Im vierten Saisonspiel gelingt dem EV Zug der dritte Sieg: In Bern gelingt dank Goalie Tobias Stephan und einer Prise Glück ein 3:2-Erfolg.
Nicola Berger, Bern
Wer sich gestern nach 22 Uhr in der Gästegarderobe der Berner Postfinance-Arena umhörte, hätte zum Schluss kommen können, dass der EV Zug sein Auswärtsspiel in Bern gerade verloren hatte. Der Angreifer Reto Suri sagte: «Wir haben im Mitteldrittel förmlich um das Gegentor gebettelt, das ist unentschuldbar. Wir müssen einiges verbessern.» Und der Trainer Harold Kreis sagte: «Wir sind von Bern an die Wand gepresst worden.» Im EVZ-Lager war Selbstkritik Trumpf, was verständlich war, angesichts des Schussverhältnisses von 42:20 zu Gunsten des SC Bern – und 20:2 allein im zweiten Abschnitt.
Das Chancenplus des Gastgebers änderte freilich nichts am Umstand, dass der EVZ in Bern zum fünften Mal in Serie als Sieger vom Eis ging. War das zähe 4:3 gegen Kloten vom Dienstag ein erknorzter Erfolg gewesen, so war das 3:2 in Bern eine Willensleistung, ein erkämpfter Sieg.
Und das kam so: Die Zuger begannen hervorragend, sie spielten im Startdrittel ihre womöglich besten 20 Minuten der jungen Saison. Suri sagte: «Wir haben fast alles richtig gemacht.»
Der Lohn war eine 2:0-Führung nach 25 Minuten. Suri hatte die Seinen nach nur 33 Sekunden in Führung gebracht und Lino Martschini nach 25 Minuten erhöht. Der Flügelstürmer gewann das Laufduell gegen Randegger und Krueger mühelos, und weil er auch schneller als der herauseilende Torhüter Marco Bührer war, musste er die Scheibe nur noch ins verlassene Berner Tor einschieben.
Es sollte für lange Zeit die letzte Zuger Offensivaktion sein, so erdrückend war die Berner Überlegenheit, erst nach 45 Minuten schlossen Immonen und der agile Lammer einen Konter erfolgreich ab. Zuvor hatte die Partie zu kippen gedroht, doch Tobias Stephan schwang sich zum Helden des Abends auf. Der Nationaltorhüter vereitelte beste Gelegenheiten und musste sich nur von Conacher (36.) und Moser (52.) bezwingen lassen – jeweils im Powerplay. Wobei die Meinungen diesbezüglich divergierten: Die Berner reklamierten, in der 56. Minute den 3:3-Ausgleich erzielt zu haben. «100-prozentig» habe es sich um einen regulären Treffer gehandelt, monierte der Trainer Guy Boucher. Die Schiedsrichter Massy/Küng entschieden in der unübersichtlichen Situation – das Tor war verschoben und Simon Moser auf Tobias Stephan gelandet – gegenteilig. Für Harold Kreis war das nur fair, er sagte: «Wir haben verdient gewonnen, weil wir bei Fünf-gegen-fünf-Feldspielern die bessere Mannschaft waren.»
So feierte der EVZ den dritten Sieg im vierten Spiel – und nach dem 5:2-Erfolg in Lugano vor Wochenfrist den bereits zweiten beachtlichen Auswärtserfolg gegen einen designierten Titelkandidaten. Suri sagte dazu: «Wir hätten alle unterschrieben, wäre uns dieses Szenario vor dem Saisonstart angeboten worden.»
In der Tabelle sind die Zuger dank dem gestrigen Sieg auf Platz 3 vorgerückt, im heutigen Heimspiel gegen Geneve-Servette wollen sie die vorteilhafte Stellung festigen. Suri sagte: «Wir haben einen langen und harten Weg vor uns. Wichtig ist, dass wir auch aus diesem Spiel unsere Lehren ziehen.»
Die kritischen Zuger Voten von gestern Abend sind diesbezüglich kein schlechtes Omen.
Hinweis
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