Sven Senteler galt bei den ZSC Lions als verheissungsvolles Talent, wurde zuletzt aber von links und rechts überholt. Nun will er die Karriere in Zug neu lancieren.
Nicola Berger
Sven Senteler, 23, mag nie in einer Junioren-Nationalmannschaft gespielt haben, aber es gab Zeiten, da galt er in der Organisation der ZSC Lions als Versprechen – die NZZ apostrophierte ihn als «Shootingstar».
2013/14 war das, der bei den GCK Lions ausgebildete Senteler hatte gerade den Sprung ins Profiteam geschafft und war von Coach Marc Crawford auf dem Weg zum Meistertitel auch in 15 von 18 Playoff-Partien eingesetzt worden. «Ein Hühnerhautgefühl» sei das damals gewesen, sagt Senteler über den Titelgewinn. Ähnliche Hochgefühle muss kurz darauf die Einladung der Toronto Maple Leafs ausgelöst haben – die Partnerorganisation der ZSC Lions lud Senteler im Sommer 2014 in ein Trainingslager ein. Es schien, als befände sich Senteler auf der Überholspur – was passend gewesen wäre: Vater Kurt und Bruder Lars sind erfolgreiche Autocross-Fahrer und auch Sven teilt die PS-Begeisterung: Er hat eine Lehre als Automechaniker abgeschlossen.
Das Problem: Seit dem Abstecher nach Toronto ist Sentelers Karriere ins Stocken geraten. Mit der Bestätigung des starken Debütjahres tat er sich in der Saison 2014/15 schwer – und heuer fiel er im breiten Zürcher Kader gar ausser Rang und Traktanden. Auf der Centerposition sind die ZSC Lions ja unverschämt gut besetzt; Trainer Crawford hat den Mittelstürmer Reto Schäppi bereits zum Flügel umfunktioniert – und noch immer die Qual der Wahl zwischen den Nationalspielern Morris Trachsler und Luca Cunti, dem Kanadier Ryan Shannon, den Talenten Denis Malgin und Pius Suter sowie ab nächster Woche der Attraktion Auston Matthews.
Für Senteler ist da kein Platz mehr – zumindest nicht, solange der ZSC von Verletzungen verschont bleibt. Das Überangebot an Qualität im ZSC-Kader war das Glück des in der Mittelachse durch die Ausfälle von Josh Holden und Emanuel Peter geschwächten EVZ: Nach längeren Verhandlungen gelang es Sportchef Reto Kläy am Donnerstag, eine Freigabe für Senteler zu erwirken. Kläy sagte: «Ein interessanter Spieler, wir hatten ihn seit längerem im Auge.» Am Freitag in Lugano absolvierte Senteler sein EVZ-Debüt – ohne zuvor auch nur ein Training mit der Mannschaft bestritten zu haben. Der Leistung tat das keinen Abbruch: Als Center der dritten Linie zwischen Captain Fabian Schnyder und seinem früheren ZSC-Teamkollegen Sandro Zangger fand Senteler sich mühelos zurecht – und steuerte gleich einen Treffer zum 5:2-Auftaktsieg bei. Seine Bilanz nach dem ersten Wochenende: zwei Spiele, ein Tor, eine ausgeglichene Plus/Minus-Bilanz und zwei Schüsse aufs Tor. Der Trainer Harold Kreis sagte: «Er ist ein schneller, taktisch sehr gut ausgebildeter Allrounder. Ich war mit seinen ersten beiden Einsätzen sehr zufrieden, für uns ist er eine willkommene Verstärkung.»
Für Senteler ist der Abstecher zum EVZ derweil eine willkommene Bühne – für ihn geht es darum, die Karriere in Zug neu zu lancieren. Denn sein Vertrag in Zürich endet im nächsten April, denkbar, dass er sich anderswo für einen Vertrag wird aufdrängen müssen. Womöglich in Zug? Manager Kläy sagt: «Das könnte eine Option sein.»
Noch ist es für solche Diskussionen zu früh – der EVZ wird in den kommenden Wochen erst entscheiden müssen, ob die nur noch bis Saisonende gebundenen Center Josh Holden (37) und Nolan Diem (21) in Zug eine Zukunft haben – was bei letzterem auch eine Preisfrage sein dürfte.