EISHOCKEY: Die Klotener Angst vor dem Déja-vu

Sean Simpson hoffte in Kloten nach der miesen Vorsaison auf bessere Zeiten. Bisher ist davon wenig zu sehen – in Zug (19.45 Uhr, Bos­sard-Arena) steht das Team heute bereits unter Druck.

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«Auf keinen Fall eine zweite solche Saison», scheint hier Coach Sean Simpson seinen Kloten Flyers zu sagen. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

«Auf keinen Fall eine zweite solche Saison», scheint hier Coach Sean Simpson seinen Kloten Flyers zu sagen. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

Nicola Berger, Kloten

Nach einem zehnten Platz und mit rund 8 Millionen Franken Verlust sind die Kloten Flyers im Sommer umgekrempelt worden: neue Besitzer, neues Sommertraining, neue Garderobeneinrichtung, neue Ausländer, neuer Hallenname, neuer Elan. Und doch war am ersten Meisterschaftswochenende wieder alles beim Alten: Die Vergleiche mit Biel (3:7) und Gottéron (3:6) endeten mit empfindlichen Niederlagen, obwohl Kloten jeweils in Führung gegangen war. Die ernüchternden Auftaktpartien erinnerten an die Vorsaison, als das fragile Klotener Kollektiv schon bei minimstem Gegenwind in seine Einzelteile zerfallen konnte.

Sean Simpson (55) sitzt auf dem schwarzen Ledersofa seines Trainerbüros und sagt: «Vielleicht dauert es doch ein bisschen länger, bis wir die alten Angewohnheiten abgelegt haben.» Der frühere Nationalcoach ist der starke Mann in Kloten – er führt die Geschicke des Klubs im Doppelmandat als Trainer und Sportchef. Simpson ist ein erfolgsverwöhnter Mann, er ist in Zug und München Meister geworden, hat mit der Schweiz WM-Silber und mit den ZSC Lions die Champions League gewonnen. An diesem Palmares wird er gemessen, auch in Kloten, die Flyers sind die grösste Herausforderung seiner Karriere. Denn wenn Simpson etwas nicht kennt, dann ist es Misserfolg – im Frühjahr verpasste er zum ersten Mal in seiner Karriere die Playoffs. Niemanden ärgert das mehr als den Kanadier, der das Verlieren so sehr hasst. Aber er sagt: «Das Leben ist ein Auf und Ab, es kann nicht immer nur aufwärts gehen. Wichtig ist, dass wir positiv bleiben.»

Ultimatives Horrorszenario

Für Simpson sind das erstaunlich milde Töne, aber vermutlich lässt sich das Tagesgeschäft entspannter bestreiten, wenn man über die Gunst der neuen kanadischen Investoren (Avenir Group) und einen Vertrag bis 2018 verfügt. Doch auch er sagt: «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine ähnliche Negativspirale hineingeraten wie im Vorjahr.»

Damals startete Kloten unter Felix Hollenstein mit sechs Niederlagen in Serie in die Saison – und vermochte das Defizit nie mehr wettzumachen, auch der Trainerwechsel brachte die Wende nicht. Ein Déja-vu wäre die ultimative Klo­tener Horrorvision – zumal dem Verein schon jetzt die Fans davonlaufen. Nur 2200 Saisonkarten wurden verkauft, was einen ligaweiten Tiefstwert be­deutet.

Vor der Saison hatte Simpson auf die Frage, warum die Seinen in dieser Saison besser seien als 2014/15, geantwortet: «Viel schlechter kann es nicht mehr werden.» Die Vorgabe schien bescheiden, doch nun muss Kloten diesen Beweis erst noch erbringen. Nach Möglichkeit erstmals heute Abend in der Bossard-Arena, beim Vergleich mit dem EV Zug.