Dem EV Zug misslingt die Playoff-Revanche: Gegen den Meister Davos resultiert wegen mangelnder Disziplin und einem ineffizienten Powerplay abermals eine Heimniederlage: 1:4.
Nicola Berger
Der Nationaltrainer erweckte Mitleid: Glen Hanlon, 58, sass auf der Tribüne der Bossard-Arena und sagte etwas hilflos: «Ich habe einige Spieler gar nicht richtig beobachten können, weil sie weder im Power- noch im Boxplay zum Einsatz kommen.»
Und tatsächlich gab es im Vergleich zwischen Davos und Zug kaum je Phasen, in denen beide Teams in numerischem Gleichstand agierten. 59 Strafminuten sprach das nervös wirkende Refereeduo Nadir Mandioni/Didier Massy aus. Ihren Anfang nahm die Strafenflut in der 26. Minute, als der Zuger Verteidiger Johann Morant den Davoser Angreifer Grégory Sciaroni zuerst mit einem Crosscheck und dann mit einem Faustschlag auf den Hinterkopf traktierte – direkt vor den Augen von Ref Mandioni. Die Zuger monierten anfänglich, der Schlag habe keine Wucht gehabt, was aber unerheblich ist: Die Fünfminutenstrafe inklusive Restausschluss war die logische Konsequenz für Morants dümmliches Foul. Der Sünder selber wollte nach der Partie keine Stellung beziehen; gut möglich, dass er das bald beim Einzelrichter nachholen darf – mit seiner Vorgeschichte ist eine Sperre nicht auszuschliessen. Bereits in der Vorbereitung musste der Franzose nach einem Faustgefecht gegen Köln eine Partie aussetzen, und seine Strafakte umfasst auch die 14 Spielsperren aus der Saison 2011/12, als Morant wegen einer Attacke gegen Cyrill Bühler aus dem Verkehr gezogen wurde.
Im EVZ äusserte sich immerhin der Trainer Harold Kreis zur spielentscheidenden Szene – und der tat das dezidiert. Er sagte: «Das war unnötig, solche Aktionen kann man sich sparen.» Das fällige 5-gegen-3-Powerplay (Zangger musste zeitgleich für einen Stockschlag auf die Strafbank) nutzten die Gäste nach einem Zuger Wechselfehler zum 1:0 durch Paulsson. Von da an lag Zunder in der Partie, die erstaunlich gemächlich begonnen hatte.
Morants Charge war umso unverständlicher, weil Kreis vor der Partie noch über die Bedeutung der Disziplin referiert hatte. «Wir müssen die Emotionen im Griff haben», hatte er gesagt – und in Erinnerung gerufen, dass im Playoff-Viertelfinal (2:4-Siege) nicht zuletzt die «Special Teams» den Unterschied ausgemacht hatten. Dort hatte der EVZ in 34 Powerplay-Minuten nur zwei Tore erzielt – und drei Shorthander erhalten.
Auch gestern waren die «Special Teams» entscheidend. Zwar gelang beiden Equipen im Powerplay jeweils ein Treffer, doch der EVZ verlor die Partie im Überzahlspiel: Drei Mal konnten sie während mehr als einer Minute in doppelter Überzahl agieren, drei Mal gelang den Gastgebern trotz bester Gelegenheiten kein Treffer. Immer wieder vereitelte der Davoser Torhüter Leonardo Genoni die Zuger Abschlussversuche; Lammer, Immonen und Bürgler scheiterten in aussichtsreichsten Positionen. Kreis adelte den Nationaltorhüter darum mit den Worten: «Genoni war heute der beste Mann auf dem Eis. Ich kann meinem Team keinen Vorwurf machen, er war unüberwindbar.»
Ganz korrekt war das nicht – Pierre-Marc Bouchard bezwang Genoni in der 40. Minute doch noch, wenn auch nur um Haaresbreite: Erst nach langem Videostudium wurde das Tor gegeben.
Für den Ausgang der Partie spielte das keine Rolle mehr, weil der HCD sein zweites Tor schon in der 36. Minute erzielt hatte: Axelsson profitierte von einem Missverständnis zwischen Grossmann und Stephan. Im letzten Drittel erhöhten Lindgren und Jörg. Kreis resümierte am Ende: «Am Ende war das Resultat zu brutal.»
Schon am Dienstag bietet sich die Chance zur Korrektur – das bisher inferiore Kloten gastiert in der Bossard-Arena. Für Glen Hanlon ist die Begegnung die nächste Gelegenheit, Nationalmannschaftskandidaten zu beobachten: Mit Kloten hat der EVZ derzeit keine Rechnung offen.
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