ZUGANG: Emanuel Peter: mit Masse und Köpfchen

Emanuel Peter ist der prominenteste Schweizer Zuzug im EVZ. Der Ostschweizer will in Zug endlich seinen ersten Titel gewinnen. Daneben bereitet er sich auf das Leben nach der Karriere vor – mit einem Geschichtsstudium.

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Bücher faszinieren ihn: Emanuel Peter im Depot der Stadt- und Kantonsbibliothek in Zug. (Bild Stefan Kaiser)

Bücher faszinieren ihn: Emanuel Peter im Depot der Stadt- und Kantonsbibliothek in Zug. (Bild Stefan Kaiser)

Nicola Berger

Manchmal sind es Zufälle, die den Lebensweg vorzeichnen – wie zum Beispiel bei Emanuel Peter (31). Im Alter von vier Jahren erblickte er im Sportteil der Regionalzeitung einen Artikel inklusive Foto zu einer Eishockeypartie. Es war bloss der EHC St. Gallen, ein Verein, der in der Geschichte seines Bestehens nicht so viele Menschen zum Träumen angeregt hat, aber Peter war fasziniert. Er sagt heute: «Als ich damals das Bild gesehen hatte, war für mich klar: Ich will Eishockey spielen.»

Via Herisau und Uzwil schaffte es der Juniorennationalspieler Peter 2001 nach Kloten, ehe er fünf Jahre später nach Biel weiterzog. Peter war in Biel eine Art Institution, zwischenzeitlich führte er das Team als Captain. Er hätte oft wechseln können – 2008 war der Transfer nach Ambri schon besiegelt, doch Peter zog nach dem Aufstieg in die NLA den Verbleib in Biel vor. Warum aber verlässt er Biel gerade jetzt, wo in der Stadt doch Aufbruchsstimmung herrscht wegen des Einzugs in die neue Tissot-Arena? Peter sagt: «Ich habe zuletzt gemerkt, dass mir die letzte Entschlossenheit fehlte. Ich brauchte einen neuen Impuls, darum habe ich mich für den Transfer nach Zug entschieden.»

Das Lob von Kläy

Der EVZ bemühte sich sehr früh um den 1,85 Meter grossen und 95 Kilo schweren Mittelstürmer – Sportchef Reto Kläy schätzt Peter als einen der besten Defensivangreifer der Liga ein und sah den 16-fachen Schweizer Nationalspieler als Aufwertung gegenüber dem bisherigen Drittliniencenter Fabian Sutter (33, wechselte zu Biel). Kläy sagt: «Peter vereint viele wichtige Qualitäten. Er ist stark am Bully, bringt Wasserverdrängung mit und kann das Spiel sehr gut lesen.»

Peter hat in Zug einen Zweijahresvertrag unterschrieben, die neue Stelle tritt er mit einem Ziel an, dem er alles unterordnen will: den Gewinn des Titels. Er sagt: «Für mich zählt nur die Meisterschaft.»

Flair für alte Bücher

Auf dem Eis mag das stimmen – aber der Horizont des Familienvaters geht über die Werbebande hinaus: Seit 2010 studiert Peter Geschichte und Literaturwissenschaften. Er sagt: «Ich suchte einen Ausgleich neben dem Eishockey. Und diese Sachen haben mich schon immer interessiert, das ist meine Passion.» Unterhält man sich länger mit Peter, blitzt die Leidenschaft immer wieder auf: Er ist interessiert am Weltgeschehen, parliert kultiviert – und hat ein Flair für alte Bücher. Sein Dilemma: «Ich habe inzwischen kaum noch Platz.»

Später Gymnasiallehrer?

Das ist nicht alltäglich, gerade im Profizirkus, wo es nicht wenige Exponenten gibt, welche sich mässig für Kafka, Camus oder Hemingway interessieren, dafür aber stark für die Playstation. Bei Peter ist es anders – und darum dürfte seine berufliche Zukunft eher nicht mehr im Eishockey liegen. Peter sagt: «Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, als Gymnasiallehrer zu unterrichten.» Er sagt das, schiebt den Gedanken aber sofort weg und fügt an: «Momentan zählt nur der EVZ.»