Der EV Zug hat es geschafft: Ab nächstem Donnerstag spielt er im Playoff-Final gegen den SC Bern. Beim 5:3-Sieg im sechsten Spiel gegen Davos mussten die Zuger jedoch bange Momente überstehen.
René Barmettler, Davos
rene.barmettler@luzernerzeitung.ch
24 Sekunden vor Ablauf des Spiels gab es beim Zuger Anhang kein Halten mehr: EVZ-Stürmer Jarkko Immonen traf ins verlassene Davoser Tor und sicherte dank diesem 5:3 den Finaleinzug.
In die Vereinsgeschichtsbücher des EV Zug kann eine weitere magische Nacht in Davos hinzugefügt werden. In dieser altehrwürdigen Eishalle feierte er 1998 den Meistertitel. Und am Samstag, fast 19 Jahre danach im selben Stadion, jubelten die Zuger über den grössten Erfolg seither – den Einzug in den Playoff-Final.
Die Zuger entgehen somit einer «Belle». Diese mag für einen Aussenbetrachter eine schöne Sache sein. Doch dieser Ausdruck steht im Eishockey für das Entscheidungsspiel, also eine siebte Playoff-Partie. Nichts für schwache Nerven. Kein Schelm, wer denkt, dass im EV Zug alle froh darüber sind.
Dieser Zuger Effort mag umso mehr erstaunen, weil Lino Martschini, ihr Topskorer der Qualifikation, noch immer seinem ersten Playoff-Tor hinterher- rennt. Nicht dass er es nicht versuchen würde: Gegen 40 Mal feuerte er in den zehn Spielen auf die Torhüter Gilles Senn und Robert Mayer (Genève-Servette) ab. Eine Erklärung für diese für ihn ungewöhnliche Torflaute findet der gebürtige Luzerner nicht. Nach dem Spiel vom Donnerstag meinte er: «Ich weiss nicht, woran es liegt. Aber ich kämpfe weiter.» Tatsache ist halt, dass dem 1,67 Meter grossen Stürmer in den Playoffs weniger Raum und Zeit gelassen wird und er sich deshalb schwertut.
Sich Platz verschaffen, das ist hingegen die Spezialität der beiden EVZ-Ausländer David McIntyre und Carl Klingberg. Der Kanadier erzielte den Führungstreffer (30.). Der Schwede Klingberg doppelte wenig später nach. Und als Dominic Lammer in der 32. Minute auf 3:0 stellte, roch es nach Vorentscheidung. Und doch skandierten die Einheimischen kurz vor der zweiten Pause «Super HCD». Die Bündner bestraften die kurzzeitige Nonchalance der Zentralschweizer mit zwei Treffern und brachten sich so ins Geschehen zurück. Erstaunlich auch, wie lange die Davoser die Serie offen halten konnten. In diesen sechs Halbfinalpartien lagen sie nur gerade 11 Minuten und 12 Sekunden in Führung.
Und doch gaben sie sich nie geschlagen. Wer im April noch Meisterschaft spielt, hat eh nicht alles falsch gemacht. Und Davos brachte die Zuger nochmals gehörig ins Zittern. Obwohl McIntyre in der 46. Minute sein ganzes Gewicht in den Weitschuss legte und das 4:2 erzielte. Weil Gregory Sciaroni darob die Nerven verlor, konnte der EVZ sogar noch für fünf Minuten in Überzahl agieren. Statt mit Vehemenz das 5:2 zu suchen, gaben sie sich mit der Verwaltung des Vorsprungs zufrieden. Beinahe wäre das ins Auge gegangen. Der HCD konnte neun Minuten vor Ende nochmals verkürzen – Ambühl nutzte eine Überzahlsituation aus.
Bange und lange Minuten folgen. Davos wollte mit sechs gegen vier Feldspielern den Ausgleich erzwingen. Dann schoss Immonen den Puck über die Eisfläche hinweg – und machte diese magische Nacht perfekt.zu
Davos - Zug 3:5 (0:0, 2:3, 1:2)
6800 Zuschauer (ausverkauft).- SR Vinnerborg/Wiegand, Kovacs/Wüst. - Tore: 30. (29:04) McIntyre (Suri, Zangger) 0:1. 31. (30:54) Klingberg (Immonen) 0:2. 32. (31:48) Lammer (Zangger) 0:3. 35. Ambühl (Du Bois, Marc Wieser/rAusschluss Immonen) 1:3 (Eigentor Grossmann). 38. Dino Wieser (Corvi) 2:3. 46. McIntyre (Diaz) 2:4. 51. Ambühl (Marc Wieser, Lindgren/Ausschluss Suri) 3:4. 60. (59:36) Immonen (Diaz/Ausschluss McIntyre!) 3:5 (ins leere Tor). - Strafen: 3mal 2 plus 5 (Sciaroni) Minuten plus Spieldauer (Sciaroni) gegen Davos, 3mal 2 plus 10 (Helbling) Minuten gegen Zug.- PostFinance-Topskorer: Ambühl; Martschini.
Davos: Senn; Du Bois, Rahimi; Heldner, Forster; Schneeberger, Paschoud; Kindschi; Ambühl, Ruutu, Kessler; Marc Wieser, Lindgren, Kousal; Sciaroni, Corvi, Dino Wieser; Simion, Walser, Jörg; Egli.
Zug: Stephan; Diaz, Morant; Helbling, Grossmann; Schlumpf, Alatalo; Erni; Martschini, Holden, Suri; Klingberg, Immonen, Senteler; Zangger, McIntyre, Lammer; Peter, Diem, Schnyder; Fohrler.
Bemerkungen: Davos ohne Spylo (verletzt), Vaskivuo, Zug ohne Markanen und Järvinen (alles überzählige Ausländer). 31. Timeout Davos. 35. Pfostenschuss Du Bois. Davos von 58:36 bis 59:36 ohne Goalie.