Zugs Goalie-Notnagel Fabio Haller hat in den beiden Spielen gegen den HC Ambri-Piotta einen ordentlichen Job gemacht. Aber was, wenn Stammkraft Tobias Stephan mal länger ausfallen sollte?
Andreas Ineichen
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Der Coach kann noch so umsichtig coachen und die Spieler können noch so grossartig spielen – ohne die Nummer 1 im Tor ist der EV Zug nur noch die Hälfte wert. Eine Erkenntnis, die gewiss auch auf eine Mehrheit der NLA-Konkurrenten zutrifft. Die Frage ist: Wie geht man in der sportlichen Leitung mit einem solchen Notfall um?
Im EVZ hatten sie schon länger vor, Stammgoalie Tobias Stephan mal eine Verschnaufpause zu gönnen. Aber dann stellte sich der gute Lauf ein, der Zug zu einem Mitglied der NLA-Spitzengruppe machte, und es schien nicht opportun, einen selbst konstruierten Notfall zu beüben. Bis sich im Verlauf der letzten Woche unvermittelt die Gelegenheit dafür ergab: Ein grippaler Infekt legte Tobias Stephan und David McIntyre, die Trainer Harold Kreis heute wieder im Training erwartet, sowie Sandro Zangger flach. Also musste am letzten Wochenende der ins Tor, dem sie es am ehesten zutrauten, er könnte die Rolle eines Notnagels ausfüllen – und das ist der 24-jährige Fabio Haller.
Seine Bilanz darf sich nach den beiden Duellen gegen den HC Ambri-Piotta durchaus sehen lassen: Vier von sechs möglichen Punkten haben die Zuger eingefahren, Haller parierte dabei 47 von 52 Schüssen und brachte es damit auf eine Fangquote von 90,4 Prozent. Er sagte: «Schade, dass der Start in beide Spiele jeweils mit einem frühen Gegentor missglückt ist. Aber grundsätzlich bin ich zufrieden.» Eine Einschätzung, die Zug-Trainer Harold Kreis teilen konnte: «Seine Leistungen waren okay.» Goalietrainer Peter Mettler befand: «Fabio hat Phasen gehabt, in denen er überzeugte. Aber auch solche, in denen er regelrecht geschwommen ist.»
Aber welchen Schluss ziehen die Zuger aus der Notfallübung mit Haller? Konkret: Setzen sie bei einem längeren Ausfall Stephans auf den 24-jährigen Zürcher oder auf einen Ausländer?
Das sei eine gute Frage, entgegnete Sportchef Reto Kläy, bevor er, ganz Pragmatiker, seine Gedanken so zusammenfasste: «Entscheidend in dieser Frage ist der Zeitpunkt einer Verletzung von Stephan.»
Anders ausgedrückt: Bliebe Kläy in einem solchen Notfall noch Zeit, bis die Deadline für das Engagement von Ausländern Mitte Februar abläuft, wird er möglichst adäquaten Ersatz engagieren. Haller hat das Potenzial, um dereinst ein fähiger NLA-Goalie zu werden – aber dazu benötigt er regelmässig Spielpraxis auf höchster Stufe. Deshalb kann er einem NLA-Team über eine längere Dauer nicht den nötigen Rückhalt bieten, um Erfolg zu haben.
Sollte Stephan nach Ablauf der Deadline ausfallen, kann dem EVZ nicht mal mehr der Hockey-Gott helfen. Kläy: «Man kann sich im Leben nicht gegen alles versichern. Für den Erfolg braucht es eben auch Glück.»