Das morgige Gastspiel in Zürich markiert für den EV Zug den Mittelpunkt der Qualifikationsphase. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
Nicola Berger
Erstmals seit der Saison 2011/12 könnte der EV Zug als Nummer 1 im Land ins Playoff starten: Nach rund der Hälfte der Qualifikation ist es dem EVZ gemeinsam mit den ZSC Lions gelungen, sich von der Konkurrenz abzusetzen; nach Verlustpunkten führt Zug die Tabelle aktuell an.
Der Höhenflug überrascht, anderswo sind die Kader prominenter besetzt und kosten mehr Geld. Die Frage ist darum, wie die Zuger Hausse zu erklären ist. Nun, zunächst einmal mit Harold Kreis (56), dem Trainer. Unter dem Deutschkanadier bietet der EVZ zwar weniger Spektakel als unter dem Vorgänger Doug Shedden, dafür ist das Spiel strukturierter – und die Mannschaft von A bis Z so gut organisiert, wie keine andere Equipe in der Liga. Auf jede Eventualität scheint der EVZ in dieser Saison eine Antwort zu haben; das Kollektiv verliert seine Stabilität praktisch nie.
Der Anteil von Kreis ist also gross, aber natürlich zehrt der EVZ auch von den überragenden Darbietungen einiger Individualisten. Da ist Pierre-Marc Bouchard, dieser Künstler frankokanadischer Provenienz, den man sich mit seinen Tricks auch in einer Produktion des Cirque de Soleil vorstellen könnte. Da ist Tobias Stephan, dieser oftmals unüberwindbare Fels zwischen den Pfosten. Und da ist der treffsichere Lino Martschini: eine Augenweide. Die Liste lässt sich fortführen, mit dem von anderen Klubs umworbenen Abwehrchef Tim Ramholt, dem polyvalenten Dominic Lammer, dem nicht altern wollenden Josh Holden – in den Zuger Reihen mangelt es in diesen Tagen nicht an positiven Geschichten.
Und doch haben nicht alle Profis eine genügende Note erhalten; nicht allen ist es bisher gelungen, das Potenzial abzurufen. Das Phantom Dario Bürgler etwa tauchte in den hinteren Reihen unter. Yannick Blaser leistete sich zu viele Aussetzer. Und der kanadische Flügelstürmer Nicolas Thibaudeau vermochte seine Verpflichtung bisher nicht zu rechtfertigen.
Die Urteile mögen hart sein, aber sie sind nicht definitiver Natur. Abgerechnet wird am Schluss, nach jener Phase, in der es wirklich zählt: Dem Playoff.