Im ersten Interview seit seiner Entlassung vom Mittwoch blickt Ex-Coach Doug Shedden auf sein Schaffen in Zug zurück – und verrät, was in sechs Jahren EVZ seine persönlichen Highlights waren.
Bereits am Mittwoch verlässt Doug Shedden (52) die Schweiz in Richtung Nordamerika. In New York, Florida und Mexiko stehen für den Eishockeylehrer und Familienvater ausgedehnte Sommerferien an – auf Kosten des EV Zug. Sein Vertrag läuft bis 2015 weiter. Sollte Shedden in den nächsten Monaten nicht bei einem neuen Arbeitgeber anheuern, werden die Zuger nicht umhinkommen, den Coach mit einem tiefen sechsstelligen Betrag abzufinden.
Doug Shedden, wie haben Sie die Entlassung verkraftet?
Doug Shedden: Es ist nie schön, wenn man entlassen wird. Und natürlich hätte ich mir gewünscht, die nächste Saison mit all unseren aufregenden Zuzügen in Angriff nehmen zu können. Aber mir geht es ganz gut, sogar meine Frau war überrascht, wie gut ich die Freistellung verkraftet habe.
Wie kommt das?
Shedden: Als ich 2008 hierherkam, hätte ich nie gedacht, dass ich sechs Jahre bleiben würde. Der Rausschmiss war jetzt wie ein Weckruf. Ich habe den Ansporn, als besserer Coach ins Business zurückzukehren.
Wo soll es hingehen?
Shedden: Ich bin für vieles offen, habe aber keinen Zeitdruck. Vielleicht kaufe ich auch einfach in Florida ein Fischerboot und fahre ein bisschen aufs Meer.
Sie werden von einigen Medien als neuer Schweizer Nationaltrainer gehandelt ...
Shedden: Mit mir hat niemand gesprochen. Eine Anfrage würde mich ehren, aber ich denke nicht, dass das passieren wird.
Was, wenn ein NLA-Verein anklopft?
Shedden: Ich würde gerne weiterhin in der Schweiz arbeiten. Meine Töchter werden auch nächstes Jahr in Lugano zur Schule gehen.
In Zug waren Präsident Roland Staerkle und CEO Patrick Lengwiler sehr bemüht zu betonen, die Trennung sei im Guten erfolgt.
Shedden: Das kann ich bestätigen. Ich kann über diese Organisation nichts Schlechtes sagen und möchte mich bei der Vereinsführung für sechs schöne Jahre bedanken. Auch die Unterstützung der Fans war toll. Seit Mittwoch bin ich mit Mitteilungen überflutet worden, diese Anteilnahme hat mich sehr gefreut.
Hat es Sie überrascht, dass Sie gehen mussten?
Shedden: Ein bisschen. Ich habe am Samstag zum ersten Mal davon gehört, dass es in diese Richtung gehen könnte. Zuvor habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, weil sich der Präsident immer demonstrativ hinter mich stellte.
Welche Erinnerungen nehmen Sie aus Zug mit?
Shedden: Für mich gab es viele Highlights. Der Sieg im Playoff gegen Bern in meiner ersten Saison und das 8:4 über die New York Rangers von 2011 beispielsweise. Und dann fand ich es begeisternd zu sehen, wie Damien Brunner und Rafael Diaz über uns den Weg in die NHL gefunden haben.
Gibt es Dinge, die Sie anders gemacht hätten?
Shedden: Über unsere Ausländerentscheide haben wir oft genug gesprochen. Da haben wir alle Fehler gemacht, auch ich, da muss ich selbstkritisch sein. Aber insgesamt bin ich stolz darauf, was wir mit dem EVZ in den letzten sechs Jahren alles erreicht haben. Dass wir es mit dem Budget der letzten Jahre fünf Mal in Folge in den Halbfinal geschafft haben, ist keine Selbstverständlichkeit.
Es stand Ihnen offen, den EVZ in den Spielen der Platzierungsrunde noch zu betreuen.
Shedden: Das war für mich überhaupt kein Thema. Was, wenn wir am Dienstag gegen Rapperswil verloren hätten? Ich wäre gelyncht worden.
Sie haben zuletzt acht Jahre mit Waltteri Immonen zusammengearbeitet. Nehmen Sie ihn mit, sobald Sie anderswo unterschreiben?
Shedden: Das würde ich nicht ausschliessen. Der Verein hat gesagt, man wolle Waltteri behalten. Er wollte zuerst aus Loyalität zu mir ebenfalls gehen, aber das habe ich ihm schnell ausgeredet. Er hat Familie, es wäre leichtsinnig gewesen, jetzt einfach davonzulaufen.
Die Profis des EV Zug schufteten am Donnerstagvormittag in der urigen Umgebung der alten Trainingshalle. Alles wie gehabt? Nicht ganz. Es war das erste Training ohne den entlassenen Doug Shedden an seiner Stelle gaben Waltteri Immonen (46) und Elite-Junioren-Coach Leo Schumacher (61) die Kommandos.
Immonen wirkt erstmals seit einem misslungenen Intermezzo bei Jokerit Helsinki im Jahr 2005 wieder als Headcoach, ihm ist die Situation unangenehm. Er sagte: «Es ist beschissen, was passiert ist. Ich bin sehr loyal zu Doug.» Doch der frühere finnische Weltklasseverteidiger sagte auch: «Wir können die Entlassung nicht ändern und müssen vorwärtsschauen. Es geht nur darum, möglichst schnell den Klassenerhalt zu schaffen.»
Die erste Gelegenheit dazu bietet sich den Zugern am Dienstag in Rapperswil. Immonen sagt: «Jeder Spieler arbeitet darauf hin, zum Playoff in Bestform zu sein. Unser Playoff besteht nun eben aus diesen sechs Spielen, die Jungs sollen jetzt zeigen, was in ihnen steckt.» Punkto Aufstellung und System wird Immonen praktisch alles beim Alten belassen.
Hinter den Kulissen ist derweil die Trainersuche angelaufen. Den absoluten Wunschkandidaten Patrick Fischer (38) können sich die Verantwortlichen gleich aus dem Kopf schlagen der langjährige Publikumsliebling steht in Lugano bis 2017 im Wort.
Weil es keinen klaren Favoriten gibt, werden die Zuger von allen Seiten mit Bewerbungen zugeschüttet. Darunter sind ehemalige NHL-Trainer und ein in der Schweiz bestens bekannter Mann: Larry Huras (58).
Angeboten worden ist dem EV Zug auch Harold Kreis (54). Beim Deutschen werden sich die Zuger aber sputen müssen: Dem Ex-Coach Luganos liegt offenbar bereits ein lukratives Angebot aus dem Ausland vor und auch als Schweizer Nationaltrainer kommt Kreis in Frage. Verhandlungen fanden bislang keine statt. Zu haben wäre auch John Fust (42), der in Lausanne gute Arbeit leistet und über eine Ausstiegsklausel verfügt. Falls der EVZ die Geduld hat, bis im Sommer zu warten, könnte zudem Bob Hartley (53, ex ZSC) zum Thema werden. Er dürfte in Calgary nicht weiterbeschäftigt werden. Eine Tendenz ist noch nicht erkennbar.