Wer kann dem HC Davos die Meisterschaft abjagen? Eine Übersicht über die Kräfteverhältnisse in der Liga.
Nicola Berger
HC Ambri-Piotta: Auf dem Papier stärker als im Vorjahr. Mit Mäenpää gibt es wieder einen ausländischen Verteidiger, der das Powerplay dirigieren kann. Thibaut Monnet kann noch immer 25 Punkte buchen. Der Start ist sehr wichtig – denn der als Sportchef abgesetzte Coach Serge Pelletier startet empfindlich geschwächt in die Saison, und mit Manager Ivano Zanatta steht der mögliche Nachfolger bereits auf der Lohnliste.
Prognose: Platzierungsrunde.
SC Bern: Wer über so viele Ressourcen verfügt, muss zwangsläufig Titelkandidat sein. Aber hinter die Goalieposition und die Abwehr (kein ausländischer Verteidiger mehr) sind Fragezeichen zu setzen. Zudem droht Unruhe, weil Coach Guy Boucher bei jeder Gelegenheit mit einem Abgang in die NHL kokettiert.
Prognose: Playoff-Viertelfinal.
EHC Biel: In Biel herrscht dank dem Einzug in die mondäne Tissot-Arena Aufbruchstimmung. Mit Thomas Wellinger und der ewigen EVZ-Transferversuchung Tim Stapleton kamen interessante neue Spieler. Und doch wäre bei diesem Kader schon das Erreichen des Playoffs ein Erfolg.
Prognose: Playoff-Viertelfinal.
HC Davos: Reicht die Substanz? Hofmann und die Gebrüder von Arx haben den Verein verlassen, dazu startet der Meister aus finanziellen Gründen mit bloss drei Ausländern in die Saison. Die Titelverteidigung würde überraschen, aber an guten Abenden können die Davoser dank dem erfrischenden Tempohockey Arno Del Curtos jeden Gegner zerzausen.
Prognose: Playoff-Halbfinal.
Fribourg-Gottéron: Dem rigorosen Frühlingsputz des bizarrerweise gleich mit einem Vierjahresvertrag vom Spieler zum Sportchef aufgestiegenen Christian Dubé fielen fünf Spieler mit laufenden Verträgen zum Opfer – was den Klub eine Stange Geld kostete. Für den Trainer Gerd Zenhäusern ist die Situation delikat bis unlösbar: Fribourg hat an Qualität eingebüsst, einen zweifelhaften Defensivverbund und einen mittelmässigen Goalie – soll die miserable Vorsaison (Platz 9) aber dennoch vergessen machen. Zenhäusern übte schon in der Vorsaison rigorose Manöverkritik in der Öffentlichkeit – das ist selten ein gutes Omen.
Prognose: Playout-Final.
Kloten Flyers: In Kloten haben neben drei Ausländern auch die Besitzer gewechselt: Statt Philippe Gaydoul führt nun die kanadische Avenir-Gruppe den Klub. Sean Simpson verfügt über eine enorme Machtfülle – aber nach der miesen Vorsaison steht auch er unter Beobachtung.
Prognose: Platzierungsrunde.
Lausanne HC: Trainer-Tausendsassa Heinz Ehlers hat Lausanne sensationell zwei Mal in Serie ins Playoff geführt. Er wird es auch ein drittes Mal schaffen, sturem und effizientem Defensivhockey sei Dank.
Prognose: Playoff-Viertelfinal.
HC Lugano: In seinem dritten Amtsjahr wird Coach Patrick Fischer endlich eine Playoff-Serie gewinnen müssen, sonst dürfte es für den Zuger eng werden. Klar ist: Kein Team verfügt in der Offensive über mehr Talent.
Prognose: Playoff-Final.
SCL Tigers: Der Aufsteiger hat mit der Einstellung des in Ambri und Basel gescheiterten Kanadiers Benoît Laporte für Irritationen gesorgt. Dazu fehlt unter anderem ein Nummer-1-Goalie.
Prognose: Liga-Qualifikation.
Servette Genf: Torhüter Robert Mayer hat den Beweis, ein würdiger Nachfolger für Tobias Stephan zu sein, noch nicht erbringen können. Und im Angriff fehlt es an Kreativität.
Prognose: Playoff-Viertelfinal.
ZSC Lions: Kein Team verfügt über mehr Qualität und Quantität. Verabschiedet sich der frühere NHL-Trainer Marc Crawford mit einem zweiten Meistertitel aus Europa?
Prognose: Meistertitel.
EV Zug: Ein ruhiges Umfeld, einer der besten Goalies und zwei der besten Sturmreihen des Landes – der Mix ist verheissungsvoll. Hält die Abwehr auch im Playoff dicht, könnte es auch für den ganz grossen Wurf reichen.
Prognose: Playoff-Halbfinal.