Für EVZ-Goalie Jussi Markkanen geht es im Playoff ab Samstag auch um die persönliche Zukunft – und darum, das negative Image abzustreifen.
An der Arbeitseinstellung von Jussi Markkanen (37) gibt es nichts auszusetzen, sie ist 1a. Auch wenn es nicht läuft: Der Finne steht immer hin und flüchtet sich nie in Ausreden. Schlechte Leistungen begründet er nicht mit Verletzungen oder schiebt sie auf andere, sondern er nimmt sie auf sich. Und so erstaunt es nicht, dass der Finne team-intern im Vergleich zu seinem weniger selbstkritischen Vorgänger Lars Weibel (38) deutlich beliebter ist.
Nur ist Eishockey halt Business und kein Beliebtheitswettbewerb. Und so muss man in aller Deutlichkeit noch einmal sagen, dass das vor vier Jahren gestartete Markkanen-Experiment für den EVZ ein ziemlich grosser Reinfall war. Das Risiko, einen der vier Ausländerlizenzen permanent für einen Goalie zu opfern, hat sich nicht ausbezahlt.
Der Blick auf die Statistik bestätigt das harte Verdikt: Markkanens Abwehrquote im Playoff lag in allen drei Jahren bei unter 90 Prozent, 2011/12 war der Wert mit 88,31 noch am höchsten – was völlig ungenügend ist. Es lag nicht nur an Markkanen, dass der EVZ mit ihm drei Mal in Serie im Halbfinal scheiterte, aber natürlich ist der Skandinavier mitverantwortlich für die unter Shedden desaströse Halbfinalbilanz von 2:12 Siegen.
Spricht man mit Markkanen, sagt dieser: «In jedem Jahr hat zum grossen Wurf irgendetwas gefehlt.» Und fragt man Trainer Doug Shedden, lässt dieser wenig Interpretationsspielraum offen, woran es haperte: «Wenn man einen ausländischen Torhüter hat, muss dieser den Unterschied ausmachen und pro Serie mindestens ein, eher zwei Spiele entscheiden. Das war bei uns nicht der Fall.»
Und so ist Markkanen, dessen Vertrag nach dieser Saison endet, angezählt. Shedden sagt zwar: «Ich glaube an seine Qualitäten, er ist mit dem Alter nicht schlechter geworden», sagt aber auch: «Wenn er nicht in Form ist, habe ich kein Problem damit, Sandro Zurkirchen zu bringen und vorne Domenico Pittis einzusetzen.» Shedden hält seinen Keeper also an der kurzen Leine, schon ein missglückter Auftakt am Samstag könnte die Geduld des Trainers strapazieren.
Aber es gibt auch ein anderes Szenario. Sollte Markkanen in diesem Playoff nämlich sein Potenzial abrufen (er bestritt immerhin 121 Spiele in der NHL), ist eine Vertragsverlängerung nicht mehr ausgeschlossen. Sollte Servette-Keeper Tobias Stephan (29) erst 2014 zum EVZ wechseln, könnte das Zuger Goalie-Tandem auch 2013/14 Markkanen/Zurkirchen heissen – wenn auch mit vertauschten Rollen. Zurkirchen würde wohl als Nummer 1 installiert, Markkanen würde als fünfter Ausländer mit stark reduziertem Gehalt engagiert. Shedden sagt: «Das Szenario ist denkbar. Aber erst muss Jussi zeigen, was in ihm steckt.» Nach seiner Zukunft gefragt, sagt dieser nur: «Wenn ich nicht in Zug spielen kann, werde ich irgendwo anders spielen können.»
Vorerst gilt die Konzentration jedoch dem Playoff, über welches Markkanen sagt: «Es ist die schönste Zeit im Jahr und der Grund, warum wir alle Eishockeyprofis geworden sind.»
Ob er nun die wohl letzte Chance zur Rehabilitation nutzen kann? Die Chancen stehen gut: Denn das Goalie-Duell mit Lugano-Backup Michael Flückiger (29) sollte Markkanen dank seiner Klasse spielend gewinnen. Zumal der Schlussmann nach längerer Verletzungspause (Hirnerschütterung) in der Qualifikation bloss 26 Spiele bestritt (Fangquote: 90,99 Prozent) und somit ausgeruht ist.
Auch wenn er Erschöpfung als Ausrede ohnehin nicht hätte gelten lassen.