher Prämien und Startgelder von ziemlich genau vier Millionen Euro ein.
Weitere Millionen könnten in den sechs Spielen der Gruppenphase dazukommen – pro Punkt werden 167 000 Euro ausbezahlt. Die Auslosung hätte für die Liechtensteiner allerdings besser ausfallen können. Villareal, West Ham United, der 1. FC Köln oder die Fiorentina waren mögliche Gegner – zugelost bekam der FC Vaduz Alkmaar, Limassol und Dnipro, womit es bei den Heimspielen im Rheinpark Stadion wohl zu keiner ausverkauften Partie kommen wird.
Problematisch könnte derweil die Doppelbelastung in der Meisterschaft werden. Der FC Vaduz zeigte in dieser Saison bisher zwei Gesichter. Europäisch wuchsen die Spieler über sich hinaus – insbesondere beim Heimspiel gegen Rapid Wien, das zwar nur 1:1 ausging, in dem der FC Vaduz aber gut und gerne 4:1 hätte gewinnen müssen. In der Meisterschaft ist dafür der Wurm drin.
Zwei Punkte aus fünf Spielen ist für einen Verein mit dem Saisonziel Aufstieg eindeutig zu wenig und nun folgen sechs weitere Wochen mit der Doppelbelastung Conference/Challenge League. «Das sind gute Probleme für den Verein», blickt Trainer Alessandro Mangiarratti den englischen Wochen mit der gewohnten Lockerheit und voller Vorfreude entgegen. Sein Sportchef Franz Burgmeier wird derweil auf dem Transfermarkt noch einmal tätig werden. Die Rede ist von einem bis zwei Spielern, die noch verpflichtet werden.
Ex-Vaduz-Trainer Mario Frick hat die beiden Rapid-Spiele seiner alten Mannschaft gespannt verfolgt, das Hinspiel live, das Rückspiel am TV und er sieht gewisse Gefahren in der Meisterschaft: «Vaduz muss den Tritt in der Challenge schnellstmöglichst fassen, am besten schon am Sonntag in Lausanne. Physisch hat das Team keine Probleme, der Kader ist auch breit genug, die Probleme liegen im mentalen Bereich», so Frick und weiter: «Ich kenne das aus meiner Zeit in Vaduz. Wir spielten vor 48 000 Zuschauern gegen Eintracht Frankfurt und mussten dann nach Chiasso. Das ist nicht einfach».
In Lausanne soll der Knoten also morgen aufgehen. Die Westschweizer waren 2010 punkto Doppelbelastung in der gleichen Situation wie Vaduz. Sie spielten aus der Challenge League in der Europa League-Gruppenphase und sind dann Ende Saison aufgestiegen. Genau das will der FC Vaduz auch.